Vorbemerkung E.W.:
Es ist immer wieder faszinierend, mitanzusehen, was sich manche Leute immer noch glauben leisten zu können. Und das 15 Jahre oder so nach Alois Rechberger.
Wie es aussieht, wird die sowieso absehbare Pflichtwatschen der SPÖ bei den NÖ Landtagswahlen in ein paar Wochen noch ein wenig kräftiger ausfallen.



Für Betriebsrat zu krank, für Politik gesund genug: Wirbel um SP-Mandatar

Erich Farthofer wurde frühpensioniert, weil er als Lokführer zu krank war. In Wahrheit war er Betriebsrat im Innendienst und seit Jahren nicht in einer Lok tätig.

VON WERNER BENINGER


WIEN. Der von der "Presse" Freitag aufgezeigte Fall des niederösterreichischen SPÖ-Landtagsabgeordneten und Multifunktionärs Erich Farthofer, der zwar seit Jahren zu krank für seine Arbeit bei den ÖBB, aber dennoch gesund genug für seine Politikertätigkeit ist, sorgte für heftige politische Reaktionen.
Für die ÖVP-Niederösterreich sprach Landesgeschäftsführerin Johanna Mikl-Leitner davon, daß SP-Funktionäre offenbar den Griff in die Taschen der Steuerzahler zu ihrem Lebensmotto erhoben hätten. Der Fall Farthofer sei ein typisches Beispiel für den Mißbrauch des Systems der Frühpensionen. FPÖ-Klubobmann Franz Marchat betonte, er erwarte, daß die Justiz umgehend gegen Farthofer vorgehe und ihn der Landtag auch sofort ausliefere. Im übrigen sei nicht einzusehen, daß sich ein frühpensionierter ASVG-Versicherter alle zwei Jahre untersuchen lassen müsse, ob er nicht wieder arbeiten könne, dies aber für ÖBB-Beamte wie Farthofer nicht gelte.
Die Spitzenkandidatin der Grünen, Madeleine Petrovic sagte, hier fehle jedes Gefühl für Rechtmäßigkeit. Farthofer schade der Politik insgesamt.

Inzwischen liegen der "Presse" neue Informationen vor, die die Causa noch skandalöser erscheinen lassen. Farthofer selbst hatte der "Presse" erklärt, er sei mit "Burn Out-Syndrom", also Überlastungserscheinungen, als 49jähriger in Frühpension geschickt worden, weil er seinen "Traumberuf" als Lokführer nicht mehr ausüben hätte können. Und einen anderen Posten hätten ihm die ÖBB nicht zur Verfügung gestellt.
Tatsächlich war Farthofer laut Postenplan bereits seit Jahren nicht mehr als Lokführer tätig. Er war im Innendienst und Personalvertreter. Vor seiner Pensionierung im Jahr 2000 war er laufend im Krankenstand und damit zu krank um seine Tätigkeit bei den ÖBB auszuüben, wo er sich am Postenplan der Personalvertretung fand. Sein politisches Mandat und seine zahlreichen Parteifunktionen konnte er aber trotzdem ausfüllen.
Damit Farthofer in krankheitsbedingte Frühpension gehen konnte, mußte er erst wieder auf einen Lokführerposten versetzt werden. "Auf einer Lok ist der seit Jahrzehnten nicht mehr gesessen", sagte dazu ein Gewerkschaftskollege Farthofers.
Damit er als Frühpensionist nicht weniger Geld bekommt, als in seiner Zeit als aktiver ÖBB-Beamter wurde Farthofer unmittelbar vor seiner Pensionierung befördert und erhielt eine stolze Gehaltserhöhung.
Farthofer war Freitag für die "Presse" nicht mehr erreichbar. Die Bitte um Rückruf blieb unerfüllt. Bei den ÖBB hieß es, Frühpensionierungen seien Sache der Eisenbahnerversicherung. Farthofer habe ein ärztliches Attest vorgelegt.


25.01.2003
Quelle: Print-Presse





DER STANDARD
Samstag/Sonntag, 25./26. Jänner 2003, Seite 14

NIEDERÖSTERREICH
Frühpensioniert - aber fit für die Landespolitik

SP-Mandatar Farthofer unter Beschuss
St. Pölten - Er sei "momentan total fertig", stöhnte Erich Farthofer, niederösterreichischer Landtagsabgeordneter der SP. Dann beendete er das Telefonat - und war für den STANDARD fortan nicht mehr zu sprechen. Kein Kommentar also zu Zeitungsmeldungen, wonach der 51-Jährige, als Politiker bisher voll aktiv, seit zwei Jahren eine ÖBB-Frühpension bezieht. Weil er "arbeitsunfähig" sei, wie er selbst betont. Wegen eines Burn Out Syndroms - einer krankheitswertigen Ermüdung nach zu viel Stress - das ihm die Tätigkeit als Lokführer verunmögliche. Die Arbeit als Bundesrat, die Farthofer laut Bericht zwischen 1986 und 1999 ausübte, habe ihn hingegen nicht überlastet. Auch der Job als EU-Abgeordneter der SPÖ von 1996 bis 1999 nicht: Nun prüfe die Oberstaatsanwaltschaft wegen Verdachts auf illegale Frühpensionierung. SP-Landesgeschäftsführerin Karin Kadenbach: " Die Abgeordnetentätigkeit Farthofers läuft mit der jetzigen Periode aus". (bri)

© DER STANDARD, 25./26. Jänner 2003





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