SCHULE
Stundenreduktion nach Basar-Methode

Weniger Geschichte, weniger Musik, weniger Latein? - die Verwirrung und die Aufregung um die Stundenkürzung ist groß.

Die Verordnung zu den neuen Stundentafeln wurde von Bildungsministerin Gehrer nun in Begutachtung geschickt. Ohne, dass zuvor die Wogen geglättet werden konnten und ohne einem Vorschlag für eine vernünftige Schulreform. Gehrer geht es nach wie vor nur um Sparen ohne Plan und nicht um ein Gesamtkonzept. Die Aktion kritischer SchülerInnen (AKS) spricht von einer "Antithese einer Reform". Für SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser agiert Gehrer nicht wie eine verantwortungsbewusste Ministerin, sondern eher so, als wäre sie auf einem Basar.

Geplant ist eine Reduzierung der Pflichtwochenstunden - jeweils über vier Jahre gerechnet - in der Volksschule von 92 auf 90, in der Hauptschule von 127 auf 120, in der AHS-Unterstufe von 126 auf 120 und in der AHS-Oberstufe von 138 auf 130. Sollte es im Schulgemeinschaftsausschuss (je drei Lehrer, Eltern und Schüler) zu keiner Einigung kommen, wo gestrichen werden soll, tritt Plan B in Kraft, d.h. das Ministerium gibt eine Stundentafel vor. Konkret muss dann bei Geografie, Geschichte, Latein, Physik, Biologie, Mathematik, Werken und den Wahlpflichtfächern gekürzt werden.

Für Niederwieser hat dies alles nichts mit Reformpädagogik zu tun. Eine Kürzung der Unterrichtsstunden kann nur mit dem Ausbau ganztägiger Schulen erfolgen, so seine Forderung. "Diese Regierung bietet für die höchsten Steuern das schlechteste Bildungsangebot seit 30 Jahren."

Heftige Kritik kommt auch von der "Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Landesschulratspräsidenten und - vizepräsidenten". Sie befürchtet einen Trend in Richtung "Minimalschule", an der Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet wird, alles andere wie Sprachen oder Musik muss dann privat zugekauft werden. Die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft, die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl, befürchtet ein Szenario, wonach sämtliche 6.500 Standorte in Österreich unterschiedliche Stundentafeln haben, und dies, obwohl schon heute der Aufwand bei einem Übertritt vom Realgymnasium ins Gymnasium sehr hoch ist. Die SP-Landesschulrats(vize)präsidenten fordern Gehrer auf, in einen offenen Dialog zu treten: "Wir wollen nicht, dass in einer fahrlässigen Ho-Ruck-Aktion das gesamte Schulsystem auf den Kopf gestellt wird und die Qualität unserer Schulen leidet."

SPÖ-AKTUELL / 4. APRIL 2003 - Nr. 13



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