Vielleicht hilft hier ein bißchen Aufklärung: Die Notwendigkeit von Abfangjägern ist wohl mehr eine sicherheitspolitische als eine technische Frage. Ob jetzt bei diesem Gerät ein paar Bomben geladen werden können oder nicht ist mir persönlich egal, weil der Verwendungszweck ohnedies ein klar definierter ist. Österreich wird wohl nie ein anderes Land angreifen, denn mit unserem über Jahrzehnte finanziell vernachlässigten Heer würde dies grenzenlosem Masochismus gleichkommen. Aufgrund der hohen militärischen Qualifizierung von Koll. Wallner stelle ich auch ihm die Frage, welche mir noch keiner zufriedenstellend beantwortete: Womit wollen Sie unsere Neutralität über den Köpfen garantieren, oder wollen Sie einen NATO-Beitritt? Ich verspreche, dass ich zu diesem Thema künftig nicht mehr das LF benützen werde (nur mehr Direktmails) , da es genügend lehrerspezifische Probleme gibt. MfG J.Zwickl
----- Original Message -----
From: "Erich Wallner"
To: "'Josef Zwickl'" ; "'J.Schrammel'"
; "'lehrerforum'"
Sent: Wednesday, March 12, 2003 6:54 AM
Subject: AW: Re: Re: AW: Schule schuld an Ungleichheit


Da macht es sich der Kollege Zwickl aber sehr einfach:

Einerseits Experte genug, um die Abfangjäger als unverzichtbar zu definieren, anderseits sosehr Laie, daß er sich die Entscheidung über die Art des Geräts nicht zutraut - sprich: Er drückt sich um eine Verteidigung des Ankaufs der teuersten Flieger. Ich habe schon einmal im LF gepostet, daß der "Eurofighter" kein Jagdflugzeug ist, sondern ein Mehrzweckgerät mit Kampfbomber-Eigenschaften - sprich mit einer "payload" (=
[Bomben]zuladung) von etwa sechs Tonnen. Um das zu erkennen, braucht man kein Experte zu sein, sondern bloß ein wenig unter "Eurofighter" im Internet zu surfen. Wenn man dann noch weiß, daß die angloamerikanischen viermotorigen Bomber im 2. Weltkrieg etwa drei Tonnen Bomben (also die Hälfte des Eurofighters) tragen konnten, dann kann man sich leicht eine Vorstellung von der Art des Flugzeuges machen, das wir da kaufen wollen.

Das Einsatzprofil eines österreichischen Abfangjägers sind Alarmstarts, kurze Flugdauer und Identifizierung - also genau das Gegenteil der Aufgaben, für die der Eurofighter konstruiert ist. Die sechs Tonnen Zuladung braucht man weder für Waffen (weil man eh nur fotografiert und nicht abschießt, und schon gar nicht für Bomben), noch für Zusatztanks, weil keine stundenlangen Patrouillen gefordert sind. Dagegen paßt der Eurofighter ganz hervorragend für die Art Einsätze, wie sie die Nato in Jugoslawien geflogen hat, oder wie sie jetzt die Amis im Irak fliegen werden: Kaum Luftziele zu bekämpfen, dafür jede Menge Bodenziele, und das in weiterer Entfernung und über längere Zeit (= Lufthoheit über dem Gefechtsfeld) - genau das Gegenteil unserer österreichischen luftpolizeilichen Aufgaben. - Alles klar?

Erich Wallner



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at] Im Auftrag von Josef Zwickl
Gesendet: Dienstag, 11. März 2003 17:27
An: J.Schrammel; lehrerforum
Betreff: LF: Re: Re: AW: Schule schuld an Ungleichheit

Ich bin immer wieder überrascht wie viele Militärexperten es im LF gibt. Nur zu gern würde ich wissen, wie sich Koll. Schrammel die Sicherung der umfassenden Landesverteidigung vorstellt. Es ist aber auch schon sehr interessant, dass Abfangjäger - Gegner zumeist auch mit Neutralitätsbewahrern ident sind. In der gestrigen Sendung THEMA wurde klargestellt, dass in den letzten Wochen nahezu täglich unser Luftraum verletzt wurde. Das bedeutet auch täglich Alarmstarts für die alten Draken, um die Luftraumverletzungen zu dokumentieren und die Verursacher darauf aufmerksam zu machen. Ohne Abfangjäger könnte man nicht einmal deren Identität feststellen. Der Nachschub in den Irak wäre sichergestellt. Das können doch nur richtige NATO-Freaks wollen, oder? Die Entscheidung darüber, welches Gerät für die gestellte Aufgabe am besten geeignet ist, trau ich mir als Laie sicher nicht zu. Genau so wenig, wie ein Bäcker sich nicht von einem Uhrmacher das für die Bäckerei notwendige Werkzeug aussuchen lässt. Aber scheinbar ist die Verteidigung so ein einfaches Thema, wo jeder gleich ein kompetenter Fachmann sein will, obwohl er vielleicht gerade einmal den Grundwehrdienst abgeleistet hat. Schöne Grüße J.Zwickl


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