Herzlichen Dank fuer Ihren Brief an BM Gehrer,
ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich ihn in
www.kreidekreis.net den Lehrer/innen bekanntmache.
MfG
Josef Gary Fuchsbauer
Verband der Elternvereine an den höheren und mittleren Schulen Wiens Friedlgasse 53/4, 1190 Wien; Tel. und Fax 328 24 31
E-Mail: elternverband@utanet.at Homepage: www.elternverband.at
Wien, 10. März 2003
Sehr geehrte Frau Bundesministerin!
Die von Ihnen in einer Pressekonferenz bekannt gegebene geplante
Stundenreduktion hat an den Schulen und dadurch auch bei den Eltern
große Unruhe und Unsicherheit ausgelöst. Seit einigen Jahren
beherrscht ein einziges Thema die ganze Schuldiskussion: die
Einsparungen im Bildungsbereich.
Die Eltern und Kinder spüren sie ganz deutlich:
größere Klassenschülerzahl,
weniger Sprachteilungen,
immer stärker ansteigende finanzielle Belastungen für die Eltern und
Elternvereine.
Es ist kaum mehr möglich in den Versammlungen mit den Eltern und den
Vertretern der Elternvereine über pädagogische Themen zu sprechen.
Spätestens nach einer Viertelstunde dreht sich alles hauptsächlich
nur mehr um das nicht vorhandene Geld. Auch die Lehrerinnen
und Lehrer konfrontieren die Eltern bei Elternabenden immer wieder
mit diesem Thema.
Als Vater oder Mutter hat man das Gefühl, dass man sich auf nichts
mehr verlassen kann.
Dies steht leider in krassem Widerspruch zu Ihrer Aussage von 1995
mit der wir Sie in unserer Zeitschrift „Elternhaus – Höhere Schule“
zitiert haben: „Wir müssen eine Schule haben, in der sich unsere
Kinder wohlfühlen und auf die sich die Eltern verlassen können“. Ein
durch viele Jahre ausgearbeiteter Unterstufenlehrplan, an dessen
Ausarbeitung unser Verband beteiligt war, ist noch nicht einmal in
allen vier Schulstufen eingesetzt worden und soll schon
wieder „entrümpelt“ werden. Grundsätzlich möchten wir dazu
festhalten, dass wir Lehrinhalte für kein „Gerümpel“ halten. Die von Ihnen erst im November unterschriebene Stundentafel des
Oberstufenlehrplans soll auch bereits wieder umgestoßen werden,
obwohl bereits viele Schulen mit Planungen für ihre
Oberstufe begonnen haben. Auch die Lehrpläne für die humanberuflichen
Schulen und die Handelsschulen wurden gestoppt.
Wie soll an einer Schule in Ruhe und im besten Sinn für unsere Kinder
gearbeitet werden, wenn von Seiten des Ministeriums ständig diese
große Verunsicherung hineingetragen wird?
Als Elternverband sind wir bereit, über Entlastungen für die
Schülerinnen und Schüler zu sprechen. Wir meinen aber, dass die
Belastung nicht primär in der Zahl der Stunden gemessen
werden kann. Zunächst müssten vor allem organisatorische
Rahmenbedingungen verändert werden !
Auch die Argumentation anhand der OECD-Vergleichszahlen erscheint
fragwürdig, wenn man Ihren Worten entnehmen muss, dass die
Erhebungsbasis „.. noch von Experten überprüft
werden müsse“ (3. März 2003, ZiB 2).
Sie meinten in Ihrer Pressekonferenz, dass man überlegen sollte, ob
wirklich alles unterrichtet werden muss, was derzeit unterrichtet
wird. Das kann man gerne diskutieren. Wir sind überzeugt,
dass man Inhalte überdenken und Gewichtungen ändern kann, aber nicht
weniger anbieten soll.
Keinesfalls darf aber ein einziger Euro, der auf der einen Seite
eingespart wird, dem Finanzminister zufallen!
Das Geld muss auf jeden Fall im Bildungsbudget bleiben und für
Maßnahmen zur Verfügung gestellt werden, die wir schon jahrelang
fordern:
„Klassenvorstandsstunde“,
Senkung der Klassenschülerzahlen,
kleinere Gruppen im Fremdsprachenunterricht.
Wir lehnen es entschieden ab, dass der Schulgemeinschaftsausschuss
über Stundenreduktionen entscheiden soll, die eigentlich ersatzlose
Kürzungen und Einsparungen sind. Eine solche Entscheidung können wir
als verantwortungsbewusste Eltern nicht mittragen!
Änderungen bei der Stundentafel bedeuten eine große Verantwortung. Es
ist uns auch bewusst, dass die Meinungen der Betroffen zum Wert der
Inhalte oft weit auseinanderliegen und Eingriffe in divergierende
Interessen mit allen Parteien zu akkordieren sind. Für eine verantwortungsvolle Vorgangsweise muss es daher, besonders unter dem
Aspekt von Einsparungen, ausreichend Zeit für eine gründliche
Diskussion unter allen Schulpartnern eines Standortes geben und die
Konsequenzen müssen allen klar sein.
Die Möglichkeit die 5 Tagewoche einzuführen, ist dem SGA bereits
gegeben. Eine Stundenkürzung um zwei Wochenstunden wird nicht
bewirken, dass jene Lehrerinnen und Lehrer, die prinzipiell dagegen
sind, dann für eine 5 Tagewoche stimmen werden.
Sehr geehrte Frau Bundesministerin, beenden Sie endlich diese
ständigen Diskussionen um Einsparungen im Bildungsbereich! Beweisen
Sie uns Eltern, dass Sie bereit sind das notwendige
Geld für die Zukunft unserer Kind bereit zu stellen, lassen Sie
endlich jene Ruhe in den Schulen einkehren, die für einen sinnvollen
Unterricht notwendig ist und ermöglichen Sie aber gleichzeitig jene
Atmosphäre, die einen spannenden zukunftsweisenden Unterricht zulässt. Mit freundlichen Grüßen
Maria Moritz Dr. Christine Krawarik
Schriftführerin Vorsitzende
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