BG/BRG Villach
Dienststellenversammlung
St. Martinerstraße 7
9500 Villach 9. April 2003



An
Frau Ministerin Elisabeth Gehrer
c/o BMBWK
Minoritenplatz 5
1010 Wien

Betrifft: Schulentwicklung am BG/RG Villach St. Martin  offener Brief

Sehr geehrte Frau Ministerin!

Die geplanten Stundenkürzungen machen die mehrjährige Entwicklungsarbeit
an unserer Schule zunichte. Sie bedrohen die Qualität des Unterrichts!

Lassen Sie uns einleitend das bisher Erreichte kurz darstellen:

Wir haben nach jahrelangen Diskussionen unter den Lehrern und den
Schulpartnern für unsere AHS-Unterstufe

* 6 bzw. 8 Stunden (RG) Informatik und Tastatur-Beherrschung sowie
* 2,5 Stunden Chemie-, Physik-, Biologie-Labor

eingeführt. Wir haben für die neu angebotenen Fächer Lehrpläne
ausgearbeitet.
Dieses moderne Angebot war nur möglich durch Stundenkürzungen in den
Fächern: Deutsch, Geschichte und Sozialkunde, Geographie und
Wirtschaftskunde, Biologie und Umweltkunde, Bildnerische Erziehung,
Musikerziehung, Latein, Französisch/Italienisch, Werkerziehung,
Leibesübungen, Physik, Mathematik, Geometrisch Zeichnen.

Unsere AHS-Unterstufe-neu wurde von der Villacher Schuljugend begeistert
aufgenommen, was die jährlichen Steigerungsraten bei den Anmeldungen an
unserer Schule zeigen:
1999: 1042 SchülerInnen,
2000: 1083 SchülerInnen,
2001: 1168 SchülerInnen,
2002: 1272 SchülerInnen.

In Ihrer Entlastungs-Verordnung" finden wir nun keine Fächer wie
Informatik oder Tastaturbeherrschung, auch keine Laborstunden im
naturwissenschaftlichen Bereich. Wohl aber soll ein Großteil der Fächer
von Ihrer Stundenkürzung betroffen sein, deren interne Reduktion uns
unser aktuelles Angebot an unsere Schülerinnen und Schüler ermöglicht.

Mit diesen ministeriellen Stundenkürzungen ist der realgymnasiale Zweig
an unserer Schule ernsthaft gefährdet!

Sehr geehrte Frau Ministerin!
Wir haben, vertrauend auf die bereits in Diskussion stehende
Oberstufenreform, seit September vergangenen Jahres in mehrtägigen
Gruppensitzungen vier Modelle für unsere Oberstufe ausgearbeitet.
Konzepte für

* einen kunst- und kulturwissenschaftlichen Zweig
* einen neusprachlichen Zweig
* einen bilingualen Zweig (Schulmodell mit Englisch als Arbeitssprache)
* und einen realgymnasialen Zweig mit verstärktem Informatik-, sowie
Laborunterricht

wurden von uns bis zur Beschlussreife entwickelt.

Auch diese Arbeit soll jetzt hinfällig sein?

Sehr geehrte Frau Ministerin!
Die von Ihnen zu verantwortenden katastrophalen Rahmenbedingungen werden
dazu führen, dass die Schulentwicklung an unserer Schule stirbt!

Neuere Untersuchungen  die PISA-Studie und die Studie des
Weltwirtschaftsforums  belegen deutlich die hohe Qualität des
österreichischen Schulwesens. Durch die geplante Stundenreduk-tion
nehmen Sie den SchülerInnen der AHS von der ersten bis zur achten Klasse
 quer durch alle Fachbereiche  umgerechnet ein halbes Jahr
Ausbildungszeit. Durch diese staatliche Leistungskürzung wird die noch
vorhandene Qualität bedroht, werden die Zukunftschancen unserer Jugend
in unverantwortlicher Weise vermindert.

Sehr geehrte Frau Ministerin!
Die von Ihnen geplanten Änderungen werfen uns weit hinter das an unserer
Schule bestehende Niveau des Unterrichts zurück.
Sie negieren auch Ansätze der bildungspolitischen Diskussion in
Österreich, die in Richtung mehr individuelle Förderungen der Schüler
durch das Lehrpersonal gehen.
Sie werden als unüberlegte Maßnahme auch an der Struktur der Schule
nichts ändern und zu keiner Entlastung der Schülerinnen und Schüler
führen, im Gegenteil  sie werden bewirken, dass noch mehr Lernarbeit
von der Schulzeit in die Freizeit der Schülerinnen und Schüler verlagert
wird.

Frau Ministerin!
Nehmen Sie die Entlastungs-Verordnung" zurück  im Interesse der
österreichischen Schule!

Mit freundlichen Grüßen!


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