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Weniger Latein, Geografie und Physik

Die Schulstundenreduktion soll die Schüler entlasten - und dem Budget jährlich 117 Millionen Euro bringen.

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KÜRZUNGEN IM DETAIL
Die Verordnung zur Reduktion der Schulstunden verschont Religions- und Turnunterricht

WIEn (red.). Gewinner der Verordnung zur Schulstundenreduktion ist der Turnunterricht, der von den Kürzungen nicht betroffen ist. Auch der Religionsunterricht bleibt ungeschoren. Um die vom Bildungsministerium angestrebte Entlastung der Schüler zu erreichen, sollen vor allem Geografie, Geschichte, Latein, Physik, Biologie, aber auch Mathematik und Werken im Umfang reduziert werden. So sehen es die Stundentafeln der neuen Verordnung vor, die am Montag in Begutachtung geschickt wurde.

Vorgegeben ist der Stundenumfang, der in den einzelnen Schultypen einzusparen ist. So will Bildungsministerin Elisabeth Gehrer Erkenntnissen einer Studie von Bildungspsychologen entgegenwirken, die den schulischen Arbeitsaufwand von Jugendlichen zwischen 40 und 75 Wochenstunden ansiedeln. In der Volksschule sollen die auf vier Jahre gerechneten 92 Wochenstunden auf 90 reduziert werden, in der Hauptschule von 127 auf 120. Die AHS-Unterstufe soll von ihren 126 Wochenstunden in vier Jahren sechs abspecken, die AHS-Oberstufe von ihren 138 acht. Welche Gegenstände von diesen Kürzungen betroffen sein sollen, will das Ministerium den Schulen überlassen. Hier soll der Schulgemeinschaftsausschuss eine Entscheidung treffen. Sollten die Lehrer, wie viele angekündigt haben, die Sitzungen des Schulgemeinschaftsausschusses boykottieren, so treten die in der Verordnung verankerten Stundentafeln in Kraft.

Den Entscheidungsfindungsprozess, welche Fächer am besten Federn lassen könnten, beschreibt man im Ministerium als "schwierig". Sektionschef Gruber sieht rückblickend die Bemühungen im Vordergrund, die spezifischen Bildungsaufgaben der Schulart zu gewährleisten. "Man hat natürlich auch geschaut, dass keine Berechtigungen verloren gehen", die mit dem Abschluss des Schultyps verbunden sind, betont Gruber im Gespräch mit der "Presse". Irmgard Kirk, Organisatorin der Latein-Olympiade und der Pythia, des griechischen Gegenstücks, zeigt sich wenig überrascht, dass auch Latein unter den betroffenen Fächern ist. "Am ehesten wird immer Latein angezapft, weil man die Notwendigkeit der Sprache anzweifelt."

In einem zweiten Schritt sind im Bildungsministerium bereits Reformen angedacht, die auf eine verbesserte Zusammenarbeit der Fächer abzielen. "Wenn beispielsweise in Mathematik der Brechungswinkel durchgenommen wird, in der Physik die Optik und in Biologie das Auge", so Sektionschef Gruber, könne man das zusammenfassen.

Kritiker der Stundenkürzungen verweisen darauf, dass es nur um eine budgetäre Maßnahme gehe. Und selbst im Entwurf ist festgehalten, dass durch "Verringerung der Zahl der Mehrdienstleistungen und Nachbesetzungen im Lehrerbereich" rund 117 Millionen Euro jährlich eingespart werden sollen. Es werde aber keine Kündigungen von Lehrern geben. Hier ist Bildungsministerin Gehrer den Gewerkschaftern im Wort. Dem Salzburger Vizepräsident des Landesschulrates, Herbert Gimpl, ist das nicht genug. Er warnt vor einer Überalterung des Lehrkörpers, bei der bald nur noch "Omis und Opis" unterrichten.





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