Vor ein paar Monaten habe ich mich bei einem Maturatreffen mit einer ehemaligen Schülerin unterhalten, die ihr Publizistik-Studium in Minimalzeit absolviert hatte und schon während des Studiums in NÖ's größter Regionalzeitung mitarbeitete, dann übernommen wurde.
Ihre berufliche Erfahrung: Irrer Leistungsdruck (sie hätte innerhalb weniger Wochen den Wirtschaftsteil übernehmen sollen - als ob man sich diese Kompetenz so im Vorübergehen aneignen könnte) und Lohndumping, weil immer genug Nachwuchs da ist.
Jetzt ist sie nicht mehr bei dieser Zeitung.
Soweit ein Aspekt des Niedergangs im Journalismus.


Mit dem "Re: Treue Diener der Macht" stimme ich nicht überein. Man darf die Wehleidigkeit nicht übertreiben und sich einbilden, die ganze Welt sei nur gegen mich - oder gegen die Beamten.
Journalismus lebt von Sensationen und Vorurteilen - egal, in welche Richtung. Der Lehrer, der in Deutschland vor ein paar Monaten den Amokschützen in ein Zimmer eingesperrt und damit neutralisiert hatte, war ein Medien-Held (das ist der Topos von der alten Dame, die den Handtaschelräuber mit ihrem Regenschirm verjagt).
Im STANDARD wird seit einer Woche gerade die Justiz abgewatscht im Salzburger Taximord-Prozeß. Ob Böhmdorfer damit eine Freude hat? Und erst mit der Berichterstattung über den Kaprun-Prozeß?

Erich Wallner




-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at] Im Auftrag von R. E.
Gesendet: Sonntag, 6. April 2003 09:19
An: !Lehrerforum
Betreff: LF: Re: Fw: treue Diener der Macht

Liebe KollegInnen, ich denke Koll. Wittek hat recht, wie zumeist, und auch noch nen brillianten Stil ...

ich wage aber dennoch noch eine Anmerkung:

Es liegt SCHON AUCH an unseren Landsleuten, die sich mit Kunstspeisefett zufrieden geben, wenn sie doch Butter verlangen sollten: Kritischer Journalismus (wer erinnert noch das frühe Profil), welcher recherchiert und bei Interviews die/den Befragte(n) in die Enge treibt : WO IST DER? Wären in des zitierten Wallraff Mutterland so völlig inkompetente Minister möglich?

Was wäre das für ein Interview, das ein Günter Wittek mit Frau Gehrer veranstalten würde!

Doch der kritische Journalismus scheint sich immer mehr in standard-isierte Nischen zurückzuziehen, während der Boulevard die Unterwäsche der Promis durchschüffelt -- und dann noch ne Frau GI, die den Begriff Handmixer einst so verstand, das sie ihreHand mixte, und damit ganze Sendungen füllte!

Ich denke trotzdem, wenn viele kritische KollegInnen in ihrem alltag wenigstens ein bisschen Aufklärung betrieben (ist das nicht unser Beruf?) -- und mehr Mit-Menschen klarzumachen versuchten, dass es das typische Kennzeichen des "Neoliberalismus" ist, die BürgerInnen gegeneinander wegen irgendwelcher "Privilegien" aufzuhetzen (so als ob die Neoliberalen eine EGALITÄRE Gesellschaft anstrebten!) -- um sie so zu schwächen -- wenn also mehr von uns "privat" Öffentlichkeitsarbeit trieben -- dann wär' die Welt schon ein (infinitesimales? oder doch ein bissel größeres?) Stückchen besser, denk ich.

Ronald Eidenberger
Maria Hülf





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