Die Bekanntgabe eines Noten- oder Punkteschlüssels VOR der Schularbeit ist jedenfalls NICHT verpflichtend.
Genausowenig ist etwa die Verwendung eines Punktesystems verpflichtend. Daß der Gesetzgeber in weiser Einsicht darauf verzichtet hat, solche Details zu regeln, merke ich als Anglist mit 25 Dienstjahren immer noch daran, daß ich mit dem Punkteschlüssel, den ich mir innerlich vorgestellt hatte, bisweilen ordentlich daneben liege. Dann bin ich sehr froh, daß ich keine Vorgabe einlösen muß. (Möglicherweise hat Sinowatz seine Einsicht, daß alles so kompliziert sein, ja in seiner Zeit als Unterrichtsminister gewonnen.)
Daß die SchülerInnen und Eltern die Benotung müssen nachvollziehen können, ist eine andere Sache. Ich mache aber darauf aufmerksam, daß dies auch durch eine vorherige (oder auch nachfolgende) Bekanntgabe des Schlüssels keineswegs gewährleistet ist. Was dann nämlich immer noch offen bleibt, ist die Wertigkeit der einzelnen Fehler. Und die kann man sowieso nicht publizieren, weder vorher, noch nachher, weil man unmöglich alle möglichen Fälle erfassen kann. Auch die Frage, wieviele Punkte etwa der Stil des freien Teils oder dessen (Über- / Unter-)Länge wert ist, entzieht sich jeder für Eltern und Schüler nachvollziehbaren Beschreibung.
Ich bin in letzter Zeit dazu übergegangen, bei Unterstufen-Schularbeiten
- so wie die Lateiner - einfach Fehler zu zählen, und die daraus entstehende (von mir definierte) Basisnote freihändig nach Stil und Länge (Inhalt zählt da noch nicht viel) zu modifizieren, weil ich immer mehr zu der Ansicht komme, daß Punktesysteme bloß eine Schein-Objektivität vorgaukeln. (Zur Note schreibe ich dann z.B. dazu: "Aufgrund der sprachlichen Fehler hättest du einen schwachen Dreier, der Stil des freien Teils reicht aber nur für gesamt +Genügend." - Sowohl den Dreier als auch die Abwertung durch den Stil muß mir der Schüler schlicht und einfach glauben - beweisen kann ich da gar nix.)
Für Oberstufen-Schularbeiten in Englisch gibt es etwa elaborierte Systeme, die 100 Punkte vergeben. Davon sind z.B. 20 für den Inhalt - vergeben nach Gefühl, weil es anders gar nicht geht. Weitere 20 oder 30 Punkte für Idiomatik und Stil stammen ebenfalls aus der Formel Pi x Daumen. Am Ende aber heißt es dann: Mit 77 Punkten ein Dreier, mit 78 Punkten ein Zweier. Da staunt dann der Laie, wie präzise der Professor X. den Gehalt einer Schularbeit messen kann ...
Mit freundlichen Grüßen Erich Wallner
sehr geehrter herr forstner,
wenn es klar wäre, dass ein lehrer / eine lehrerin die beurteilungskriterien in geeigneter form den klassen mitteilt, hätte ich mir die anfrage ans lehrerforum erspart! meine tochter ist in der vierten klasse gymnasium, bei jeder schularbeit bisher wurde die lehrerin ersucht, die beurteilungskriterien bekannt zu geben, bisher ohne erfolg. natürlich werde ich das gespräch suchen, will aber auf einen gesetzestext verweisen können, da fühere elterngespräche keine änderung ergeben haben. und ob noten- oder punkteschlüssel und deren bekanntgabe noch vor beginn der arbeitszeit bei schularbeiten generell verpflichtend sind - genau das möchte ich wissen. in mathematik scheint es jedenfalls selbstverständlich zu sein, auch bei tests in biologie, musik, geschichte und geographie! ich unterrichte an einer hauptschule, alle unsere englischlehrer geben sowohl punkte- als auch notenschlüssel vor beginn der arbeiten bekannt. ich finde jedenfalls, es ist eine pflanzerei der kinder, einen punkteabzug hinzuschreiben ohne einen bezug zu liefern wovon eigentlich abgezogen wird. mfg walkner heidi
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