AUFSTAND AN DEN SCHULEN

Kinder arbeiten mehr als Eltern -- Bis 60 Wochenstunden, Experten: "Mehr Motivation statt Fakten" (Lisa Nimmervoll)

(1) Bildungspsychologin Christiane Spiel von der Universität Wien: "Wir müssen weg vom Faktenwissen, mehr soziale Kompetenzen lehren und lernen und vor allem den Kindern die Motivation vermitteln, dass sie sich auch selbst Wissen erarbeiten können". Nur so seien sie für das notwendige "lebenslange Lernen" gerüstet. Derzeit leiste die Schule das sicher nicht in entsprechender Weise.

--> Das Motto "Weg vom Faktenwissen" gilt genau bis zum nächsten
--> Bedenkjahr,
wo dann wieder ein entsetzter Aufschrei durch die Medien geht, dass österreichische SchülerInnen nicht einmal wissen, wann der Anschluss war oder der Staatsvertrag unterzeichnet wurde. Ganze Fernsehsendungen machen sich über dumme, ungebildete Jugendliche lustig, die nicht einmal wissen, welche Funktion Klestil oder Schüssel innehaben.

(2) Die gegenwärtig debattierte Stundenverkürzung für Schüler unterstützen Spiel und ihre Kollegin Petra Wagner nachdrücklich - als eine Maßnahme von mehreren notwendigen, wie sie betonen. Hat doch eine aktuelle Studie der beiden Bildungsexpertinnen gezeigt, dass die Hälfte der Schülerinnen und Schüler mehr als vierzig Stunden pro Woche für die Schule arbeiten, im Extremfall bis zu 60 Stunden. Mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 39,5 Stunden (Angestellte haben eine 38-Stunden-Woche) arbeiten viele Kinder somit länger als ihre Eltern.

--> Wann wird man ENDLICH damit aufhören, das Arbeitszeitmodell der
Erwachsenen 1:1 auf die KInder zu übertragen? Behaupten Spiel & Wagner allen Ernstes, dass 3-4 Stunden Leibesübungen pro Woche "Arbeit" sind? Wollen wir wirklich in unseren Kindern die Gesinnung fördern, dass der Tag erst so richtig beginnt, wenn die Hackn vorbei ist und man sich mit Cola zuschütten und ein paar Videos reinziehen kann?

(3) Wagner plädiert für radikalere Reformideen: "Macht es Sinn, alle 45 Minuten ein anderes Fach zu unterrichten? Sollte man nicht eher projektorientiert und fächerübergreifend anstatt in Schulfächer zerteilt unterrichten?"

--> Das sollte man. Doch das eine schließt das andere in keiner Weise
--> aus.
Was Spiel & Wagner (oder der STANDARD in seiner verkürzten Wiedergabe) hier unterstellen ist, dass das nicht ohnehin seit langem -- auch -- geschieht. Außerdem wünsche ich mir, dass Spiel & Wagner für das nächste Schuljahr Lehrfächerverteilung und Stunden-/Zeitplan für ein paar konkrete Klassen zur Umsetzung ihrer "radikalen Reformideen" entwickeln -- als Beweis ihrer Praktikabilität und weil es mich wirklich interessiert.

Gehrer-Interview: "Opposition müsste applaudieren"

(4) Gehrer: Ich finde es traurig, dass Lehrer eine vernünftige Entlastungsmöglichkeit für die Schüler boykottieren wollen, anstatt sich zu überlegen, wie das umsetzbar ist. Autonomie heißt eben auch, Schwerpunkte auszudiskutieren. Okay, wenn das nicht geschieht, werden wir eine Stundentafel vorgeben - so einfach ist die Welt.

--> Das fällt offensichtlich ULFM gar nicht mehr auf, dass sie eine
Stundenkürzung als "Schwerpunktbildung" bezeichnet. Na wenigstens ist jetzt nicht mehr alles sehr kompliziert.

(5) Gehrer: Wenn seit Jahren von allen Seiten eine Entlastung der Schüler gefordert wird - und wenn ich dann zusätzlich den Effekt erziele, dass mir die Personalkosten nicht davonrennen, dann ist es ja nicht verboten, mit den Steuergeldern sorgsam umzugehen. Die Opposition hat mir vorgeworfen, dass wir das teuerste Schulwesen mit einem nur mittleren Output haben. Eigentlich müsste ja jetzt jeder Beifall klatschen.

(Bravo! Bravo!)

(6) STANDARD: Welche Fächer wird es treffen?
Gehrer: Das werde ich den Experten überlassen.

--> Man lasse sich das auf der Zunge zergehen: eine Bildungsministerin,
--> die
sich NICHT als Expertin sieht. Mich würde wirklich interessieren, wie man Experte/in wird. Wer kann mir das sagen? Gibt es irgendwo eine Liste von ExpertInnen und deren Qualifikationen? Kann ich einmal selbst mit einem Experten/einer Expertin in Kontakt treten?

K Forstner

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