Presse 14 01 03
Mathematik 2003: Pisa oder Visa?
Das Wissen von Jugendlichen im internationalen Vergleich wird im Frühjahr getestet - mit dem Schwerpunkt Mathematik. Darauf vorbereiten können die Lehrer ihre Schüler nicht.
VON CHRISTINE LUGMAYR
WIEN. Kurz nach Ostern ist es zum zweiten Mal so weit: Österreichs 15- bis 16jährige müssen ihr Wissen unter Beweis stellen. Denn Pisa (Programme for International Student Assessment), die internationale Bildungsvergleichsstudie, geht in die nächste Runde. Getestet werden dabei Schüler am Ende der Schulpflicht in vier Bereichen: Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften und erstmals in allgemeinem Problemlösen.
Bereits im Jahr 2000 wurde eine Pisa-Studie mit dem Schwerpunkt "Lesen" durchgeführt. Damals schnitt Österreich mit einer Plazierung im ersten Drittel relativ gut ab. Größere Probleme bei der Beantwortung der Testfragen hatten die deutschen Schüler. Die Folge: Platz 21 bei 31 teilnehmenden Staaten für Deutschland.
Spannend könnte es diesmal werden, da der Schwerpunkt - also mehr als die Hälfte aller Fragen - ein mathematischer sein wird. Spannend auch für Österreichs Mathematik-Lehrer, die bei einem schlechten Abschneiden ihrer Schüler im internationalen Vergleich sicherlich heftige Kritik auf sich nehmen werden müssen.
Haben die Lehrkräfte bereits gezielt begonnen, die Schüler auf den Test vorzubereiten? Offenbar nicht. "Meinen Sie Pisa oder Visa? Wir haben noch nichts von einer Studie gehört." So die Antwort einer Person mit Bildungsauftrag an einem Wiener Bundesgymnasium.
Aber auch Robert Geretsschläger, Mathematiklehrer in Graz, der an der Entwicklung der Beispiele für die PISA-Studie mitarbeitet, verneint. "Es ist nicht Sinn der Sache, die Jugendlichen auf den Test vorzubereiten." Denn nicht nur das durch Lehrer vermittelte Wissen und somit auf Umwegen das Schulsystem würden getestet. Ebenso der Hausverstand und das durch Medien oder Elternhaus vermittelte Können würden bei den Fragen eine Rolle spielen.
Es gibt keine Unterlagen
Ähnliche Worte auch von Birgit Lang, Mitarbeiterin des PISA-Projektzentrums
Österreich: "Die Schüler können nicht gezielt vorbereitet werden. Es gibt keine Unterlagen, keine Übungsaufgaben."
Sollte Österreich schlecht abschneiden, sind dann Konsequenzen, wie etwa Änderungen des Lehrplans geplant? "Ich bin sehr zuversichtlich, daß wir erfolgreich sein werden. Denn bisher waren die Ergebnisse in dieser Altersgruppe international gesehen immer im oberen Bereich," sagt Geretsschläger. Schlechter Abschneiden würden ältere Schüler. So erreichten Österreichs Oberstufenschüler bei einem 1998 durchgeführten internationalen Mathematik-Test (Timms) ein geradezu katastrophales Ergebnis. An der Spitze lagen Frankreich, Rußland und die Schweiz, während Österreich weit unter dem Länderdurchschnitt rangierte.
Die Ergebnisse des zweistündigen Tests, an dem mehr als 150.000 Jugendliche aus 36 Ländern teilnehmen, werden allerdings erst für Ende 2004 erwartet.
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