Schade, dass das Interview dort abbricht, wo es spannend zu werden<br>verspricht:<br>	>> Bei uns legt der<br>	Lehrer morgens seine Sachen auf 0,65 Quadratmetern im Konferenzzimmer<br>	ab, geht in die Klasse, macht die Tür zu, geht wieder raus, nimmt sein<br>	Zeug, geht nach Hause und erledigt die Arbeit daheim. Diese Kultur muss<br>	natürlich auch aufgebrochen werden. <br><br>Wie will der Herr Professor dies bei diesen Rahmenbedingungen AUFBRECHEN? Welche konkreten Vorschläge hat er dazu?<br><br>Unglaublich, was hier zusammengestoppelt wird:<br>	>>STANDARD: Gehrer will auch Bildungsinhalte reformieren. <br>		Haider: Man müsste tatsächlich den Umfang der Vorschriften erheblich kürzen. Das Wichtigste an einem guten Pädagogen ist, dass er die Fragen (der<br>SchülerInnen) richtig versteht! INHALTE = UMFANG der VORSCHRIFTEN?<br><br>Und noch ein Schmankerl von phantasievoller Pädagogik:<br>	>>STANDARD: Lehrer müssten dann automatisch mehr Unterrichtseinheiten<br>	übernehmen. <br>		Haider: Wenn man die Stunden um zehn Prozent kürzt, wird man<br>	auch die Lehrverpflichtung entsprechend erhöhen. Eine Anpassung könnte schrittweise über zwei bis drei Jahre erfolgen.<br> <br>Wie wär's mit einer Umschichtung der "eingesparten" Zeit in Zeiten, die die LehrerInnen für "individualisierte Unterrichtsformen" zur Verfügung stehen müssen? <br>SO erweckt der Herr Professor - Originalton:<br>	>> STANDARD: Wie soll die Stundenkürzung konkret aussehen? <br>	Haider: Wir Bildungsforscher meinen,<br><br>den Eindruck, dass er von der Regierung als Sprecher von WIR BILDUNGSFORSCHER auserwählt wurde.<br><br>Norbert Häfele<br>> -----Ursprüngliche Nachricht-----<br>> Von:	Erich Wallner [SMTP:erich.wallner@aon.at]<br>> Gesendet am:	Mittwoch, 5. März 2003 06:49<br>> An:	'Lehrerforum'<br>> Betreff:	LF: Schul"reform" 2<br>> <br>> DER STANDARD<br>> Mittwoch, 5. März 2003, Seite 8<br>> <br>> Schulpraxis in Österreich: Mütter und Väter als Zweitlehrer<br>> <br>> Eine generelle Verkürzung der Unterrichtsstunde von 50 auf 45 Stunden <br>> und die Konzentration der Bildungsinhalte aufs Wesentliche verlangt <br>> der Salzburger Bildungsforscher Günter Haider. Mit ihm sprach Martina <br>> Salomon.<br>> <br>> Standard: Was halten Sie davon, den Unterricht um zwei Stunden zu <br>> verkürzen?<br>> 	Haider: Unsere Schüler sitzen sicher zu lange im Unterricht - und <br>> diese Länge hat, wie man an der Pisa-Studie sieht, keinen direkten <br>> Bezug zu den Leistungen.<br>> <br>> STANDARD: Französische Kinder gehen ganztägig in ihre Schulen und <br>> lernen dort auch. Sollten die abgezwackten Unterrichts- nicht in <br>> Förderstunden verwandelt werden?<br>> 	Haider: Bei uns gibt es einen hohen Anteil von Müttern und Vätern, <br>> die quasi als Zweitlehrer zu Hause arbeiten.<br>> <br>> STANDARD: Ist das denn ein wünschenswertes Modell? <br>> 	Haider: Nein, es ist halt die Praxis bei uns. In <br>> Ganztagsschulsystemen wie in Finnland, Schweden oder Frankreich schaut <br>> das anders aus.<br>> <br>> STANDARD: Wie soll die Stundenkürzung konkret aussehen? <br>> 	Haider: Wir Bildungsforscher meinen, dass die Schulstunden von 50 auf <br>> 45 Minuten reduziert werden könnten. Damit müssten sich alle Fächer <br>> Gedanken machen: Wo ist das Wesentliche, wo kürze ich?<br>> <br>> STANDARD: Lehrer müssten dann automatisch mehr Unterrichtseinheiten <br>> übernehmen.