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http://www.perlentaucher.de/feuilletons/2003-01-24.html

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.01.2003

Als "alte Länder" und als ein "Problem" hat der amerikanische Ver- teidigungsminister Donald Rumsfeld jüngst Deutschland und Frankreich bezeichnet. Das will die FAZ nicht auf uns sitzen lassen: "Nicht, dass Frankreich und Deutschland als altersschwach geschmäht werden, weckt Widerspruch. Es ist vielmehr der Umstand, dass die Amerikaner in der Kriegsunwilligkeit halb Europas nur Starrsinn, nicht Erfahrung erkennen wollen." Diese Zeitung holte sich den Beistand europäischer Intellektueller, die dem amerikanischen Verteidigungsminister antworten.

Es antworten Jürgen Habermas (Rumsfeld "verantwortet eine Sicherheits- doktrin, die völkerrechtlichen Grundsätzen spottet. In der Kritik seiner europäischen Freunde begegnen ihm die preisgegebenen eigenen, die amerikanischen Ideale des 18. Jahrhunderts."), Joseph Rovan ("Aus der Äußerung des amerikanischen Verteidigungsministers ergibt sich die Notwendigkeit, dass sich Europa neben den Vereinigten Staaten, China, Russland und Indien als Weltmacht konstituiert und von der Dominanz der Vereinigten Staaten frei macht"), Peter Sloterdijk ("Das alte Europa, durch Frankreich und Deutschland ehrenvoll vertreten, ist die avancierte Fraktion des Westens, die sich unter dem Eindruck der Lektionen des zwanzigsten Jahrhunderts zu einem postheroischen Kulturstil - und einer entsprechenden Politik - bekehrt hat; hingegen sitzen die Vereinigten Staaten in den Konventionen des Heroismus fest"), Luc Bondy ("Vive l'Europe!"), Jacques Derrida ("Schockierend!"), Georg Klein ("Unerträglich werden die Alten, wenn sie behaupten, all das hinter sich zu haben, worauf sich die Jugend zu freuen anschickt")
- und außerdem Alice Schwarzer, Paul Virilio, Tahar Ben Jelloun, Durs Grünbein, Crhistian "Napoleon" Clavier, Friedrich Kittler, Max "Napoleon" Gallo, Peter Schneider, Jacques Attali, Jochen Gerz, Michel Tournier, Adolf Muschg, Jorge Semprun, Thomas Hettche, Regis Debray, Robert Menasse.

Nur einer spuckt in die Suppe, Andre Glucksmann: "Die sogenannte gemeinsame Position Frankreichs und Deutschlands ist nur eine
scheinbare: Schröder hat erklärt, dass sein Land an einem Krieg gegen den Irak unter keinen Umständen mitmachen werde. Chirac lässt diese Frage offen. Es gibt kein übereinkommendes Engagement
- man ist sich nur einig, wenn es um das Abseitsstehen geht."




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