Nachdem ich bei anderer Gelegenheit kritisiert hatte, daß es seitens der Gewerkschaft kein Argumentarium gebe für die Diskussion ASVG versus Beamte, stelle ich mit Befriedigung fest, daß sich H. Jantschitsch in der Februar-Nummer der „AHS“ in der Titelgeschichte über Pensionen dieses Themas angenommen hat. Wer sich bisher noch nicht damit auseinandergesetzt hat, findet dort einen guten – wenn auch kursorischen
- Überblick.

Ein Argument von ihm, das mir bisher nicht aufgefallen war, ist der Umstand, daß die Gleichstellung von Mann und Frau im öffentlichen Dienst insofern „gegen“ die Beamten wirkt, als sie die Differenz der Pensionen noch akzentuiert. Die Differenz ASVG (weiblich) versus Beamtinnen ist offenbar noch größer als die Differenz ASVG (männlich) versus Beamte.
Das Ergebnis: In der Diskussion um Pensionen wird die im öffentlichen Dienst BESSER umgesetzte Emanzipation der Frau als Argument GEGEN den öffentlichen Dienst verwendet: "Seht her, wie hoch deren Pensionen sind!"

Ein anderer Aspekt bei den Pensionsvergleichen (der ist von mir) wäre folgender: Bei einer Schule zählt die Direktorenpension selbstverständlich zum Schnitt der Lehrerpensionen dazu. Die Pension eines Finanzamts-Leiters gehört statistisch in einen Topf mit seinen Referenten. Und im Ministerium ziehen die Sektionschefs mit ihren Pensionen den Schnitt nach oben. Es werden also Vorgesetzte (bis ganz
hinauf) und Untergebene zusammengezählt.
Demgegenüber fallen in der ASVG-Statistik alle Leitungsfunktionen heraus, weil sie entweder gar nicht zum ASVG ressortieren, oder aber durch die Höchstbeitragsgrundlage von € 3270 gekappt werden, also nicht nur der Firmenchef, sondern auch der Prokurist, die Abteilungsleiter etc. Es werden also Äpfel mit Birnen verglichen – auf der einen Seite die Indianer mitsamt ihren Häuptlingen, auf der anderen nur die Indianer.
Darüber hinaus (und darauf weist auch Jantschitsch hin) haben gut Verdienende in der Privatwirtschaft mit ihren jenseits der Höchstbeitragsgrundlage von € 3270 ersparten Pensionsbeiträgen (dazu kommt noch der niedrigere Satz!) natürlich auch privat vorgesorgt – darüber gibt es aber keine Statistiken.

Erich Wallner

P.S.: Ceterum censeo: Ich verstehe nach wir vor nicht, warum eine (unverheiratet kinderlose) Damenfriseuse um fünf Jahre weniger lang arbeiten soll als ein (womöglich verheirateter und Kinder erziehender) Herrenfriseur - noch dazu, wo die statistische Lebenserwartung der Frau um fast 10 Jahre höher ist als die des Mannes, was insgesamt eine um fast 15 Jahre längere Pensions-Bezugszeit ergibt. Da hat offenbar die Politik der Versicherungsmathematik beide Augen verklebt.

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