Als Nachtrag zu den beiden STANDARD-Artikeln zitiere ich eine zum 2. Artikel gehörige Grafik. Sie geht von 5 Bildungsniveaus der Eltern aus: Pflichtschule, Lehre, Fachschule, Matura, Universität:

Die Wahrscheinlichkeit, daß ein 14-jähriges Mädchen nach der Hauptschule Matura macht, beträgt demnach (gerundet): 5% / 11% / 23% / 32% / 41%.
D.h., eine Hautptschul-Absolventin, deren Eltern nur Pflichtschul-Abschluß haben, hat nur eine 5%-Chance auf Matura.

Für ein 14-jähriges Mädchen nach der AHS-Unterstufe beträgt die
Zahlenreihe:
56% / 62% / 70% / 76% / 82%.
Eine Unterstufen-Absolventin, deren Eltern Akademiker sind, macht demnach mit 82% Wahrscheinlichkeit Matura.


Interessant für mich sind zwei Dinge:

1. Die fast gleichlautenden Überschriften über beiden Artikeln, wonach die Schule Schuld sei an der Ungleichheit. Mit derselben Berechtigung (siehe obenstehende Zahlenreihen) hätte man auch schreiben können: "Elternhaus verschärft / verstärkt Ungleichheit". Das verstieße aber gegen die nationale Doktrin der Heiligen Familie und paßte auch nicht ins Konzept des school-bashing.

2. Der reflexartige Ruf nach der Gesamtschule der 10-14-Jährigen. Als ob die etwas an der Problematik des Elternhauses als Garant für bzw. Verhinderer von Bildungserwerb änderte!
Weiters erstaunt mich in diesem Zusammenhang immer wieder der fröhliche Optimismus der GesamtschulbefürworterInnen, die zu glauben scheinen, daß, wenn man heißes Wasser und kaltes Wasser zusammenschüttet, automatisch heißes Wasser daraus wird, und man so Energie sparen kann. [Achtung! Metapher!]

Erich Wallner




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