Diese Diskussion, an der die sie auslösende Koll. Walkner längst nicht mehr teilnimmt, dreht sich auf absurde Weise im Kreis. Zu keiner Zeit habe ich behauptet oder in der Praxis auch nur den Versuch unternommen, ein mir zu schlecht vorkommendes Gesamtergebnis einer Schularbeit nach oben hin zu korrigieren und DESHALB den Punkteschlüssel, den ich mir zurechtgelegt habe, zunächst verschwiegen -- auch wenn mich diese Vorgangsweise bei anderen keineswegs stört. (Ich nenne das Methodenfreiheit und Pluralismus.) Mir persönlich sind "realistische Notendurchschnitte" vollkommen egal. Wenn die halbe Klasse ein Sehr gut auf eine Schularbeit hat, freue ich mich mit
ihnen; hat mehr als die Hälfte ein Nicht genügend, so bekommen sie eine zweite Chance. Ist es genau die Hälfte der Klasse, dann haben sie diesmal Pech gehabt. Dann machen wir aber nicht die nächste Schularbeit schon von vornherein grundsätzlich leichter, sondern wir üben, wiederholen, ich erkläre nochmals, wir üben, wiederholen, etc. etc.
Sie fragen, wie SchülerInnen reagieren werden, die nach jeder Schularbeit vom Lehrer einen anderen Schlüssel vorgelegt erhalten. Nun, bei mir bekommen sie bei der Rückgabe der einen Schularbeit den einen, das andere Mal einen anderen, beim dritten Mal gar keinen -- je nach Aufgabenstellung. Für mich ist so ein Notenschlüssel nämlich Mittel zum Zweck und nicht Selbstzweck. Wie die SchülerInnen reagieren? Dankbar für die Transparentmachung der jeweiligen Notenfindung, ärgerlich in Bezug auf ihre eigenen Fehler. Wo ist das Problem?
Außerdem bin ich entschieden gegen diese alarmierende Überbetonung der Schularbeiten, noch dazu wo deren Anzahl ständig reduziert wird oder zumindest reduziert werden kann.
Ist es bei Ihnen auch üblich oder -- Horror -- verpflichtend, dass bei Klausurarbeiten aus Englisch Notenschlüssel beigelegt werden?
Schließlich: Wenn ich etwas Zeushaftes an mir habe, dann vielleicht mein äußeres Erscheinungsbild. Ich komme drauf, ich habe ja schon wieder nicht ganz verstanden, was sie mir da letztes Mal mitteilen wollten.
K Forstner
----- Original Message -----
From: "BRG Dornbirn Schoren, Direktion"
To: "Erich Wallner" ; "'Lehrerforum (Lehrerforum)'"
Sent: Friday, January 31, 2003 9:25 AM
Subject: LF: AW: AW: Re: AW: Punkteschlüssel, Notenschlüssel, Transparenz
> Zu 1.: Also dann ist es klar, dass der Notenschlüssel auf jeden Fall
> bekanntgegeben werden muss.
> Zielvorgabe: "Was bezeichnen sie als "REALISTISCHER" Notenschnitt.
> "Realistisch" ist wohl das, was der Lehrer nach Durchsicht der
> Arbeiten dafür hält - Herrn Forstner habe ich persönlich sinngemäß
> folgendes
> geschrieben:
> Was Sie offenbar vertreten, nenne ich einen sehr untransparenten
> Ansatz, der etwas Zeus-haftes an sich hat, wenn jemand im stillen
Kämmerlein
> zuerst schaut, was "herauskommt", dann sein Gefühl sprechen lässt, wie
viel
> die bösen/braven SchülerInnen wohl wirklich gelernt haben bzw. welche
> Tagesverfassung sie - weil Samstag oder Montag - gehabt haben mögen,
> dann noch ein bisschen "nachgibt", weil ja die letzte Schularbeit
> schon wiederholt wurde oder den SchülerInnen auch vielleicht sonst
> etwas Gutes
tun
> will.
> (Wie werden SchülerInnen reagieren, die nach jeder Schularbeit vom
> Lehrer einen anderen Schlüssel vorgelegt erhalten?)
>
> Zu 2.: Ja, ich gebe zu, dass es "Betriebsunfälle" gibt. Und das ist
> eben der "steinalte" Ansatz, dass der Notenschlüssel etwas mit dem
> "Betriebsunfall" zu tun haben soll. Der "BU" soll durch die
> pädagogische und fachgerechte Kompetenz und Wahrnehmung möglichst
> nicht eintreten. Auch dafür ist die Bekanntgabe
VORHER
> ein Maßstab für den Lehrer, eine Richtschnur (und es tut eh jeder,
> auch
wenn
> er den Notenschlüssel nur geheim im Kopf hat). So weit zur Verhütung
> erratischer Ergebnisse.
>
> Ein Vergleich:
> Ich glaube, das ist doch in ganz Österreich so, dass bei der
> Geschwindigkeitsmessung auf der Straße, vond er BH vor der
> Strafbemessung irgendwie ein Prozentsatz an Geschwindigkeit als
> Toleranz dazu gelegt
wird,
> sozusagen noch "drin ist".
