Sehr geehrter Herr Wallner,
Rate Ihnen zum Studium des ausführlichen Berichts der PISA Studie und der zahlreich erschienenen Interpretationen, woraus sich ohne Zweifel die Schlussfolgerung ziehen lässt, dass jene Staaten mit dem funktionierendem Schul-Modell einer gemeinsamen Schule - zumindest der 6 - 14 -jährigen - in Kombination mit einem Ganztags-Schulbetrieb in den Ergebnissen auf den ersten Rängen zu finden sind. Die in Deutschland nicht 'funktionerenden' sogenannten Gesamtschulen sind überhaupt kein Maßstab für deren Versagen, sondern die Tatsache, dass es sich um keine echten Gesamtschulen handelt, weil sich in unmittelbarer Entfernung die 'attraktiven Gymnasien' befinden. Echte Gesamtschulen befinden sich z.B. in ländlichen Gebieten mit unmöglichem Zugang zu weit entfernten Gymnasien in Form der Land-Hauptschulen. Wagen Sie zu behaupten ,dass dort die Leistungsergebnisse
schlecht sind, nur weil den Gymnasium reifen Schüler/innen zugemutet wird,
sich mit leistungsschwächeren in eine Klasse zu sitzen??
Bitte legt doch endlich die ideologische Brille in der Schule ab.
Arnold Gritsch (auch seit vielen Jahren Mitglied der christlichen Lehrervereinigung , was mich nicht daran hindert, anders zu denken als viele ÖVP Sympathisanten unter den KollegInnen)
----- Original Message -----
From: "Erich Wallner"
To: "'Lehrerforum'"
Sent: Friday, March 07, 2003 5:54 PM
Subject: LF: Schule Schuld an Ungleichheit (3)
> Als Nachtrag zu den beiden STANDARD-Artikeln zitiere ich eine zum 2.
> Artikel gehörige Grafik. Sie geht von 5 Bildungsniveaus der Eltern
> aus: Pflichtschule, Lehre, Fachschule, Matura, Universität:
>
> Die Wahrscheinlichkeit, daß ein 14-jähriges Mädchen nach der
> Hauptschule Matura macht, beträgt demnach (gerundet): 5% / 11% / 23% /
> 32% / 41%. D.h., eine Hautptschul-Absolventin, deren Eltern nur
> Pflichtschul-Abschluß haben, hat nur eine 5%-Chance auf Matura.
>
> Für ein 14-jähriges Mädchen nach der AHS-Unterstufe beträgt die
> Zahlenreihe:
> 56% / 62% / 70% / 76% / 82%.
> Eine Unterstufen-Absolventin, deren Eltern Akademiker sind, macht
> demnach mit 82% Wahrscheinlichkeit Matura.
>
>
> Interessant für mich sind zwei Dinge:
>
> 1. Die fast gleichlautenden Überschriften über beiden Artikeln, wonach
> die Schule Schuld sei an der Ungleichheit. Mit derselben Berechtigung
> (siehe obenstehende Zahlenreihen) hätte man auch schreiben können:
> "Elternhaus verschärft / verstärkt Ungleichheit". Das verstieße aber
> gegen die nationale Doktrin der Heiligen Familie und paßte auch nicht
> ins Konzept des school-bashing.
>
> 2. Der reflexartige Ruf nach der Gesamtschule der 10-14-Jährigen. Als
> ob die etwas an der Problematik des Elternhauses als Garant für bzw.
> Verhinderer von Bildungserwerb änderte! Weiters erstaunt mich in
> diesem Zusammenhang immer wieder der fröhliche Optimismus der
> GesamtschulbefürworterInnen, die zu glauben scheinen, daß, wenn man
> heißes Wasser und kaltes Wasser zusammenschüttet, automatisch heißes
> Wasser daraus wird, und man so Energie sparen kann. [Achtung!
> Metapher!]
>
> Erich Wallner
>
>
>
>
> --
> Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac)
> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
e-mail
> an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
> Nachrichtentext.
>
--
Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.