DER STANDARD
Freitag, 21. Februar 2003, Seite 8
Inland 

"Entsetzen" über Rechte im Unirat
Mit der Bestellung mehrerer Burschenschafter zu Uniräten sorgt Bildungsministerin Elisabeth Gehrer für Entsetzen an den Universitäten.
In Linz und Wien formiert sich bereits Protest - nicht nur bei den Studentenvertretern. Auch die betroffenen Rektoren überlegen Maßnahmen.

Peter Mayr Lisa Nimmervoll

Wien/Linz - Verwunderung, aber auch Entsetzen löste die Auswahl der Universitätsräte, die Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (VP) der Kunstuniversität Linz zugedacht hat, bei den Betroffenen aus. Soll doch just Peter Weiß, Chef des Wiener Karolinger-Verlages, sich als einer von sechs Uniräten um eine gedeihliche Entwicklung der Kunstuniversität bemühen.
"Es herrscht Entsetzen darüber, dass das überhaupt passieren konnte. Man fragt sich schon, wie der auf eine Vorschlagsliste kommt - und dann noch dazu an einer künstlerischen Uni, wo von ihm her ja auch kein inhaltlicher Bezug besteht", sagt Rektor Reinhard Kannonier im Gespräch mit dem STANDARD. Weiß polarisiert deswegen, weil sein Karolinger-Verlag laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) zumindest bis 2001 am W3-Verlag beteiligt war - dem Eigentümer des FP-nahen Wochenblatts Zur Zeit. Was Weiß gerade für die Kunstuni prädestiniert, ist Kannonier
schleierhaft: "Ich weiß nicht, was er für die Kunstuni leisten kann. Es ist mir eigentlich nicht erklärlich, warum wir Doktor Weiß zugeteilt bekommen haben." In Absprache mit dem Gründungskonvent werde man weitere Schritte überlegen. Auch im Unirat der Universität Wien sitzt ein Vertreter mit eigenwilliger Biografie: Notar Friedrich Stefan. Die Bestellung des Mitglieds der rechtsextremen Burschenschaft Olympia sorgt nicht nur in der Studentenvertretung für Kopfschütteln (siehe Interview). Kein Wunder, wenn man Stefans Text in einer Olympia-Festschrift liest. Dort heißt es etwa: "Durch die Folgen des Zweiten Weltkrieges ist das deutsche Volk in seiner Identität bedroht. Es befindet sich noch immer in der Gewalt der Siegermächte.(. . .) In Österreich stellt der Kampf gegen die so genannte 'österreichische Nation' eine neue Form des Volkstumskampfes dar." Mit Gerhard Pendl, Mitglied der Wiener Burschenschaft Oberösterreicher Germanen, sitzt ein Autor des rechten Monatsblattes Aula im Rat der Wiener Medizinuni. Udo Losert, Mitglied der Wiener Grenzlandsmannschaft Cimbria, wurde für die Wiener Veterinärmedizin berufen. Aufgefallen ist die Cimbria zuletzt, als im April 2002 mit Clemens Otten einer ihrer ehemaligen Aktiven die Kundgebung gegen die "Wehrmachtsausstellung" am Heldenplatz organisiert hat. "Alle 59 von der Regierung nominierten Uniräte entsprechen den gesetzlichen Erfordernissen und dem Qualifikationsprofil", lautet die dürre Stellungnahme des Bildungsressorts dazu.


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