"Subsidiär ist ein Recht gegenüber dem anderen, wenn das subsidiäre Recht nur nachrangig angewandt wird." Von eigenständiger Gestaltung von Bildungsinhalten also keine Rede, sondern lediglich eine "Wahlmöglichkeit", ob wir uns für die Variante "Pest" oder die Variante "Cholera" entscheiden wollen. - Das kann ja wohl kein ernsthaftes Angebot sein!

Nach den Vorschlägen von Amon werden die Kernbereiche aller Fächer unantastbar, hingegen stehen alle Erweiterungsbereiche zur Disposition. Man kann auch vermuten, dass dies nur der erste Schritt ist, um am Ende alle Erweiterungsbereiche (GATS-konform?) auszugliedern.

Anstelle eines Angebots ganztägiger Schulformen steht bei Amon "eine sinnvolle Nachmittagsbetreuung der Schüler", und auch damit will der Staat nichts zu tun haben, denn das sollen sich die Betroffenen durch Selbstbehalte selber finanzieren. ("die Kosten dafür seien von privater Hand zu tragen.")

Wie Amon allerdings angesichts seiner eigenen Aussagen zu der Behauptung kommt, bei den geplanten Stundenreduktionen handle es sich nicht um eine reine Sparmaßnahme, bleibt zumindest mir unverständlich.
G.W.


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APA0328 5 II 0417 XI 14.Mär 03
Schulen/Lehrer/ÖVP/SPÖ

Amon: Bei Stundenreduktion haben Schulpartner das letzte Wort

Bis Ende März Entwurf für "subsidiäre Stundentafeln" - SPÖ verlangt Sitzung des Unterrichtsausschusses =

Wien (APA) - Bei der geplanten Stundenreduktion zur Entlastung der Schüler sollen die Schulpartner das letzte Wort haben. Das erklärte ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien. Nach Untersuchungen durch Lehrplanexperten über pädagogisch sinnvolle Kürzungen sollen vom Bildungsministerium "subsidiäre Stundentafeln" erstellt werden, die als "Angebot an die Schulen" zu verstehen seien. Sollte sich aber auf Grund einer autonomen Schwerpunktsetzung einer Schule ergeben, dass die vorgeschlagene Stundentafel zu einem pädagogischen Verlust führe, könnten im Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) mit Zwei-Drittel-Mehrheit in jeder Kurie andere Schwerpunkte gesetzt werden.

Die Stundentafeln sollen Ende März in eine vierwöchige Begutachtung gehen und mit 1. September per Verordnung in Kraft gesetzt werden, sagte Amon. Bei der Reduktion der Schulstunden soll jedenfalls der Kernbereich in den einzelnen Gegenständen nicht angetastet werden. Kürzungen könnten nur im Erweiterungsbereich erfolgen.

"Jedes Verständnis" hat Amon für die Aufregung in der Lehrerschaft bezüglich der Reformpläne. Er erinnerte aber daran, dass Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) versprochen habe, dass die Maßnahme ohne Kündigungen umgesetzt werde. Es müsse aber auf eine "gerechte Verteilung der Unterrichtsstunden zwischen den Lehrern" geachtet werden. "Damit soll sichergestellt werden, dass nicht manche Lehrer Überstunden halten müssen, während andere nicht vollbeschäftigt werden können", sagte Amon.

Die Vorwürfe der Opposition, dass die geplante Stundenreduktion eine reine Sparmaßnahme sei, bezeichnete Amon als "falsch". SPÖ und Grüne würden seit Jahren eine Reduktion der Schülerbelastung fordern.

Offen zeigt sich die ÖVP für eine Debatte über "eine sinnvolle Nachmittagsbetreuung der Schüler", dies dürfe keine ideologische Frage sein. Angesichts des Ziels, die Frauenerwerbsquote auf 65 Prozent zu steigern, spricht sich Amon für den Ausbau von Betreuungsmodellen aus. Diese müssten aber flexibel - etwa kurzfristige Anmeldung für nur einige Wochen - und freiwillig sein. Die Kosten dafür seien von privater Hand zu tragen, eine finanzielle Unterstützung aus sozialen Gründen wäre aber sinnvoll.

Amon sprach sich weiters für eine Verlängerung der so genannten Sabbatical-Regelung für Lehrer aus. Dieses Modell ermöglicht Lehrern vier Jahre hindurch bei 80 Prozent ihrer Bezüge mit einer vollen Lehrverpflichtung zu unterrichten, um daran anschließend ein Jahr in Karenz zu gehen. Diese Regelung läuft aber mit August aus und sollte verlängert werden, so Amon.

Die SPÖ fordert im Zusammenhang mit den geplanten Stundenkürzungen die rasche Einberufung des Unterrichtsausschusses. An den Schulen rumore es gewaltig, die Betroffenen seien "stark verunsichert", weil klare Informationen fehlten, erklärte SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser. Gehrer müsse Details umgehend auf den Tisch legen. Neuerlich warf Niederwieser der Ministerin vor, "unter dem Deckmantel 'Entlastung der SchülerInnen', offenbar die Stundenkürzungen, die nichts anderes als eine reine Sparmaßnahme darstellen, überfallsartig durchzuziehen".

APA0328 2003-03-14/13:04
141304 Mär 03
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OTS0088 5 II 0147 SPK0003 14.Mär 03
SPÖ/Niederwieser/Gehrer/Schule

Niederwieser: SPÖ verlangt Unterrichtsausschusssitzung zu Stundenkürzungen Gehrer muss Rede und Antwort stehen

Wien (SK) Die rasche Einberufung einer Sitzung des Unterrichtsausschusses zur Frage der Stundenkürzungen fordert SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser. "Wir Parlamentarier erhalten täglich dutzende Anrufe, E-Mails und Faxe von besorgten LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen. An den Schulen rumort es gewaltig, LehrerInnen drohen mit Protestmaßnahmen. Gehrer muss daher dem Unterrichtsausschuss Rede und Antwort stehen", so Niederwieser Freitag gegenüber dem Pressedienst der SPÖ.

Unter dem Deckmantel "Entlastung der SchülerInnen" will Gehrer offenbar die Stundenkürzungen, die nichts als eine reine Sparmaßnahme darstellen, überfallsartig durchziehen. Es fehle aber an klaren Richtlinien und Informationen, die Betroffenen "sind stark verunsichert". So könne man mit dem Thema "SchülerInnen-Belastung" seriös nicht umgehen, das sei eine dilettantische Vorgangsweise. "Es müssen alle Informationen und Details umgehend auf den Tisch", schloss Niederwieser. (Schluss) cs/mp/mm

OTS0088 2003-03-14/11:18
141118 Mär 03




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