Hier meine für 9.4. bei der der Kundgebung am Minoritenplatz vorgesehene Rede. Barbara Nowikow


Liebe ProtestlerInnen!

Ich begrüße Euch alle und besonders auch die KollegInnen aus Kärnten, Oberösterreich und Niederösterreich! Wir haben heute schon viel gehört über Bildungs- und Sozialabbau. Über Geschehenes wie
Ø das Jahresnormmodell in den Pflichtschulen
Ø Herausnahme von KV-Kustodiatstätigkeit aus der Lehrverpflichtung
Ø beschämende Gehaltsabschlüsse
Ø steigende KlassenschülerInnenhöchstzahlen
Ø noch immer fehlende Inflationsabgeltung




Über Geplantes wie
Ø Pensionsraub
Ø Erhöhung der Lehrverpflichtung
Ø und:Minus 2 Stunden


Wir haben treffende Analysen gehört:
Bildungspolitik in Österreich folgt nur einem Plan: dem brutalen Einsparen, der Verlagerung der Bildung vom öffentlichen in den privaten Bereich. Es wurden ökonomische und politische Alternativen aufgezeigt.

Wir haben den Standpunkt von Betroffenen gehört: von SchülerInnen, StudentInnen, LehrerInnen.

Ich möchte auf einen anderen Aspekt eingehen:
Was haben dieses massiven Verschlechterungen mit uns LehrerInnen als AkteurInnen zu tun?

Denn wir LehrerInnen sind nicht nur von den Auswirkungen des Bildungs- und Sozialabbaus betroffen, wir sind auch AkteurInnen. Wir sind AkteurInnen,wenn wir hier bei dieser Kundgebung stehen, um unsere Interessen zu vertreten, um unsere Wut auszudrücken. Die Frage an uns ist: Wie gehen wir weiter vor? Glaubt jemand von uns, dass die Arbeit mit dieser Kundgebung getan ist? Wie oft haben wir uns schon auf Kundgebungen dieser Art getroffen? Gehen wir heute wieder nach Hause, im guten Bewußtsein, ohnedies etwas getan zu haben? Und wenn mir jetzt jemand beruhigend sagt: Wir lernen im Weitergehen, muß ich antworten: Ja, aber wir sterben im Stehen! Und wir sind in den letzten 5 Jahren fast stehen geblieben, haben uns erschöpft in Resolutionen und Kundgebungen.

Wir haben versucht, die GÖD zu mobilisieren, haben sie bombardiert mit Aufforderungen, Kampfmaßnahmen zu treffen, "bis hin zum Streik". Wir erhielten folgende Antworten: keine (z.B. jetzt von der GÖD bmhS) oder ein lapidares "Sind nicht betroffen" (wie jetzt von der GÖD der APS) oder die Aufforderung, einen "Aktionstag" und dann abgeschwächt, eine Dienststelllenversammlung abzuhalten. Die Antwort, die vorläufig noch aussteht, aber sicher kommt wie das berühmte Amen im Gebet: "Wir haben Schlimmeres verhindert"


Die Reaktion der GÖD ist seit vielen Jahren dieselbe:
die 3 Sektionen (AHS, BHS,APS) handeln immer getrennt, eine Fraktion findet im Nicht-Handeln der anderen eine willkommene Ausrede: Der eine sagt Hü, der andere Hott, der dritte schläft gerade. Jeder weiß, was bei einem Fuhrwerk mit solchen Kutschern passiert: Es bleibt stehen! Wenn es sich gar nicht mehr vermeiden läßt, kündigt die GÖD "Kampfmaßnahmen bis zum Streik" an. Das tut sie auch diesmal.

Wenn ich alle Pizze verspeise, die ich schon als Gegenwetten mit noch immer gläubigen GÖD-Mitgliedern abgeschlossen habe, werde ich ein ernsthaftes Gewichtsproblem bekommen! Gläubige GÖD-Mitglieder warnen jetzt wieder unerschrocken davor, "gerade jetzt die GÖD nicht zu schwächen" und ja nicht auszutreten, weil unser Feind die Regierung und nicht die GÖD sei.

Ich sage: Ja, unser Feind ist die Regierung und die GÖD ist ihr Steigbügelhalter! Und wenn jemand Mitglied in so einem Verein bleibt, setzt er/sie eine schlüssige Handlung und stimmt zu! Diese Zustimmung ist jedermanns/jederfraus Recht, aber es muß bewußt sein, dass es eben Zustimmung ist!

Seit Jahren höre ich immer wieder: "Wir wollen streiken, die Gewerkschaft soll endlich aufrufen". Und jetzt ist etwas passier: es gibt eine Gewerkschaft, die Unabhängige Bildungsgewerkschaft, die zum Streik aufruft, ihn organisiert. Und jetzt höre ich von vielen: betretenes Schweigen.

Denn es ist klar: die Gewerkschaft kann den Streik organisieren, kann Rechtsschutz bieten - streiken müssen die Betroffenen selbst.

Und das ist ein Schritt, der die Überwindung einer Hürde bedeutet. Ob wir diesen Schritt machen können, ob wir uns zutrauen, die Hürde zu überspringen,liegt an uns! Ich sage:
Ø Der Boykott als Kampfmittel ist erschöpft
Ø Resolutionen und Kundgebungen sind wichtig


aber sie werden nicht ausreichen, um unsere Ziele zu erreichen! Ich frage: Wie weit geht Eure Leidensfähigkeit?

Wir sind nicht nur Betroffene und Leidtragende, wir sind auch AkteurInnen! Wir werden streiken müssen, um etwas zu erreichen! Ob wir streiken können, liegt allein an uns!

Ich lese in letzter Zeit auch den Spruch: "Wir haben keine Chance, nutzen wir sie!


Ich sage: Wir haben nicht nur eine Chance, wir haben die Möglichkeit,wenn die LehrerInnen aller Schultypen, aller Gruppierungen und Organisationen zusammen kämpfen:
Ø gegen die geplante Stundenkürzung
Ø gegen den geplanten Pensionsraub
Ø gegen das Jahresnormmodell
Ø für die zugesagte Inflationsabgeltung und eine kräftige
Gehaltserhöhung
Ø für die Senkung der KlassenschülerInnenhöchstzahl
Ø für Wiedereinrechnung von KV und Kustodiat in die Lehrverpflichtung

Seien wir AkteurInnen!
Die UBG Wien/NÖ ruft gemeinsam mit APFL und unabhängigen Namenslisten zu einer Kundgebung am 12.5. Auf dieser Kundgebung sollen die Betroffen selbst
entscheiden: Wollen/können wir streiken und in welcher Form? Wer glaubt. dass Streik ein geeignetes Mittel ist, soll bitte zu dieser Kundgebung kommen.Wenn sie ein starkes Votum für den Streik bringt, wird er Ende Mai/Anfang Juni organisiert.

Mit kürzerem Zeithorizont:
Jetzt anschließend gibt es ein Vernetzungstreffen im Theater am Petersplatz, organisiert von der AHS Henriettenplatz mit dem Ziel, nächste Streikschritte zu planen.

Barbara Nowikow


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