DER STANDARD
Samstag/Sonntag, 12./13. April 2003, Seite 7
Direktoren fühlen sich "bestraft"
Schulen mit Schwerpunkten haben größere Probleme mit Reform
Wien - Die Kampagne der Schulen gegen die verordnete Stundenreduktion (rund zwei pro Unterrichtsjahr) läuft weiter. Zwei Problembereiche sind es, die den Direktoren Kopfzerbrechen bereiten: Wer Schwerpunkte gesetzt habe und sich engagiert habe, werde nun "bestraft", weil er die vom Ministerium vorgeschlagene "subsidiäre" Stundentafel nicht übernehmen könne und die Kürzungen in der eigenen Schule zwischen den Fächern "ausstreiten müsse" - noch dazu unter Zeitdruck. Außerdem könnten Siebtklässler im nächsten Jahr Probleme bekommen, weil sie zur Matura möglicherweise nicht mehr in ihrem Wahlpflichtfach antreten könnten. Der STANDARD befragte dazu Sektionschef Heinz Gruber im Bildungsressort: Die Stundentafel - etwa im Hauptschulbereich - enthalte auch weiterhin einen autonomen Spielraum von zehn Stunden, sagt er. Freigegenstände und unverbindliche Übungen habe man überhaupt nicht angetastet. Dass es für die Neuverteilung der Fächer Zeitdruck gibt, räumt Gruber ein. Anfang Mai soll die "subsidiäre" Stundentafel gelten, schulautonom könne man aber schon davor eigene Lehrpläne festlegen. Zu Kündigungen werde es nicht kommen. Im Ressor erwartet man einen Run der Lehrer auf die vorzeitige Pension, der sogar vereinzelt Lehrermangel erzeugen könne. Die individuellen Rechte der Schüler würden auf jeden Fall gewahrt. Sollte ein Maturant gehindert werden, in seinem Wahlfach zu maturieren, werde der Landesschulrat einschreiten und etwa die Stundentafel der jeweiligen Schule für ein Jahr aussetzen. Dass ein großer Teil der Schulinspektoren gegen die Stundenreduktion auftritt, ärgert den Sektionschef: "Manchmal muss man wirklich fragen, ob das Vertreter der Ministerin oder der Gewerkschaft sind." Unter den Briefen und Mails der Schulen finde sich auch "Ungustiöses": So habe ein Direktor gemeint, die Stundenreduktion sei, als würde einer von zehn Fingern abgehackt. (mon)
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