> Stellen Sie sich vor, die Behörde würde das eine Mal diese Toleranz
> gewähren, das andere Mal diese Toelranz nicht gewähren: weil Nebel war
oder
> Eisglätte oder weil es ein besonders gefährlicher Streckenabschnitt
> etc. - Die Messung (REALISTISCHER Notenschnitt) ist nicht das Ziel.
> Das Ziel ist, dass die SchülerInnen in guter Fahrweise einen
> Streckenabschnitt ihres Lebens durchlaufen - und über Messungen
> erfahren sie, wie sie dran sind. Norbert Häfele
>
> > -----Ursprüngliche Nachricht-----
> > Von: Erich Wallner [SMTP:erich.wallner@aon.at]
> > Gesendet am: Donnerstag, 30. Januar 2003 22:24
> > An: 'Lehrerforum (Lehrerforum)'
> > Betreff: LF: AW: Re: AW: Punkteschlüssel, Notenschlüssel, Trans
> > parenz
> >
> > 1. Wenn ich sage, daß eine VORHERIGE Bekanntgabe des Notenschlüssels
> > den Lehrer fesselt, dann ist es mitnichten konsequent, auch gegen
> > eine Bekanntgabe NACHHER einzutreten. Die Zielvorgabe ist ja ein
> > realistischer Notenschnitt, und nicht ein Quargelsturz* für den
> > Lehrer.
> >
> > 2. Wenn Kollege Häfele schon zugibt, daß die Schwierigkeit der
> > Aufgabenstellung auch ungewollt schwankt - wieso will er dann diese
> > Schwankung auch in weit divergierenden Noten wiederfinden - wo sie
> > doch offenbar einem Betriebsunfall entspringt? Wenn er meint, ein
> > abänderbarer Notenschlüssel sei der falsche Weg zur Verhütung
> > erratischer Ergebnisse - heißt das, daß er einen besseren Weg weiß,
> > oder daß er erratische Ergebnisse bevorzugt?
> >
> > Erich Wallner
> >
> > * (Für Alemannen: Quargelsturz = Käseglocke)
> >
> >
> >
> > -----Ursprüngliche Nachricht-----
> > Von: BRG Dornbirn Schoren, Direktion [mailto:brg.schoren.dir@cnv.at]
> > Gesendet: Donnerstag, 30. Januar 2003 14:36
> > An: K Forstner; Timo Davogg
> > Cc: Erich Wallner; heidi walkner; Lehrerforum
> > Betreff: AW: Re: AW: Punkteschlüssel, Notenschlüssel, Transparenz
> >
> > Guten Tag!
> > Wenn formuliert wird: "fesselt den Lehrer", könnte man - konsequent
> > bis zum äußersten Gedanken weitergeführt - sagen: "Der Lehrer
> > braucht überhaupt keinen Maßstab (Punkte) benützen"!. Er schreibt
> > die Note drunter und basta!
> >
> > Es ist für mich sehr erstaunlich, ja fast unfassbar, (oder habe ich
> > da was
> > übersehen?) wie Koll. Forstner in diesem Zusammenhang die "adäuqate
> > Bekanntgabe des Stoffes" bemüht. Das wird auf jeden Fall
> > vorausgesetzt. Entscheidend ist dann aber, wie er dann die einzelnen
> > Fehler, eigentlich
> > aber: die positiv erbrachten Leistungen bewertet. Transparenz kann man,
> > das
> > ist wahr, auch durch ein nachträglich eingebrachtes Bewertungsschema
> > erreichen. Die Vergleichbarkeit über den Zeitraum und erst dann wird man
> > von
> > Gerechtigkeit und Angemessenheit sprechen können, kann man nur durch
> > einen
> > VORHER bekannt gegebenen Schlüssel erzielen.
> > Hat da jemand noch nicht kapiert, dass die Schwierigkeit der Aufgaben
> > von
> > Schularbeit zu Schularbeit - auch UNGEWOLLT - variieren kann; das aber
> > durch
> > einen abänderbaren Notenschlüssel auffangen zu wollen, wäre schlichtweg
> > unhaltbar. Das ist Steinzeit. Es geht so, wie das auch schon ganze
> > Bundesländer in Deutschland beim Zentralabitur gemacht haben: Stellt
> > sich
> > heraus, dass die Bewertungskriterien den Leistungen in Abhängigkeit von
> > der
> > Schwierigkeit der Aufgabenstellung nicht entsprechen, dann wird nach
> > dem
> > VORHER BEKANNTGEMACHTEN Schema bewertet und dann wird in aller
> > Offenheit
> > begründet, warum dieser Schlüüsel diesmal nicht gilt, sondern das
> > Ergebnis
> > so und so ausschaut.
> > Norber Häfele
> >
> >
> >
> > --
> > Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac)
> > betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
> > e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum"
> > im Nachrichtentext.
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