"Hausübungen werden im heimischen Schulwesen zu wenig als Lernmöglichkeit begriffen."Da ist der Wurm drin." Außerdem haben österreichische Schüler im Vergleich zu den Nebenfächern ein unverhältnismäßig "hohes Zeitinvestment" für Schularbeitsfächer. "Man muss sich fragen, ob das sinnvoll ist." Wobei Spiels Studien übrigens keinen Zusammenhang mit Schulerfolg und häuslichem Zeitaufwand maßen."


E.W.: Soweit nochmals ein Ausschnitt aus dem separat geposteten STANDARD-Artikel "Stein der Weisen". Der obige Absatz, insbesondere auch der letzte Satz, gibt die Meinung der Universitätsprofessorin Christiane Spiel wieder, die auch in die ministerielle Zukunftskommission berufen wurde.

Nachdem ich als Englisch- und Französischlehrer seit über 25 Jahren Hausübungsaufsätze verbessere, dafür sicher schon ein paar Tausend Arbeitsstunden aufgewendet habe und diesen Teil meiner Lehrertätigkeit als den unangenehmsten erachte, muß ich mich jetzt fragen, ob ich ein Vierteljahrhundert lang ein Trottel gewesen bin: Wenn den SchülerInnen ein Hausübungs-Aufsatz eh nichts bringt, dann habe ich diese wohl auch umsonst korrigiert.

Nun habe ich natürlich im Laufe der Jahre schon des öfteren die Meinung gehört, daß Hausübungen sowieso für die Katz' seien. - Eltern schwacher Schüler fragen mich immer wieder, was man "sonst noch daheim üben könne". Bisher bin ich immer davor zurückgeschreckt, ihnen zu raten, sie sollten ja nichts Zusätzliches machen, viel wichtiger sei die zeitliche Entlastung ihrer Sprößlinge, und ihre Kinder sollten zu Hause lieber Fußball oder ein Musikinstrument spielen. Ich habe das deshalb nicht gesagt, weil ich mich, wäre ich an Stelle dieser Eltern gestanden, gepflanzt gefühlt hätte.

Nachdem die "Entlastung" der Schüler aber seit neuestem Staatsdoktrin geworden ist, und sich nach Meinung ministeriell approbierter Fachleute häuslicher Zeitaufwand sowieso nicht im Schulerfolg niederschlägt (s.o.), muß ich mir ernsthaft die Frage stellen, ob ich in meiner pädagogischen Philosophie nicht das Steuer um 180 Grad herumreißen muß. - Sollte sich das Experiment des Verzichtes auf individuell zu korrigierende Hausübungen bewähren, käme dann als nächster Schritt auch die Abschaffung jener HÜ's, die gemeinsam in der Klasse verbessert werden (also in Englisch-Unterstufe viele workbook-Übungen und separate Grammatik-Zettel).

Aus diesem Grund würden mich einschlägige Erfahrungen von LF-LeserInnen interessieren - aus dem Bereich der Hauptschulen und Höheren Schulen:
Wer hat die HÜ-Nullvariante schon einmal ausprobiert? Wenn man das gesamte Übungs-Wesen in die Schulstunden verlagert - kann man dann den Stoff des Lehrplanes noch erfüllen? Beschweren sich die Eltern, weil sie den Eindruck haben, daß andere Schüler, die "konventionell" unterrichtet werden, mehr lernen? Merken sich die Schüler z.B. in Englisch wirklich alle Vokabel bereits in der Schule? (Noch dazu, wenn es kein Vokabelheft mehr gibt, weil das rein mechanische Schreiben im Unterricht einfach zu lange dauert.) Wie kann man die Eltern - und erst recht die Großeltern! - daran hindern, z.B. ihre Kinder zu Hause Vokabel abzuprüfen und damit den Englischunterricht Neu zu torpedieren?
Wer hat eine oder mehrere der Studien, auf die sich Ch. Spiel beruft, schon einmal zu Gesicht bekommen?

Mit neugierigen Grüßen Erich Wallner



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