Einige Bemerkungen und Fragen zu dem heutigen Presse-Artikel von Erich
Witzmann:

(1) "[...] Damit soll die im OECD-Schnitt überdurchschnittlich hohe Unterrichtszeit zumindest in Ansätzen gesenkt werden."

Sind Herrn Witzmann die heftigen Diskussionen darüber, ob diese Berechnungen überhaupt stimmen, tatsächlich entgangen? Was um alles in der Welt meint er mit "zumindest in Ansätzen"?

(2) "'Wenn eine Schule ein falsches Gewicht setzt', so Schul-Sektionschef Heinz Gruber, 'dann kann der Landesschulrat diese Entscheidung aufheben.' Das könnte dann der Fall sein, wenn sie Schule den Fremdsprachenunterricht einschränken sollte - was freilich nicht erwartet wird."

Das ist wahre Selbstgesetzgebung (so übersetzt man doch Autonomie, oder?) auf österreichisch. Als Englischlehrer erwache ich natürlich somit aus meiner von einem Kollegen diagnostizierten Lethargie.

(3) "Die Kürzung der Unterrichtszeit kann unter dem Gesichtspunkt der pädagogischen Neuordnung, der organisatorischen Reform (weniger Lehrerstunden) oder der Verringerung der zeitlichen Belastung der Schüler gesehen werden. Elisabeth Gehrer entschied sich für das dritte Argument."

Das nennt Herr Witzmann allen Ernstes ein "Argument"? Ich nenne es den Versuch, all die Freizeitoptimierer unter den Eltern für sich zu gewinnen und alle der Schule Fernstehenden für dumm zu verkaufen. Es wird doch hoffentlich keine KollegInnen geben, die Frau Gehrer "argumentativ" zustimmen?!?

(4) "In zahlreichen Wortmeldungen wurde nun die Stundenreduktion als notwendige Entlastung begrüßt, gleichzeitig aber die budgetäre Einsparung scharf verurteilt. Dass die Einsparung der Dienstposten eine Folge der Stundeneinsparung ist, wurde dabei geflissentlich übersehen."

Aha. Besser als mit dieser Aussage könnte Herr Witzmann Scheuklappendenken und Fantasielosigkeit der Presse gar nicht demonstrieren. Hätte unsere Frau Ministerin eine Stundenreduktion ins Auge gefasst, um die frei werdenden Werteinheiten zur Gänze in kleinere Klassen, Sprachteilungen, Tutorstunden, Freigegenstände und unverbindliche Übungen umzuwandeln -- ich wäre sofort dabei. Ich erinnere mich noch gut an unsere mittlerweile längst von oben demontierte Tagesheimschule: Da waren hunderte Schüler Mo-Fr 8-17 und Sa 8-12 bei uns in der Schule -- einer Schule, die nicht bloß ein Ort des Lernens, sondern auch ein Ort der Begegnung und der Freizeit war. In so einem System würden SchülerInnen weit mehr entlastet als wenn sie statt um 2 schon um 12 zu Hause sind und sich dann zwei Stunden länger bei der M-HÜ nicht auskennen.

(5) "Sektionschef Gruber: 'Schon bei der Erhöhung der Lehrverpflichtung ist mit dramatischen Widerständen der Lehrergewerkschaften zu rechnen.' Womit klar ist, dass die erst am Montag angekündigte Reform fix ist. Mit einem positiven Effekt für das Dienstposten-Budget. Und mit Beginn am 1. September 2003."

Ich weiß nicht, ob Herr Witzmann das Lehrerforum abonniert hat. Falls nicht -- kann mir jemand diese Schlussfolgerung erklären?

K Forstner



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