1. Ad "Freiraum jedes einzelnen Lehrers":

Vor etwa 10 Jahren habe ich in der NÖ Anglisten-AG (AHS) an der Erstellung eines Skriptums mitgearbeitet, welches sich nennt: "Empfehlungen zur
Aufgabenstellung und Beurteilung schriftlicher Arbeiten aus Englisch", und welches momentan noch gültig ist (als Empfehlung - aber zum Glück nicht verbindlich).
Eine für mich prägende Erfahrung war es damals, daß - obwohl doch logischerweise lauter erfahrene LehrerInnen mitgearbeitet haben - ein (aus meiner Sicht) fataler Drang zur Reglementierung und zum vorauseilenden Gehorsam herrschte. Die klassische Frage lautete (überhaupt, wenn auch der LSI anwesend war): "Was wird [in dieser oder jener Sache] gewünscht?"
Aus diesem Grund kann ich das Plädoyer des Kollegen Forstner für mehr Freiraum jedes Lehrers nur unterstreichen.

Ein einfaches Beispiel aus der Praxis des Französischunterrichtes (dort ist das Problem noch deutlicher, weil die Schulbuch-Philosophie mehr divergiert als in Englisch): Versuchen Sie einmal, durchzusetzen, daß die Lehrerin X. in der 5a ein anderes Schulbuch einführt als die Lehrerin Y. in der 5b. Das wird als geradezu unsittliches Ansinnen gewertet: Was ist, wenn ein Schüler sitzenbleibt, oder was ist, wenn die beiden Französischgruppen in der 6. Klasse zusammengelegt werden? Außerdem muß man dann die nötigen lehrbuchbegleitenden Cassetten bzw. CD's zweimal kaufen! Und überhaupt, warum muß man den Bestellungsvorgang mit Gewalt noch komplizierter
machen, als er eh schon ist?
Daß ein Lehrer - verdammt noch mal! - Methodenfreiheit hat, das scheint kein Schwein zu interessieren. Alles andere ist wichtiger - sei es das Durchfallen oder die Gruppen-Zusammenlegung (als ob ein Lehrerwechsel nicht ein viel größeres Problem wäre als ein Lehrbuch-Wechsel), seien es die € 30.- oder so für einen Satz Cassetten mehr, seien es drei Minuten Arbeit mehr für den Schulbuch-Referenten.

2. Auch die von Koll. Forstner angesprochene angebliche Selbstverständlichkeit der Bekanntgabe des Stoffes möchte ich - so wie er - als "Stand der Technik" infrage stellen. Wie ich an anderer Stelle schrieb, halte ich es für eines der Hauptgründe bei Problemen im E-Unterricht, daß zuwenig geübt wird. Bei ausreichender Übung stellt sich das Problem des SA-Stoffes gar nicht (weil er eh klar ist) - aber mir kommt vor, daß sich ein Mangel an pädagogischer Empathie typischerweise in zwei Verhaltensformen des Lehrers äußert: zuwenig üben und den SA-Stoff nicht ausreichend definieren.

Erich Wallner






Ich plädiere vielmehr seit langem für die
Erhaltung und womöglich Ausweitung des Freiraumes jedes einzelnen Lehrers / jeder einzelnen Lehrerin, um zum Wohle der Kinder, die er/sie unterrichtet, optimale Ergebnisse zu erreichen (damit sind größtmögliche Kenntnisse und Fertigkeiten gemeint, nicht lauter Einser). Daher bin ich auch der Meinung, dass ein Punkteschlüssel EIN MÖGLICHER Weg dorthin ist -- ein Weg, den ich selbst manchmal gehe.

Ich kann mir nicht vorstellen, warum mein Vorschlag, den Schularbeitsstoff möglichst genau bekanntzugeben, so viele "Is ja eh klar"-Reaktionen hervorruft. Bin ich wirklich der einzige, der gerade auf diesem Gebiet so viele negative Erfahrungen gemacht hat?

Mit vielen lieben Grüßen

K Forstner









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