1. "Realistisch" habe ich in einem anderen Beitrag als zwischen 2,5 und 3,5 (maximal 2,3 und 3,8) definiert. Wenn Koll. Häfele meint, daß bei mir "realistisch" das sei, was der Lehrer nach Durchsicht der Arbeiten dafür hält, dann bekenne ich mich gerne dazu. Dann soll er aber auch zugeben, daß bei ihm "realistisch" das ist, was der Lehrer VOR Einsicht in die Arbeiten dafür hält - dann wird rasch klar werden, wer den realistischeren Realismusbegriff hat.
2. Zum Vorwurf an Koll. Forstner, er lasse sich vom Gefühl leiten: Wo hat denn Koll. Häfele seine a-priori-Werte her? Auf den Mosaischen Gesetzestafeln standen sie jedenfalls nicht.
3. Wie reagieren Schüler, die nach jeder Schularbeit einen anderen Schlüssel vorgelegt bekommen? - No, wahrscheinlich genauso, wie sie reagieren, wenn sie VOR jeder Schularbeit einen anderen Schlüssel vorgelegt bekommen: Es ist doch nicht schwer, einzusehen, daß man z.B. eine adjective - adverb Aufgabe oder eine article - Aufgabe, wo es nur zwei mögliche Lösungen gibt, anders bewerten muß als Relativpronomen oder tenses. Aus diesem Grund müssen die Prozentwerte der für ein Sehr gut, Gut etc. nötigen Punkte sowieso bei jeder (Unterstufen-)Schularbeit anders aussehen.
4. Die Aussage mit der Richtschnur gegen (?) Betriebsunfälle habe ich nicht verstanden.
5. Das Beispiel mit der Radarfalle richtet sich gegen den Kollegen Häfele, wenn er für eine "Vurschrift-ist-Vurschrift" - Mentalität eintritt. Der Volkszorn bei solchen Anlässen entzündet sich ja gerade daran, daß dort abkassiert wird, wo eh nichts passiert (d.h. wo die Leute erfahrungsgemäß schneller fahren und wo mehr Toleranz angebracht wäre), während womöglich dort gar nicht gemessen wird, wo's gefährlich ist, weil man sich nicht bei Regen, Kälte und Eis ins Freie stellen will.
Ein halbwegs vernünftiger Autofahrer empfindet es nicht als "gerecht", wenn einer bei trockener Straße und strahlendem Sonnenschein mit 71 km/h gemessen wird und zahlt, während ein anderer bei Nacht und Sauwetter mit 69 km/h an derselben Stelle ungeschoren davonkommt. Für einen überlebenswilligen Autofahrer ist die Sinnhaftigkeit wichtiger als die Gerechtigkeit, und die würde im o.a. Beispiel genau das gegenteilige Verhalten erheischen: Pardon für die 71 km/h und eine saftige Strafe für den Blindflug im Nebel mit 69 km/h. - Wenn man statt "sinnhaft" das Adjektiv "realistisch" einsetzt, dann haben wir den Bogen zurück zur Noten-Diskussion geschlagen.
Erich Wallner
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: BRG Dornbirn Schoren, Direktion [mailto:brg.schoren.dir@cnv.at]
Gesendet: Freitag, 31. Januar 2003 09:25
An: Erich Wallner; 'Lehrerforum (Lehrerforum)'
Betreff: AW: AW: Re: AW: Punkteschlüssel, Notenschlüssel, Trans parenz
Zu 1.: Also dann ist es klar, dass der Notenschlüssel auf jeden Fall bekanntgegeben werden muss.
Zielvorgabe: "Was bezeichnen sie als "REALISTISCHER" Notenschnitt. "Realistisch" ist wohl das, was der Lehrer nach Durchsicht der Arbeiten dafür hält - Herrn Forstner habe ich persönlich sinngemäß folgendes
geschrieben:
Was Sie offenbar vertreten, nenne ich einen sehr untransparenten Ansatz, der etwas Zeus-haftes an sich hat, wenn jemand im stillen Kämmerlein zuerst schaut, was "herauskommt", dann sein Gefühl sprechen lässt, wie viel die bösen/braven SchülerInnen wohl wirklich gelernt haben bzw. welche Tagesverfassung sie - weil Samstag oder Montag - gehabt haben mögen, dann noch ein bisschen "nachgibt", weil ja die letzte Schularbeit schon wiederholt wurde oder den SchülerInnen auch vielleicht sonst etwas Gutes tun will.
(Wie werden SchülerInnen reagieren, die nach jeder Schularbeit vom Lehrer einen anderen Schlüssel vorgelegt erhalten?)
Zu 2.: Ja, ich gebe zu, dass es "Betriebsunfälle" gibt. Und das ist eben der "steinalte" Ansatz, dass der Notenschlüssel etwas mit dem "Betriebsunfall" zu tun haben soll.
Der "BU" soll durch die pädagogische und fachgerechte Kompetenz und Wahrnehmung möglichst nicht eintreten. Auch dafür ist die Bekanntgabe VORHER ein Maßstab für den Lehrer, eine Richtschnur (und es tut eh jeder, auch wenn er den Notenschlüssel nur geheim im Kopf hat). So weit zur Verhütung erratischer Ergebnisse.
Ein Vergleich:
Ich glaube, das ist doch in ganz Österreich so, dass bei der Geschwindigkeitsmessung auf der Straße, vond er BH vor der Strafbemessung irgendwie ein Prozentsatz an Geschwindigkeit als Toleranz dazu gelegt wird, sozusagen noch "drin ist".
Stellen Sie sich vor, die Behörde würde das eine Mal diese Toleranz gewähren, das andere Mal diese Toelranz nicht gewähren: weil Nebel war oder Eisglätte oder weil es ein besonders gefährlicher Streckenabschnitt etc.
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Die Messung (REALISTISCHER Notenschnitt) ist nicht das Ziel. Das Ziel ist, dass die SchülerInnen in guter Fahrweise einen Streckenabschnitt ihres Lebens durchlaufen - und über Messungen erfahren sie, wie sie dran sind.
Norbert Häfele
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