Im Auftrag weitergeleitet!
Mag. Schwertberger ist Verfasser u.v.a. des Musikbuches "Klangwelt - Weltklang" für die AHS und hat die Planlosigkeit der österr. Bildungsverantwortlichen am eigenen Leib schmerzlich erlebt: "Wie muss ich das Lehrbuch umgestalten, wenn ich keinerlei Ahnung habe, wie die Lehrpläne konkret aussehen? Schon einmal habe ich einen Band ins Blaue geschrieben, während von den Lehrplänen nur ein unverbindlicher Kaszettel da war".
Mit kollegialen Grüßen
Heinrich Kreissl
Brief an BM:
OStR Mag. Gerald Schwertberger
Anton Baumgartnerstr. 44 C7/0105
1230 Wien
31.03.2003
S.g. Frau Bundesminister E. Gehrer
Minoritenplatz 5
1010 Wien
Betrifft: Stundenkürzungen beim Fach Musikerziehung
Sehr geehrte Frau Bundesminister,
aus den Medien habe ich von den Plänen erfahren, auch im Bereich der schulischen Musikerziehung Stunden einzusparen. Da Sie selbst musikalisch tätig sind und Herr Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel musikalisch und sportlich überaus aktiv ist, ist das das Letzte, was ich von Ihrer Amtsführung erwartet hätte.
Gerade die Musikerziehung ist ohnehin schon längst stundenmäßig ausgedünnt worden, abgesehen davon, dass AHS-Schüler mit einer sehr bescheidenen musikalischen Bildungsausstattung ins Leben entlassen werden, wenn sie sich ab der 7. Klasse für Bildnerische Erziehung entscheiden und vice versa.
Musik ist ein wesentliches Segment unseres europäischen und österreichischen Bildungskonzepts , eine wichtige Facette unserer österreichischen Identität und unserer (bis jetzt noch) international geschätzten Kulturlandschaft.
Es darf nicht so weit kommen, dass Österreichs Schüler ihre musikalische Bildung überwiegend von einer auf schnelle Gewinne ausgerichteten Musikindustrie erhalten, dass sie „Starmania“ und den „Musikantenstadl“ für Hochkultur und Rock und Pop, Techno usw. kriterienlos für moderne Musik halten und dass sie bedeutende Werke der Musikliteratur nur mehr als Background in diversen Fernseh- und Radio-Werbespots kennen lernen. Dann käme nämlich auch der Hochkultur das entsprechend gebildete Publikum abhanden. Musikschulen bieten zwar auf privater Ebene instrumentale Praxis, nicht aber eine musikalische Orientierung, die jeden Staatsbürger befähigt, sich kompetent am Kulturleben seiner Heimat zu beteiligen oder zumindest auf Sachwissen gegründete Bewertungen vorzunehmen.
Ich erinnere mich, dass Sie vor Jahren noch auf die musischen Fächer als die Fächer gesetzt haben, in denen am ehesten die wichtige Schüsselqualifikation „Kreativität“ entwickelt werden kann. Musikerziehung wird überdies von den wenigsten Schülern als Belastung empfunden, Mathematik hingegen von fast allen (gefolgt von lebenslangen Alpträumen), obwohl die Schüler für Mathematik von der Schulbuchaktion am besten (100%) mit Lehrmitteln versorgt sind. Schüler und Lehrer haben im Fach Musik auch auf dieser Ebene immer schon zugunsten „wichtigerer“ Fächer zurückstecken müssen.
In der Hoffnung, der Kelch möge ein für alle Male an Schülern, Lehrern und am Kulturland Österreich vorüber gehen, verbleibe ich mit dem Ausdruck der Hochachtung
Gerald Schwertberger
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