Den klugen Argumenten Koll. Friebels kann ich nur zustimmen:
"Wenn ich einen Schüler beurteile, darf ich die Noten, selbst wenn ich mich bei der Notengebung noch so sehr um Objektivität bemüht habe, nicht im Internet oder sonstwo veröffentlichen."
Folgender Dialog spielte sich kürzlich in einer 7. Klasse ab, kurz nachdem ich das Klassenzimmer betreten hatte:
Schülerin A (verschmitzt grinsend): Herr Professor, Sie sind im Internet! KF (leicht beunruhigt): Wie bitte? Was soll das heißen? Schülerin A: Schauen Sie einmal nach unter http://... KF (alarmiert): Was finde ich dort? Schülerin B: Die ... und der ... haben eine neue Homepage, die ist urgeil. Können Sie sich noch erinnern, wie wir Ihnen vor Weihnachten ein paar Vanillekipferl angeboten haben und wie die ... sie beim Essen geknipst hat? Die Fotos sind jetzt auf ihrer Homepage. KF (erleichtert, nunmehr scherzend): Ach so. Na gut, meine Rache wird süß sein. Schüler C (interessiert): Wieso? Sie haben ja keine Fotos von uns.
KF: Das nicht, aber dafür jede Menge Schularbeiten, die ich einscannen kann. Schülerin D (blankes Entsetzen in den Augen): Das dürfen Sie nicht!! Das sind Dokumente! Die können Sie nicht so einfach veröffentlichen! KF (unschuldig): Warum denn nicht? [...]
P.S. Den Link auf die genannte Schülerhomepage gebe ich hier *nicht* bekannt -- auch wenn sie wirklich sehr schön gemacht ist.
Einen bunten Fasching wünscht
K Forstner
----- Original Message -----
From: "Peter Friebel"
To:
Sent: Wednesday, February 26, 2003 1:34 AM
Subject: LF: Re: 1bis5.at
> Gebi Mair schrieb (zur "Beurteilung" von Lehrerinnen und Lehrern auf
> www.1bis5.at):
> > ...
> > Wenn mensch die Sache umlegt auf SchülerInnen-Zeugnisse, kann mensch
dann
> > such sagen, dass dieses Unternehmen ebenso ein "Schmarrn" ist?
> > Mensch
kann von
> > den InitiatorInnen halten was mensch will, und einige Einwände
> > scheinen
mir
> > tatsächlich berechtigt, aber www.1bis5.at zeigt den LehrerInnen
zumindest, wie
> > es ist, in der Haut eines Schülers / einer Schülerin zu stecken. Die
> > Reaktionen zeigen ja ganz deutlich, dass ein paar läppische Ziffern
nicht nur die
> > Leistung bewerten, wie gerne behauptet wird, sondern, dass diese
> > Ziffern
auch
> > ein Angriff auf die gesamte Persönlichkeit sind.
>
> Nein, der Unfug im Internet zeigt nicht, wie es ist, in der Haut eines
> Schülers zu stecken.
>
> Wenn ich einen Schüler beurteile,
> - darf ich nicht irgendwelche Jux-Noten hinschreiben, ohne sie
> rechtfertigen zu können; sonst muss ich damit rechnen, bei der Klasse
> jegliche Glaubwürdigkeit zu verlieren, nach Beschwerden von Schülern
> und Eltern vom Direktor eine aufs Dach zu bekommen, eine
> Dienstaufsichtsbeschwerde zu bekommen usw.; im Gegensatz dazu müssen
> die anonymen Noten im Internet nicht gerechtfertigt werden;
> - darf ich mich nicht mit einem "Nicht genügend" rächen, wenn ich mich
> gerade über einen Schüler geärgert habe; sonst siehe oben;
> - und vor allem darf ich die Noten, selbst wenn ich mich bei der
> Notengebung noch so sehr um Objektivität bemüht habe, nicht im
> Internet oder sonstwo veröffentlichen.
>
> Die Schüler, die im Internet munter drauflos ihre Lehrer bewerten,
> würden sich wohl sehr dagegen wehren, wenn ihre eigenen Noten
> ebenfalls im Internet stünden. Trotzdem wären sie gegenüber den
> Lehrern, die auf www.1bis5.at aufscheinen, noch immer im Vorteil - sie
> wüßten wenigstens, von wem sie benotet wurden.
>
> Mit freundlichen Grüßen
> Peter Friebel
> --
> Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac)
> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
e-mail
> an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
> Nachrichtentext.
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