<br>> 	Haider: Wenn man die Stunden um zehn Prozent kürzt, wird man auch die <br>> Lehrverpflichtung entsprechend erhöhen. Eine Anpassung könnte <br>> schrittweise über zwei bis drei Jahre erfolgen. Mit der <br>> 45-Minuten-Einheit wäre es aber einfacher, manche Fächer in den <br>> höheren Schulstufen gleich zu 90-Minuten-Einheiten zu blocken, was <br>> einige Länder bereits praktizieren.<br>> <br>> STANDARD: Gehrer will auch Bildungsinhalte reformieren. <br>> 	Haider: Man müsste tatsächlich den Umfang der Vorschriften erheblich <br>> kürzen.<br>> <br>> STANDARD: Sollte man dann nicht auch den Fächerkanon ändern und <br>> Flächenfächer, etwa Chemie/Physik, schaffen?<br>> 	Haider: Die Idee ist gut - zumindest für die Mittelstufe. Viele <br>> Länder haben Naturwissenschaften als Flächenfach. Man könnte auch <br>> kulturwissenschaftliche Fächer zusammenlegen. Die ursprüngliche Idee, <br>> dass sich getrennte Inhalte in Schülerköpfen automatisch vernetzen, <br>> kann man in der Praxis als ziemlich gescheitert annehmen.<br>> <br>> STANDARD: Unterrichten österreichische Lehrer individualistischer als <br>> anderswo?<br>> 	Haider: Ja, das ist das Problem, das wir haben: Es wird sehr <br>> individualistisch gelehrt, aber leider nicht im individualisierten <br>> Unterricht.<br>> <br>> STANDARD: "Individualisiert" würde bedeuten, dass man auf Stärken und <br>> Schwächen einzelner Kinder eingeht?<br>> 	Haider: Ja, in anderen Ländern ist das das Credo der Pädagogik. Die <br>> finnischen Erfolge sind nur durch den sehr stark individualisierten <br>> Unterricht erklärbar. Die haben eine Gesamtschule und müssen die Leute <br>> dort abholen, wo sie wirklich stehen.<br>> <br>> STANDARD: Verlässt sich das heimische Schulsystem zu sehr auf die <br>> Elternmitarbeit?<br>> 	Haider: Bei uns fängt die Arbeit zu Hause erst an. Und die 10- bis <br>> 14-Jährigen werden zu sehr zugeschüttet von Schule: 34 bis 35 <br>> Unterrichtsstunden plus Hausübung, plus, plus plus . . . Man sollte <br>> die Stundenkürzung mit einer Konzentration auf wesentliche Inhalte <br>> verbinden.<br>> <br>> STANDARD: Sind die Lehrer schlecht motiviert? <br>> 	Haider: Ich bemerke an der Uni eine Tendenz, wonach der Anteil jener, <br>> die das Lehramt anpeilen, weil sie nicht wissen, was sie sonst <br>> studieren sollen, steigt. Das ist meistens kein gutes Zeichen für die <br>> Attraktivität des Jobs. In Finnland ist der Lehrberuf einer der <br>> anerkanntesten.<br>> <br>> STANDARD: Verdient man mehr? <br>> 	Haider: Ein wenig. Aber das ist es nicht - es ist eher die rundum <br>> positive Einstellung zur Schule, hohes Lehrer-Image und die <br>> Arbeitssituation an den Schulen - mehr Teamarbeit etwa. Bei uns legt <br>> der Lehrer morgens seine Sachen auf 0,65 Quadratmetern im <br>> Konferenzzimmer ab, geht in die Klasse, macht die Tür zu, geht wieder <br>> raus, nimmt sein Zeug, geht nach Hause und erledigt die Arbeit daheim. <br>> Diese Kultur muss natürlich auch aufgebrochen werden.<br>> <br>> <br>> --<br>> Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac) <br>> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein <br>> e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im<br>> Nachrichtentext.<br>--<br>Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.<br>