DER STANDARD
Freitag, 17. Jänner 2003, Seite 2

SCHULORGANISATIONSREFORM
"Der Aufwand ist gewaltig"

Schulratspräsident lobt Besonderheiten und hinterfragt Kosten
Eisenstadt - Heute, Freitag, ist wieder so ein Tag, an dem sich Fritz Krutzler an einer burgenländischen Besonderheit erfreuen kann: "Da werden wir die Segel-HAK in Neusiedl vorstellen." Wie bitte? Sind nicht Segelschulen privatwirtschaftliche Einrichtungen, in denen Leute mit zu viel Geld und zu viel Freizeit ein Hobby erlernen? Nicht im Burgenland - dort wird an einer Handelsakademie des Bundes der Schwerpunkt "Sport- und Eventmanagement" mit Bezug zum Neusiedler-See-Tourismus und dem Segelsport gesetzt.
Und der amtsführende Landesschulratspräsident Krutzler ist ganz stolz darauf. Wie er auch auf eine Golf-HAK (in Stegersbach) stolz sein kann und auf eine Schule in Güssing, in der man neben der Matura zum Pferdefachmann ausgebildet wird. Oder auf eine andere in Oberwart, wo das Management von Bädertourismus gelehrt wird. "Da hat es riesige Aufregung gegeben, weil das hätte eigentlich Hartberg in der Steiermark haben wollen - aber ich habe mich eben in Wien durchgesetzt", erinnert sich Krutzler. Dieses Setzen von Schwerpunkten sei seine eigentliche Aufgabe, "wir machen das regionale Bildungsangebot". Wobei der politische Einfluss durch den Landeshauptmann (der der eigentliche Landesschulratspräsident
ist) eher bescheiden ausfällt - nur bei ganz großen strategischen Entscheidungen, etwa über die Errichtung von Fachhochschulen, sei das Land am Zug. Sonst sei er als Präsident "der verlängerte Arm des Ministeriums". Und für lokale Initiativen zuständig - etwa die im Gesetz nicht vorgesehene, aber für die Schüler wichtige grenzüberschreitende Schul-Zusammenarbeit mit Ungarn. Oder den minderheitensprachlichen Unterricht in Romanes, der Sprache der Roma. "Der Aufwand ist gewaltig," sagt Krutzler über seinen Arbeitsbereich, der insgesamt 320 Schulen umfasst. Der Landesschulrat hat dafür 70 Mitarbeiter - "na ja, so viel ist das auch nicht. Aber mann kann immer darüber diskutieren, ob das zu viel Apparat ist. Das finnische System, das in der Pisa-Studie so gut abschneidet, hat beispielsweise keine Fachinspektoren. Der ökonomische Blick auf die Schule kann heute nicht mehr ausgeblendet werden." So sei zu hinterfragen, ob die Schulaufsicht in vier Ebenen - Ministerium, Landesschulrat, Bezirksschulrat, Schuldirektion - sinnvoll ist. (cs)


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