Aus dem von Koll. Fuchsbauer geposteten Interview mit der finnischen Bildungsministerin möchte ich zwei Passagen hervorheben:
1. "Ich glaube, dass die Kinder bei uns auch
deshalb so gut lesen können, weil die Filme im Fernsehen nicht synchronisiert sind, sondern in Originalsprache mit finnischen Untertiteln ausgestrahlt werden. Das heißt, im Western wird Englisch gesprochen und die Kinder müssen die finnischen Untertitel lesen. Gleichzeitig hören sie auch die Originalsprache."
2. "Bei uns wird an den Schulen sehr viel Fremdspracheunterricht gegeben. Finnisch ist so eine selten gesprochene Sprache, dass die Fremdsprachen ganz wichtig sind. Ich habe den Eindruck, dass die finnischen Schüler sehr viel im Internet herumsurfen und dadurch Beziehungen zu anderen Schülern in Europa knüpfen."
Kommentar E.W.:
Mir scheint das ein gutes Beispiel dafür zu sein, wie problematisch Vergleiche von Schulsystemen sind. Dabei glaubt man nämlich oft, Erfolg oder Mißerfolg eines Systems rein von der Organisations-Struktur ableiten zu können, und übersieht, daß wesentliche Unterschiede gar nichts damit zu tun haben und auch nicht einfach kopiert werden können:
In Sachen Fremdsprachen- und auch Muttersprachen-Kompetenz gereicht Finnland, wie man sieht, paradoxerweise seine Kleinheit zum Vorteil. Die mangelnde Verfügbarkeit finnisch synchronisierter Filme oder finnisch übersetzter Bücher zwingt die Schüler ganz einfach a) zu Fremdsprachen und b) zu (finnischer) Lesekompetenz für die Untertitel, solange die FS-Kenntnisse noch nicht ausreichen, um Filme rein verbal zu verstehen.
Auch der intensive Internet-Gebrauch leitet sich daraus ab, zusammen wahrscheinlich mit der geringen Bevölkerungsdichte und langen Wintern.
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