Abfangjägerkauf: Korruptionsvorwürfe gegen Luftwaffenchef Wolf
Anonyme Sachverhaltsdarstellung an den Staatsanwalt. Luftwaffenchef ist Boss einer Flugshowagentur.
VON WERNER BENINGER
WIEN. In einer neuen anonymen Sachverhaltsdarstellung an den Leiter der Staatsanwaltschaft Wien, Friedrich Matousek, wird der Kommandant der Luftstreitkräfte Erich Wolf im Zusammenhang mit dem geplanten Eurofighterkauf der Korruption verdächtigt. Matousek bestätigte der "Presse" das Einlangen der Anzeige: Man werde den Fall prüfen.
In der Sachverhaltsdarstellung, die mit 10. März datiert ist, heißt es, Wolf, vehementer Befürworter des "Eurofighter", soll erhebliche Geldbeträge vom Eurofighter-Hersteller EADS erhalten haben. Das Geld sei über die Werbeagentur von FP-Werber Gernot Rumpold, die EADS vertrete, an ein Unternehmen, das Wolfs Gattin betreibe, geflossen. Diese Firma beschäftige sich mit Flugshows. Soweit die Anzeige. Dazu die Fakten:
[*] Die Firma "Accutronic", die im alleinigen Besitz von Wolfs Gattin, Anna Maria Frühstück-Wolf, steht, ist persönlich haftender Gesellschafter einer "Creativ Promotion Werbe- und SportveranstaltungsgmbH & Co. KG."
[*] Diese Creativ Promotion beschäftigt sich tatsächlich mit der Veranstaltung von Flugshows.
[*] Alleiniger Kommanditist und damit Eigentümer der Creativ Promotion ist allerdings Erich Wolf höchstpersönlich. Er ist auch alleinzeichnungsberechtigter Prokurist und damit de facto alleiniger Boss dieser Firma.
[*] Die Agentur "100 % Communications" von Ex-FP-Geschäftsführer Gernot Rumpold hatte tatsächlich einen PR-Auftrag von EADS. In einer früheren Anzeige war zudem behauptet worden, dass über diese Agentur Schmiergeld an freiheitliche Politiker geflossen sei. Anhaltspunkte dafür fand die Justiz keine. Rumpold hatte dies auch immer massiv bestritten. Nach Auftauchen dieser Vorwürfe verlor Rumpolds Agentur den EADS-Auftrag.
Wolf erklärte dazu der "Presse", es sei niemals EADS-Geld an seine Firma geflossen. Die letzte Flugshow habe man 1997 in Wiener Neustadt organisiert. Seither seien sowohl die Accutronic als auch die Creativ Promotion de facto stillgelegt. Man lasse sie nur weiter bestehen, weil die offizielle Liquidation teurer sei. Im übrigen habe er diese nebenberufliche Tätigkeit ordnungsgemäß gemeldet.
[*] Faktum ist allerdings, dass erst am 12. Dezember 2002 der Jahresabschluss 1991 der "Creativ Promotion KG" beim Handelsgericht eingereicht wurde. Die letzte Eintragung ins Firmenbuch stammt vom 6. März 2003.
[*] Bei der "Accutronic GmbH" wurde erst mit 8. September des Jahres 2000 mit Herbert Lichnovsky ein neuer Geschäftsführer bestellt. Auch hier wurde der Jahresabschluss 2001 am 12. Dezember 2002 eingereicht. Die letzte Eintragung ins Firmenbuch stammt ebenfalls vom 6. März 2003.
19.03.2003 | © Die Presse | Wien
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