Frankfurter Rundschau 23 01 03

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Krieg auf Schulhöfen unpopulär

Lernende bereiten Proteste gegen Angriff auf Irak vor

Schülerinitiativen aus ganz Deutschland bereiten sich darauf vor, auf die Straße zu gehen, sobald die USA Irak angreifen.

Von Karl-Heinz Heinemann

KÖLN, 22. Januar. "Wenn die USA Irak überfallen, darf kein normaler Unterricht mehr stattfinden. Wir wollen Leute aus anderen Schulen und anderen Orten zusammenbringen, damit wir am Tag X die Schülerinnen und Schüler aus den Klassenzimmern holen können", meint die 17-jährige Olga Hurloff vom Kölner Kaiserin-Augusta-Gymnasium. Zusammen mit anderen Kölner Schülerinnen und Schülern ruft sie zur Gründung einer bundesweiten Initiative "SchülerInnen gegen den Krieg" auf. Sie stellten ihre Initiative am Mittwoch im Rahmen eines Hochschulaktionstages gegen den drohenden Krieg an der Universität Köln vor. Am 29. Januar wollen die Schüler in Köln eine überregionale Initiative gründen.

Auch in Aachen, Berlin, Kassel und Stuttgart gebe es schon Schülerinitiativen, die sich darauf vorbereiten, am Tag des Kriegsbeginns den normalen Unterricht ruhen zu lassen. Man suche den Kontakt zu ihnen, berichtete Hurloff. Auf den Schulhöfen herrsche eine massive Antikriegsstimmung, mehr als zu Zeiten des Afghanistan- oder des Kosovo-Krieges. In der Öffentlichkeit sei davon bisher wenig zu spüren. Doch wenn es zum Krieg kommt, könne diese Stimmung in Aktionen umschlagen. Die Kölner Schülerinnen und Schüler vertrauen nicht auf Organe wie die BundesschülerInnenvertretung, die offenbar davor zurückscheue, für sich ein "politisches Mandat" zu beanspruchen. An ihrer Schule gebe es auch Unterstützung aus dem Lehrerkollegium, doch "das Engagement muss von uns kommen", meint Olga Hurloff.

Auf mehreren Teach-ins versuchten die Kölner "Studierenden gegen den Krieg" die Öffentlichkeit in den Hochschulen zu mobilisieren. Das Echo war mäßig, räumte ihr Sprecher, Frank Kühl, ein. Die Antikriegserklärungen der Bundesregierung beruhigten die Gemüter. Doch am "Tag X", wenn die ersten Awacs mit deutscher Besatzung ihre Daten an die US-Bomber durchgeben und die Bundeswehr für die USA den Lückenbüßer in Afghanistan spielen müsse, werde die Antikriegsstimmung auch an den Hochschulen in Aktionen umschlagen, hofft er. Die von Jusos und Basisgruppen getragenen Asten der Kölner Hochschulen unterstützen die Initiative zwar finanziell, scheuen aber das offene politische Engagement. Auch von bundesweiten Studentenverbänden wie dem FZS, dem freien Zusammenschluss der Studierendenvertretungen, gebe es bisher keine Initiative, die Proteste an den Hochschulen zu organisieren.



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