Werden unsere Befürchtungen bezüglich GATS
unerwarteterweise alle doch nicht wahr?
G.W.
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Auszug aus der FTD vom 17.3.2003
Gesamter Artikel unter: http://www.ftd.de/pw/in/1047819366713.html?nv=tn-rs
Kolumne: Rückfall ins Jahr 1913
Von Stephan-Götz Richter
Ein Krieg gegen Saddam Hussein könnte den Prozess der Globalisierung aufhalten - und die wichtigsten Wirtschaftsmächte gegeneinander aufbringen.
Ein Dritter Weltkrieg ist heute für die meisten unvorstellbar. Dazu scheint die Welt zu stark vernetzt, die Volkswirtschaften zu sehr voneinander abhängig. Doch ein ähnliches Bild bot sich schon 1913. Damals wurden bereits 8,7 Prozent aller weltweit produzierten Güter und Dienstleistungen exportiert. Auslandsinvestitionen machten sogar neun Prozent der Gesamtproduktion aus - eine Größenordnung, die selbst Anfang der 90er nicht erreicht wurde. Handel und Investitionen sorgten für eine immer engere Verflechtung der Staatengemeinschaft.
Irrtum eines Nobelpreisträgers
Vor diesem Hintergrund rechnete niemand mit einem Weltkrieg. Die meisten Ökonomen hielten eine Umkehr der wirtschaftlichen Integration für ausgeschlossen. Nicht zuletzt ein aufgeklärtes Eigeninteresse sei eine sichere Garantie gegen den Ausbruch eines Kriegs zwischen den Weltmächten, schrieb 1910 der spätere Friedensnobelpreisträger Sir Norman Angell: "Es ist eine ökonomische Unmöglichkeit, dass eine Nation den Reichtum der anderen an sich reißt oder zerstört - oder dass sich eine Nation durch die Unterwerfung einer anderen bereichert."
Aller ökonomischer Theorie zum Trotz brach der Erste Weltkrieg aus und brachte die wirtschaftliche Vitalität zum Erliegen. Die folgenden 20 Jahre waren geprägt von internationalen Spannungen, die in einem weiteren verheerenden Weltkrieg ihren traurigen Höhepunkt fanden. Noch zu Beginn der 50er Jahre lag der Außenhandelsanteil an der Weltwirtschaft mit 7,0 Pro- zent unter dem Niveau von 1913.
( ...... )
Ein Krieg könnte den Prozess der Globalisierung zweifellos aufhalten, wenn nicht gar umkehren. Es ist zwar kaum vorstellbar, dass sich die USA und Europa über die Irak-Frage auf ähnliche Weise bekriegen könnten, wie es einst die Zentralmächte und die Alliierten über Serbien taten. Doch wenn die ersten US-Soldaten im Nahen Osten getötet werden, während die Europäer ihre Kritik fortsetzen, werden sich notwendige Kompromisse auf wirtschaftlichem Gebiet in den USA schwer durchsetzen lassen. Und wenn die Europäer täglich Bilder zerbombter Dörfer und getöteter Zivilisten in den Nachrichten sehen, werden sie ihrerseits schwer davon zu überzeugen sein, den USA wirtschaftliche Zugeständnisse zu machen.
Stephan-Götz Richter ist Herausgeber von TheGlobalist.com.
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