OTS0174 5 II 0400 NSK0005 28.Mär 03
ÖH zu IHS-Bericht: Studiengebühren benachteiligen sozial Schwächere
Mautz: Studiengebühren führen zur Ausweitung der Erwerbstätigkeit von Studierende
Wien (SK) "Studiengebühren haben zum Rückgang des Anteils von Studierenden aus bildungsfernen Schichten sowie zur erheblichen Ausweitung der Erwerbstätigkeit von Studierenden geführt." Diesen Schluss zogen die ÖH-Vorsitzenden Andrea Mautz und Anita Weinberger am Freitag bei einer Pressekonferenz, bei der die ÖH den IHS-Bericht zur sozialen Lage der Studierenden bewertete. Dabei zeichne sich ein Trend hin zu Studiengebühren als sozialem Ausschließungsgrund ab, sagte Mautz. Die Ministerin versuche zwar, Zahlen schönzureden, doch gebe es Fakten, "die man nicht diskutieren kann".
Die Reaktion der Ministerin auf diese Fakten sei "wie immer: leere Worthülsen und altbekannte Stehsätze", so Mautz, die die Studie als "absolute Bankrotterklärung für Gehrer und die schwarz-blaue Bildungspolitik" bezeichnete.
Weinberger merkte an, dass die Studierenden (96 Prozent) in der Studie als Hauptgrund für die steigende Erwerbstätigkeit "Lebensunterhalt" angegeben hätten und schloss daraus, dass dies in erster Linie sozial Schwächere betreffe. Studiengebühren haben zu vermehrter Armutsgefährdung und zu mehr Kreditaufnahmen geführt. Hand in Hand mit der erhöhten Erwerbstätigkeit gehe auch weniger Studienaktivität, die letztlich zur Aufgabe des Studiums führe: seit Einführung der Studiengebühren haben 45.000 Studierende ihr Studium abgebrochen, so ein Ergebnis der Studie.
Gehrer habe bei Einführung der Studiengebühren Abfederungsmaßnahmen angekündigt und prophezeit, dass jeder vierte Studierende Beihilfe bekommen werde, erinnerte Mautz. Das sei nicht der Fall: vielmehr sei "genau das eingetreten", was die ÖH befürchtet habe: Die Studienförderung wurde nicht ausgeweitet: "Die soziale Situation der Studierenden wird immer schlechter: Es gibt Handlungsbedarf", so Mautz.
Die ÖH habe die Ministerin aufgefordert, eine Arbeitsgruppe zur Studienförderung zu gründen und "das System neu zu überdenken". Hauptforderung dabei: Ausweitung und Veränderung des Studienförderungssystems, wobei unter anderem auch die Kriterien für die Bildungskarenz erleichtert werden sollen. Weiters forderte die ÖH eine Studie über jene 45.000 Studierenden, die seit Einführung der Studiengebühren ihr Studium abbrechen mussten und die von Gehrer großteils als "Scheininskribenten" bezeichnet werden. Weinberger dazu: "Keine Prüfungen machen heißt nicht, dass man nichts tut. Wenn etwa jemand Diplomarbeit schreibt, kann er auch keine Prüfungen machen".
Eine weitere Forderung der ÖH ist die Absetzbarkeit der Studiengebühren. Zwar finde sich diese im Regierungsprogramm, jedoch mit zu vielen Einschränkungen. Weiters forderte die ÖH eine Reduktion der Studiengebühren im Ausmaß der Erwerbstätigkeit und in Relation dazu, wieweit ein erwerbstätiger Studierender die Möglichkeit habe, sich dem Studium zu widmen.
OTS0119 5 II 0151 SPK0007 28.Mär 03
Wien (SK) "Jetzt müssen im Bildungsministerium die Alarmglocken läuten", sagt SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal zum heute vorgelegten "Bericht zur sozialen Lage der Studierenden". Broukal Freitag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst: "Der Bericht zeigt klar, dass die Studenten zu den Verlierern des Sparens um jeden Preis gehören. Die Lebenskosten steigen, immer mehr Studierende müssen immer länger arbeiten. Die Studiengebühren sind eine zusätzliche Last. Wer sie nach Vorliegen dieses Berichts noch immer nicht abschafft, handelt wider besseres Wissen." Die SPÖ verlangt daher folgende Maßnahmen:
1. Anheben der Verdienstgrenze für Stipendien.
2. Zinsenfreie Studiendarlehen mit variabler Rückzahlung nach Ende des
Studiums.
3. Absolute Priorität für die Bedürfnisse der Studierenden, bis die Unis so
gut funktionieren, dass jeder zügig studieren kann.
4. Recht auf ein "Teilzeitstudium" mit halben Gebühren für berufstätige
Studierende.
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