apfl/ug
aktive pflichtschullehrerInnen
unabhängige gewerkschafterInnen im ögb
1100 Wien, Erlachgasse 95
telefon+fax (01) 607 56 20
Koll. Fritz Verzetnitsch
Präsident des ÖGB & EGB
Hohenstaufeng. 10-12
1010 Wien
Offener Brief
Sehr geehrter Herr Koll. Fritz Verzetnitsch!
Wir wenden uns in dieser dramatischen Situation an Sie, um Sie zu bitten, in unseren großen gewerkschaftlichen
Organisationen – ÖGB & EGB – Mobilisierungen gegen die akute Kriegsgefahr in die Wege zu leiten. Man
glaubt sich heutzutage in Zeiten des primitivsten Kolonialismus und dessen Kanonenbootpolitik zurück versetzt.
In den Medien ist es zum Alltag geworden, das Thema Krieg gleich einer Werbesendung abzuhandeln, um so die
Bevölkerungsmassen von Gedanken abzulenken, dass Krieg unabdingbar abertausendfaches Töten bzw. invalid
Schießen von Menschen bedeutet - Soldaten UND ZivilistInnen!
Unter Führung der US-Administration Bush's sieht sich eine Staatengruppe durch Massenvernichtungswaffen
des Irak bedroht und will diese samt Saddam Husseins Diktatur vernichten. Viele Gegenfragen zu diesem
Bedrohungsszenario wurden bereits gestellt und sie finden heute vor allem im „alten" Europa mehr und mehr
Gehör: Stecken nicht allem voran Ölinteressen hinter der Kriegssucht der Bush-Regierung?! Haben die USA
nicht jahrelang die Saddam-Diktatur unterstützt und pflegen sie nicht bis heute mit etlichen Diktaturen, wie z.B.
Saudi-Arabien, ausgezeichnete Beziehungen?!
Sind es also viel mehr kurzsichtige geostrategische und ökonomische Machtinteressen von Kriegspolitikern, die
dazu führen könnten, den Nahen Osten in (Groß-)Brand zu setzen?! In der Flut Hunderttausender
Kriegsflüchtlinge könnten Länder wie der Iran, Syrien, die Türkei u.a. in noch tiefere Krisen und Armut
getrieben werden (ein freies Kurdistan stünde auch dann nicht auf der (US-türkischen) Tagesordnung!). Zudem
hat Israel dieses Mal von Washington grünes Licht für militärische Gegenangriffe erhalten. Es ist müßig, in
diesem Zusammenhang auf die immense Gefahr einer Ausweitung des Krieges und der gewalttätigen Krise auf
große Teile des arabischen Raums hinzuweisen.
Wir von der apfl unterstützen die Saddam-Diktatur politisch in keiner Weise. Es wäre unserer Meinung nach
eine Aufgabe der internationalen Gewerkschaftsbewegung, mit der demokratischen Opposition der irakischen
ArbeiterInnen, Handwerker, Intellektuellen und Bauern/Bäuerinnen aktiv solidarisch zu sein (auch gegen das
Embargo!). Unmittelbar geht es jedoch darum, einen grausamen kolonialen Krieg zu verhindern!
Wir fordern daher die österreichische und internationale Gewerkschaftsbewegung auf, es gegen den drohenden
Krieg nicht alleine bei Resolutionen zu belassen, sondern auch Aktionen zu setzen. Europaweit koordinierte
gewerkschaftliche Kampagnen und Aktionen gegen den Krieg sind heute notwendiger denn je!
Bitte informieren Sie uns über Antikriegsaktionen der Gewerkschaftsbewegung (an denen wir auf jeden Fall
teilnehmen wollten). Wir würden uns natürlich freuen, wenn Sie unseren Offenen Brief
in der Gewerkschaftspresse veröffentlichen.
Mit gewerkschaftlichen Grüßen,
apfl/ug
Wien, 7.2.03