Gewerkschaftlicher Betriebsausschuss
Dienststellenausschuss des BRG 18
1180 Wien Schopenhauerstraße 49

BRG 18, am 5.3.2003
An die
Abgeordneten der österreichischen Nationalrates
 

Bildungsqualität sichern, Schule verbessern - Kein Streichen von LehrerInnen-Werteinheiten (Dienstposten) zulassen
 

Sehr geehrte VolksvertreterInnen!

Das von der Frau Bildungsminister ohne Hinweis auf notwendige Verbesserungen der Schulsituation angekündigte Streichen von Unterrichtsstunden ist nur vordergründig eine „Entlastung der SchülerInnen“, denn gleichzeitig soll ihnen ohne Rücksicht auf unterschiedliche soziale und Familiensituation ein Mehr an häuslichem Lernen und e-learning abverlangt werden. Das mit dem Streichen der SchülerInnenstunden begründete Einsparen von LehrerInnen muss die Arbeitsbedingungen von LehrerInnen und SchülerInnen weiter verschlechtern. Jede durch Veränderungen der Stundentafel freiwerdende Werteinheit und zusätzliche Dienstposten sind nicht nur an unserer Schule dringend notwendig.

? Senkung der KlassenschülerInnenzahlen,
? Anhebung der autonomen Werteinheitenkontingente der Schulen für pädagogische Arbeit und Schulentwicklung, und zwar:
?  für schulautonome Verbesserungen (Oberstufenreform, Klassenteilungen für EDV, neue Medien, Laborbetrieb sowie für Fremd-Sprachen und kreativen Bereich)
? für Verbesserung des Angebots an Freifächern und Übungen (d.h. größeres freies Bildungsangebot für die SchülerInnen und Verbesserung der Angebote für die Nachmittagsbetreuung)
? Entlastung der LehrerInnen durch Widereinrechnung der pädagogisch und fachdidaktisch notwendigen, mit steigendem Zeitaufwand verbundene LehrerInnen-Tätigkeiten (Klassenvorstand, SchülerInnenberatung, Kustodiate für fachspezifische Unterrichtsmittel und Fachkoordination) und durch Einrechnung der zeitaufwändigen Schulentwicklungs-, Evaluations- und Koordinationsarbeit

Weniger Unterrichtsstunden und mehr Lernen außerhalb des Unterrichts bedeutet einen Mehrbedarf an „privater“ Lernhilfe. An AHS mit Nachmittagsbetreuung werden bei zwei Stunden weniger Unterricht zwei Stunden mehr Nachmittagsbetreuungszeit anfallen. Wird dieser Mehraufwand zu einer finanziellen Mehrbelastung von Eltern und Alleinerziehenden mit Betreuungsbedarf führen?

Das fortgesetzte Einsparen von Werteinheiten/LehrerInnen zum Schaden von Schule und SchülerInnen lehnen wir mit aller Entschiedenheit ab. Wie die KollegInnen an den Pflichtschulen (LandeslehrerInnen) erwarten wir auch wir BundeslehrerInnen wenigstens das Halten aller Dienstposten im AHS-Bereich. Wir fordern von unserer Gewerkschaft, dass sie für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen an den Schulen und zur längst notwendigen Entlastung der Lehrerinnen alle gewerkschaftlichen Mittel einsetzt – bis zum Streik.
 

Für den Gewerkschaftliche Betriebsausschuss: Reinhart Sellner e.h.
Für den Dienststellenausschuss (Personalvertretung): Friederike Fauland e.h.
Für die KollegInnen der Nachmittagsbetreuung: Susanne Roithinger e.h.

Kopie geht an Schulgemeinschaft des BRG 18, Nachbarschulen, Bundessektuion AHS, ARGE LehrerInnen, GÖD, ÖGB, SSRfWien, Bundeskanzler + Bildungsnministerin, APA + Medien
 

p.s.: Die Arbeitsbedingungen an den Schulen wurden in den letzten Jahren dramatisch verändert, die Politik hat dem bisher nicht Rechnung getragen:

 Steigenden Anforderungen:
im Bereich der individuellen Beratung und soziale Integration und zusätzlichen Aufgaben durch neue Lehr- und Lerninhalte, neue Medien/EDV+Internet, neue projektorientierte und fächerübergreifende Unterrichtsformen und schulautonome Schwerpunktsetzungen, was zeitaufwändige inhaltliche und organisatorische LehrerInnenarbeit mit sich gebracht hat

Ständige Verknappung der Ressourcen:
die der neoliberalen Budgetpolitik geschuldeten steigenden KlassenschüklerInnenzahlen und verdeckte Arbeitszeiterhöhungen, zuletzt für Klassenvorstände, KustodInnen und SchülerInnenberaterInnen gegenüber.
 
 

Die Inhalte dieser Stellungnahme wurden nach der ZIB2-Erklärung der Frau Bundesminister in unserem LehrerInnenzimmer diskutiert, formuliert und umformuliert, und bei einer informellen kurzen Betriebsversammlung in der 10-Uhr-Pause am 5.3. beschlossen.