Frankfurter Rundschau 07 02 03
http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/deutschland/?cnt=1
19803
GANZTAGSSCHULEN
Sozialverbände warnen vor "Billigbetreuung"
pit BERLIN, 7. Februar. Die Bundesregierung soll nur dann Geld zur Förderung von Ganztagsschulen beisteuern, wenn die Betreuungsangebote tatsächlich ausgebaut werden. Ministerin Edelgard Bulmahn (SPD) solle die Vergabekriterien entsprechend formulieren, forderten der Paritätische Wohlfahrtsverband, die Arbeiterwohlfahrt, das Deutsche Rote Kreuz, die Caritas, der Deutsche Kinderschutzbund und die Gewerkschaft Verdi am Freitag in Berlin gemeinsam mit 30 weiteren Organisationen.
Ganztagsschulen dürften weder "Schule über den ganzen Tag" sein noch bloße Aufsicht darstellen, heißt es in ihrem Aufruf. Vielmehr müsse es freizeitpädagogische Angebote geben, damit die Schulen zu "Orten des Lernens und Erlebens" würden.
Die rot-grüne Koalition hat versprochen, mit einem Vier-Milliarden-Euro-Programm 10 000 zusätzliche Ganztagsschulen aufzubauen. Die Sozialverbände sehen jedoch aktuelle Bestrebungen in den Ländern, "fachlich und organisatorisch unzureichende Billigbetreuungsangebote" als Ganztagsschulen zu "vermarkten".
Die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Barbara Stolterfoht, nannte Hessen als Beispiel. Dort verteile die Landesregierung 5000 Euro jährlich an Grundschulen, die damit für eine zeitlich zuverlässige Betreuung sorgen sollten. "Das reicht noch nicht mal für eine Kraft", sagte Stolterfoht. Verdi-Chef Frank Bsirske berichtete aus Nordrhein-Westfalen, dass manche Kommunen mit Blick auf kommende Ganztagsschulen bereits das Hortangebot verringerten. So könne das politische Versprechen sogar zu Verschlechterungen führen, wenn Bulmahn die Förderung nicht an entsprechende Kriterien binde.
Nach Auffassung der Verbände hinkt die Bundesrepublik im Vergleich mit anderen europäischen Staaten weit hinterher. In Frankreich oder Finnland sei es etwa selbstverständlich, dass die Kinder Frühstück und Mittagessen in den Schulen bekämen.
--
Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.