Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Erich Wallner zitierte aus dem Standard:
>
> DER STANDARD
> Dienstag, 11. März 2003, Seite 6
>
> "Selektionsfach" Mathe
>
> SP-Bildungssprecher fordert Schulreform
>
> Martina Salomon
>
> Wien - Mathematik sollte von der Funktion eines schulischen
> "Selektionsinstruments" befreit werden und in der AHS-Oberstufe
> abgewählt werden können. Das schlägt der neue SPÖ-Bildungssprecher
> (und bisherige Wissenschaftssprecher) Erwin Niederwieser vor: "Eine
> Gleichung mit drei Unbekannten sollen nur mehr die machen, die sich
> mit Mathematik vertiefend beschäftigen wollen. Für alle anderen ist
> das, was bis zur sechsten Klasse gelehrt wird, ausreichend." ...
Offenbar hat Niederwieser keine Ahnung, welche Bedeutung es für Technik und Naturwissenschaften hat, die Denkweise der Mathematik zu verstehen und mathematische Methoden anwenden zu können. Wenn er den Mathematikunterricht in den höheren Klassen der AHS abschaffen will, kann er gleich auch die technischen und naturwissenschaftlichen Universitätsstudien abschaffen. Aber vielleicht sind ihm Schule und Universität gleichgültig - dann hätte er allerdings nicht nur seinen Beruf (Universitätslehrer) verfehlt, sondern wäre auch eine Fehlbesetzung als Bildungssprecher seiner Partei, der SPÖ.
Oder will er nur Gehrer und Grasser beim Bildungsabbau unterstützen und mithelfen, das Budget auf Kosten der Bildung zu sanieren? Eine sonderbare "Koalition".
> ... Niederwieser tritt im STANDARD-Gespräch für ein Kurssystem in der
> Oberstufe ein. In der siebten und achten Klasse solle man sich auf
> jene Fächer konzentrieren dürfen, für die man begabt sei. "Die
> Grundidee wäre, dass man nicht die Schwächen des Schülers als Maßstab
> des Ausscheidens herannimmt, sondern seine Stärken fördert."
Damit in der Praxis jeder den Kurs wählt, in dem am wenigsten verlangt wird. Nach dem Motto: Herr Professor, wenn Sie mir versprechen, dass ich bei Ihnen keine Hausübungen machen muss und eine positive Note bekomme ohne dafür lernen zu müssen, melde ich mich für Ihren Kurs an.
> ... Außerdem
> sollten die einzelnen Unterrichtsgegenstände zu "Flächenfächer"
> zusammengeführt werden. ...
Damit man möglichst viel Stoff "entrümpeln" kann. Außerdem kann man auf diese Weise verhindern, dass die Schüler von Fachleuten unterrichtet werden. (Ich meine damit Lehrer, die in dem Fach, das sie unterrichten, selbst neben einer pädagogischen auch eine fachwissenschaftliche Ausbildung bekommen haben.)
> ... Und die vom
> Bildungsressort geplanten Stundenreduktionen? Das sei eine reine
> Sparmaßnahme, sagt Niederwieser. Allerdings räumt er ein, dass das
> heimische Schulwesen sowohl bei den Unterrichtsstunden als auch beim
> Lehrer-Schüler-Verhältnis "üppig ausgestattet" sei. Karl-Heinz Grasser
> sei offensichtlich der erste Finanzminister, der das nicht mehr
> akzeptieren wolle.
Sonderbar: Wenn ich in einer Klasse mit mehr als 30 Schülern unterrichte und deren Hefte korrigiere, merke ich von "üppig ausgestattet" nichts. Und wenn ich (nach der Stundenkürzung der 90er-Jahre) in der ersten Klasse in 4 Stunden ungefähr dasselbe unterrichten soll wie früher in 5 Stunden (im Kernstoff steht nämlich der gesamte frühere Lehrstoff der 1. Klasse Mathematik - wenn man etwas von den Grundlagen der Grundlagen wegließe, könnte man in den folgenden Klassen nicht darauf aufbauen) und zusätzlich noch Zeit für Erweiterungsstoff haben soll, habe ich nicht den Eindruck, ich hätte zu viel Zeit zum Üben. Dass Grasser überall nach Möglichkeiten zum Einsparen sucht, ist seine Aufgabe als Finanzmininister. Ein Bildungssprecher einer Partei sollte unter anderem darauf hinweisen, was man nicht ohne gravierende Einbußen bei der Qualität des Unterrichts einsparen kann. (Dasselbe sollte übrigens auch für eine Bildungsministerin gelten.)
Mit freundlichen Grüßen
Peter Friebel
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