DER STANDARD
Montag, 14. April 2003, Seite 15

Die Kostenfalle bei der Pensionsvorsorge

Rund 25.000 Verträge für geförderte Pensionsprodukte sind schon abgeschlossen. Aber nicht alle Finanzberater raten zum Kauf. Der Grund: die Kosten.

Karin Bauer

Wien - Als "euphorisch" beschreibt Josef Graf, Vorstand beim in Graz ansässigen Versicherungsmakler EFM, die Reaktion der Kunden auf die staatlich hoch geförderten Produkte zwecks privater Pensionsvorsorge ("dritte Säule"). Er ist auch überzeugt, dass dieser Prämienpension ein "Boom wie beim Bausparen" - also über fünf Millionen Verträge - bevorsteht. Seine Branche ist in der Beratung gespalten - nicht alle raten den Vorsorgewilligen zu. Der Beratungsschwerpunkt liegt oft auch dort, wo die besten Provisionen für die Vermittler drinstecken. Graf sieht als Vorteile der neuen Produkte: [] dass die hohe staatliche Prämie (für 2003: 9,5 Prozent, bis maximal 1851 Euro) gemeinsam mit der Kapitalgarantie die Skepsis der Österreicher gegenüber den Kapitalmärkten mildert;
[] das Rucksack-Prinzip (nach zehn Jahren Anlagedauer kann das Angesparte zu einem anderen - dann vielleicht günstigeren - Anbieter mitgenommen werden). Dadurch entfallen die hohen Kosten eines Produktwechsels, die ein bis zwei Jahresprämien fressen können. Zudem sei die Verpflichtung, mindestens 40 Prozent in Aktien - und zwar an der Wiener Börse - anzulegen, besonders positiv für die heimische Wirtschaft und die Entwicklung des Kapitalmarktes. Als derzeit noch besonders negativ erscheinen die hohen Kosten des Produktes. Transparent sind sie auch (noch) nicht. Möglich also, dass nach derzeitiger Daumen-Rechnung die Kosten so viel Ertrag fressen, dass nach zehn Jahren gerade einmal das garantierte Kapital plus ein, zwei Prozent Rendite übrig bleibt - dies aber bereits bei angenommener fünfprozentiger Jahresperformance der Wiener Börse.

Spesen und Gebühren
Die Kostenpyramide ist eine sehr hohe und breite. Auch wenn er nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, mag ein Ausgabeaufschlag doch irgendwo drinstecken und beträgt zwischen zwei und fünf Prozent des Volumens. Schließlich will ja auch die hauseigene Fondsgesellschaft etwas verdienen. Dazu kommen die einmaligen Gebühren für Provision und Vertrieb, die bis zu einer vollen Jahresprämie betragen können. Zusätzlich fallen laufende Gebühren für das Management an, die zwischen 1,5 und 2,5 Prozent betragen. Die Kapitalgarantie ist zwar angenehm und gibt ein Sicherheitsgefühl, aber: Nichts ist umsonst. Die Garantiekosten liegen zwischen 0,7 und 1,3 Prozent. Da die meisten Anbieter ihre Produkte in Dachfonds-Konstruktionen stricken, entsteht daraus eine zusätzliche Kostenebene in den Subfonds der Dachfonds. Zusammengerechnet ergibt sich daraus die Vermutung, dass im ersten Jahr des Ansparens noch gar kein Deckungsstock entsteht, sondern so gut wie alles in die Kostenabdeckung fließt. Trotzdem rät Graf zum Kauf. Es zahle sich aus, jetzt schon in solche Prämienprodukte zu investieren und nach zehn Jahren ohne Mehrkosten eventuell den Anbieter zu wechseln. Ausgehend vom EFM-Vergleich der derzeit angebotenen Produkte (siehe
Tabelle) präferiert er die Uniqa-Versicherung und die Raiffeisen KAG, weil sie als Einzige eine Kapitalgarantie auch bei Auszahlung (nach mindestens zehn Sparjahren) liefern.


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