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Mehr als nur ein Hort der Aufbewahrung
Wunsch und Wirklichkeit klaffen bei kaum einem anderen Thema so weit auseinander wie bei der Nachmittagsbetreuung von Kindern. 70 Prozent der Eltern würden ihren Nachwuchs gern in einen Hort geben, aber bei nur sieben Prozent klappt's.
"Die traditionelle Schule hat mit den gesellschaftlichen Veränderungen nicht Schritt gehalten. Obwohl immer mehr Mütter berufstätig sind, kommen Volksschüler durchschnittlich um 12 Uhr mittags nach Hause. Bei welchem Job sind die Eltern dann schon daheim?", fragt sich Arbeiterkammer-Präsident Hubert Wipplinger auf der Tagung "Zeit zum Lernen, Zeit zum Spielen - Mehr Chancen durch qualitätsvolle Nachmittagsbetreuung ".
Laut einer aktuellen IFES-Studie wünscht sich der Großteil der Eltern für ihre Kinder eine gute, externe Nachmittagsbetreuung. So würden vor allem mehr Mütter eine realistische Chance haben, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen. "Wer alles im Alleingang organisieren muss, hat kaum Möglichkeiten, den gegensätzlichen Anforderungen von Beruf und Familie gerecht zu werden", sagt Wipplinger.
Was ist ein moderner Hort?
Der Hort von heute sei mehr als nur ein Platz zum Aufgabenmachen und Lernen, sind sich Pädagogen und Lehrer einig und werden nicht müde, ihre Aktivitäten vorzustellen. Das "Hortkind" habe die Qual der Wahl: Von Theaterspielen, sportlichen Aktivitäten, Bastelnachmittagen, Besuch von Hallenbädern bis hin zu Musikstunden wird in Oberösterreichs Horten so ziemlich alles geboten, was das Kinderherz wünscht.
Von einer guten Nachmittagsbetreuung würden die Kinder von acht bis 13 Jahren übrigens auch in ihrer Entwicklung profitieren, meint der Linzer
Kinder- und Jugendpsychiater Primar Werner Leixnering. Er sieht den Hort schlicht und einfach als "familienergänzende soziale Realität".
Insgesamt existieren in Oberösterreich in 120 Gemeinden 147 Horte, in denen 7600 Kinder betreut werden. Laut einer Umfrage der OÖ. Kinderfreunde (die OÖN haben berichtet) beschäftigen sich Kinder im Hort wesentlich sinnvoller als zuhause, wo nachmittags sehr oft der Fernseher läuft oder Computer gespielt wird, während im Hort das Spiel mit Gleichaltrigen an erster Stelle steht.
Was Kinder alles brauchen, um zu psychisch-stabilen Menschen zu werden? "Eltern und Erzieher müssen lernen, den Kindern gewisse Belastungen zuzutrauen. Wer allen Stress und alle Probleme von Kindern fernhält, tut nichts Gutes", sagt Primar Leixnering. Zudem fordert der Kinder- und Jugendpsychiater für jedes Kind Geborgenheit und Sicherheit und einen klaren Platz im Mikrokosmos. "Außerdem brauchen die Kleinen jede Menge Zuwendung und Beachtung und Lob, um Selbstbewusstsein entwicklen zu können."
OÖNachrichten vom 27.03.2003
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