Kollege Häfele hat, fürchte ich, mit seinen Ausführungen recht.
Allerdings sehe ich ich bei Kasino und Lotto keine moralische Zurückhaltung, wie er meint, sondern eine viel pragmatischere: Man schlachtet nicht die Gans, die goldene Eier legt. Zusammenfassend kann man sagen, daß nach Opportunitäts-Kriterien besteuert wird und gar nicht der Versuch gemacht wird, so etwas wie Steuergerechtigkeit anzustreben. Dann sollte man aber auch nicht im Namen der Gerechtigkeit Vermögenssteuer, Aktienbesteuerung u.ä. fordern!
Erich Wallner
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: BRG Dornbirn Schoren, Direktion [mailto:brg.schoren.dir@cnv.at]
Gesendet: Freitag, 10. Januar 2003 08:38
An: Erich Wallner; 'Lehrerforum'
Betreff: AW: Achillesferse Binnennachfrage / Steuergerechtigkeit
Zum PS.: Da ist die sprachliche Darlegung tatsächlich unsauber: 1. Der Staat wird, da die absolute Ehrlchkeit der BürgerInnen sich nicht schlagartig einstellen wird, die Erbschaftssteuer beibehalten. - Ein Argument aus einem "Anthropinon". 2. Der Staat geht hier den leichteren Weg. Vermögenssteuer ist ihm weniger problematisch als die Börsengewinne tatsächlich (stärker) abzusahnen; die meisten anderen Staaten tun das ebenfalls nicht (wirklich). - Ein Argument der "Praxis" (oder der Feigheit)
Kasino/Lotto - Börse:
Meiner Auffassung nach greift der Staat hier (Kasino/Lotto-Gewinn) deshalb nicht zu, weil er auf Grund der mathematisch vorhersagbaren "Gewinn-Verteilung" auf jeden FAll der "Gewinner" ist; es wäre daher unmoralisch, sein mathematisch ´gesehen, absolut nicht vorhandenes Risiko bei den relativ wenigen GewinnerInnen nochmals "abzudecken". Das ist eben das für alle besonders Schöne am Lotto: kleines Risiko beim Einzahler, absolut kein Risiko beim Betreiber/beim Staat.
Norbert Häfele
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Erich Wallner [SMTP:erich.wallner@aon.at]
> Gesendet am: Donnerstag, 9. Januar 2003 21:56
> An: 'BRG Dornbirn Schoren, Direktion'; 'Lehrerforum'
> Betreff: Achillesferse Binnennachfrage / Steuergerechtigkeit
>
> Ich hätte gerne ein Argument dafür gehört, daß der Staat zwar (wie in
Ö)
> Aktienkursgewinne (innert eines Jahres) besteuert, jedoch
Kasinogewinne
> und Lottogewinne ungeschoren läßt.
>
> Die Parallele zwischen Kasino und Börse besteht darin, daß die
"Spieler"
> in beiden Fällen das volle Risiko selber tragen. (An der Börse war in
> den letzten drei Jahren das Risiko noch viel höher als im Kasino.)
> Trotzdem werden Erträge - so überhaupt welche anfallen - ganz
> unterschiedlich behandelt. (Den Unterschied, daß Investitionen an der
> Börse wirtschaftlich nützlich sind [am besten ersichtich bei
> Emissionen; warum wohl hat
Maria
> Theresia die Wiener Börse gegründet?], wogegen im Kasino nur der
> Spieltrieb befriedigt wird, lasse ich großzügigerweise unter den Tisch
> fallen.)
>
> Noch weniger verstehe ich die Steuerfreiheit von Lottogewinnen. Dabei
> handelt es sich um ein arbeitsloses Einkommen par excellence, das noch
> dazu mit fast Null Risiko erzielt wird - das bißchen Einsatz kann
jeder
> verschmerzen.
>
> Erich Wallner
>
> P.S.: Der Satz "solange die Erträge aus Börsen-Papieren nicht
besteuert
> werden, ist auch jede Vermögenssteuer berechtigt" erscheint kurios.
> Das klingt wie "Solange mein Nachbar mit einem abgelaufenen
Autopickerl
> herumfährt, ist es nur recht und billig, daß ich doppelt so viel für
> einen Parkschein bezahlen muß."
>
>
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