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Problem, auf 45 Dienstjahre zu kommen

MAG. PHIL, DR. JUR. Da Hochschulabsolventen sehr spät in den Arbeitsmarkt eintreten, müssen sie in Zukunft sogar länger als bis 65 arbeiten. Nur so kommen sie auf 45 Versicherungsjahre, die Voraussetzung für den Erhalt von 80 Prozent der Bemessungsgrundlage sind. Kommt noch eine steile Einkommenskurve dazu, zahlen Akademiker aufgrund der langen Durchrechnung doppelt drauf.

GPA-Chef Hans Sallmutter: ,,Demolierung des öffentlichen Pensionssystems"

STEIGERUNGSFAKTOR: MINUS 11 PROZENT
"Wer 80 Prozent seiner Bemessungsgrundlage an Pension beziehen will, muß derzeit 40 Jahre arbeiten. Durch einen neuen Berechnungsmodus (Steigerungsfaktor beträgt ab 2004 1,78 statt 2 Prozent) verlängert sich diese Zeitspanne nun auf 45 Jahre. Das bedeutet einen Pensionsverlust von durchschnittlich 11 Prozent.
Beispiel: Eine heute 52jährige Frau, die 2008 mit sechzig nach 40 Dienstjahren in Pension geht, würde bei einer Bemessungsgrundlage von 1.500 Euro nach geltendem Recht 1.200 Euro an Pension beziehen. Allein durch den neuen Steigerungsfaktor kommt sie auf nur noch 1.068 Euro. Ein Minus von 132 Euro pro Monat.

Besonders hart ist diese Maßnahme zudem für all jene, die spät ins Erwerbsleben eingestiegen sind. Ein Akademiker, der mit 29 zu arbeiten begonnen hat, müßte bis zum 71. Geburtstag dienen, um auf 80 Prozent seines Bezugs zu kommen.

MINDESTPENSION. Immerhin: Angesichts der pekuniären Streichorgie der schwarzblauen Koalition bei den Pensionszahlungen sollen besonders schwer getroffene Reformopfer in Zukunft mit einer Mindestpension abgesichert werden. Deren Höhe soll sich im Bereich der sogenannten Ausgleichszulage von derzeit rund 650 Euro monatlich bewegen. Problem: Noch ist unklar, wie die Regierung das auch finanzieren will.

Vom Sturm der Empörung überrascht, hat Wirtschaftsminister Martin Bartenstein im Auftrag von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel vergangenen Mittwoch zudem ein sogenanntes ,Arbeitslosenübergangsgeld" präsentiert, mit dem all jene abgesichert werden sollen, die aufgrund der Abschaffung der Frühpensionen ein Fall für die Notstandshilfe wären. Unklar bleibt die Höhe dieser Sozialleistung und vor allem, wie sich die Regierung das derzeit überhaupt leisten kann.

UMVERTEILUNG VON UNTEN NACH OBEN. Kein Wunder, daß
jetzt immer mehr Österreicher die Flucht in die Privatvorsorge überlegen. Hans Sallmutter, Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), sieht eine klare Strategie der Regierung: "Die Regierung demoliert absichtlich das staatliche Pensionssystem zugunsten eines privaten Systems."

SP-Budgetsprecher Christof Matznetter kann vorrechnen, daß die erst vorige Woche beschlossene Förderung der Privatvorsorge bis 2006 mit rund 600 Millionen Euro mehr kostet, als die Abschaffung der Frühpensionen
bringt: ,Elegant werden hier die Gelder von Frühpensionisten zu Aktienanlegern umgeschichtet."

Die Experten sind sich indes einig: Wäre die Pensionsreform nicht so lange
verschleppt worden, müßte sie jetzt nicht so grausam ausfallen. SIMON
KRAVAGNA, MARTIN KWAUKA, BERNHARD SALOMON



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