Zwischen den Zeilen Koll. Walkners lesend stelle ich fest: Mit der angesprochenen Englischlehrerin gibt es auch sonst Zores, sonst wäre die Stimmung nicht von vornherein schon so aufgeheizt. Vielleicht handelt es sich bei dem am Rand der Schularbeit stehenden "-2" bloß um eine interne Notiz, die die Kollegin dummerweise nicht mit Bleistift geschrieben und wieder ausradiert hat?

Ich möchte zwei Begebenheiten aus meinem bewegten Leben, die mit der Beurteilung von Schülerleistungen in Zusammenhang stehen, erzählen, bevor ich mich in die heutige Beurteilungskonferenz stürze:

(1) In einem früheren Leben, vor mehr als 15 Jahren, verwendete ich in einer Unterstufenklasse einmal einen Punkteschlüssel zwecks Optimierung der Transparenz. Da ich ihn vorher bekanntgemacht und minutiös erklärt hatte, bekamen schließlich viele SchülerInnen schlechtere Noten als ich eigentlich wollte, aber es gab konsequenterweise kein Zurück mehr. Gleich am nächsten Morgen um 3/4 8 saß eine Mutter beim Direktor und beschwerte sich: Ihr Sohn habe bei 26 von 50 Punkten einen Fünfer bekommen. Das gehe nicht, er habe doch mehr als die Hälfte richtig. Meinen Hinweis, dass dieses Ergebnis bedeutet, dass in der Arbeit 24 Fehler seien, ließ sie nicht gelten. Vielleicht kann in einer Mathematikschularbeit "mehr als die Hälfte richtig" sein, aber wie soll das in einer Sprache ausschauen?

(2) Vorigen Mittwoch ging eine Schülerin der 8. Klasse nach der 4. Stunde nach Hause, unmittelbar vor der Englischstunde. Ich wollte ihr für Freitag (letzter Prüfungstag) eine Prüfung ansetzen, doch das konnte ich somit nicht mehr. Sie ließ mir ausrichten, sie stehe in Englisch ohnehin auf Genügend (Schularbeitsnoten 5 und 4, ergibt 4,5; aufsteigende Tendenz --> ergibt 4). Die Beurteilungskriterien der AnglistInnen unserer Schule sind sogar im Internet abrufbar, doch das nützt, wie's scheint, alles nichts.

Ich wünsche einen schönen Semesterabschluss und würde trotz allem vorschlagen, ruhig Blut zu bewahren.

K Forstner


----- Original Message -----
From: "heidi walkner"
To:
Sent: Tuesday, January 28, 2003 7:44 AM
Subject: Re: LF: Noch einmal: Punkteschlüssel - Notenschlüssel


> sehr geehrter herr forstner,
> wenn es klar wäre, dass ein lehrer / eine lehrerin die
beurteilungskriterien
> in geeigneter form den klassen mitteilt, hätte ich mir die anfrage ans
> lehrerforum erspart! meine tochter ist in der vierten klasse
> gymnasium,
bei jeder
> schularbeit bisher wurde die lehrerin ersucht, die
> beurteilungskriterien bekannt zu geben, bisher ohne erfolg. natürlich
> werde ich das gespräch
suchen,
> will aber auf einen gesetzestext verweisen können, da fühere
elterngespräche
> keine änderung ergeben haben. und ob noten- oder punkteschlüssel und
> deren bekanntgabe noch vor beginn der arbeitszeit bei schularbeiten
> generell verpflichtend sind - genau das möchte ich wissen. in
> mathematik scheint es
jedenfalls
> selbstverständlich zu sein, auch bei tests in biologie, musik,
> geschichte
und
> geographie! ich unterrichte an einer hauptschule, alle unsere
englischlehrer
> geben sowohl punkte- als auch notenschlüssel vor beginn der arbeiten
bekannt.
> ich finde jedenfalls, es ist eine pflanzerei der kinder, einen
> punkteabzug hinzuschreiben ohne einen bezug zu liefern wovon
> eigentlich abgezogen
wird.
> mfg
> walkner heidi
>
>
>


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