SZ 15 04 03 http://www.fr-aktuell.de/ressorts/bildung_und_beruf/bildung/?cnt=195112

BURN-OUT-SYNDROM
Pädagogen fällt das Abschalten schwer

Lehrer sind dem Risiko des Burn-out-Syndroms stärker ausgesetzt als Personen aus anderen Berufsgruppen. Nach einer kürzlich in Berlin vorgestellten Studie zur Lehrerbelastung der Universität Potsdam, an der 7 000 Pädagogen teilnahmen, zeigten sich weniger als 20 Prozent als zufrieden und belastbar. Jeweils 30 Prozent hätten Tendenzen zu Resignation bei "Nicht-abschalten-Können" oder aber zur Selbstüberforderung bei verminderter Erholungsfähigkeit. Besonders betroffen seien Frauen.

Der Leiter der Untersuchung, Uwe Schaarschmidt, sprach von "alarmierenden" Ergebnissen. Jeder zweite Lehrer fühle sich "in einem sehr hohen Maße belastet", so Schaarschmidt. Die Erhebung hatten fünf Lehrerverbände und der Beamtenbund in Auftrag gegeben. Zum Vergleich wurden 5 000 Personen aus Berufsgruppen mit hoher psychosozialer Beanspruchung wie Pfleger oder Feuerwehrleute herangezogen.

Beim regionalen Vergleich zeigte sich demnach in den neuen Bundesländern ein höherer Anteil an Symptomen der Selbstüberforderung, während die Lehrerschaft im Süden im Schnitt eine etwa bessere Gesundheitskonstellation aufwiesen als ihre Kollegen im Norden.

Schaarschmidt warnte vor einer "Psychopathologisierung der Lehrerschaft" ebenso wie vor dem Glauben, die Situation werde sich "im Selbstlauf"
verbessern: "Wenn Ängste oder Magengeschwüre manifest sind, dann ist es schon zu spät." Als Ursachen nannte Schaarschmidt eine überdurchschnittlich hohe Belastung der Lehrer, die in den vergangenen Jahren durch äußere Faktoren verschärft worden sei. Dazu gehörten die wachsende Zahl schwieriger Schüler, die Klassenstärke sowie zusätzliche Aufgaben. Außerdem sei den Lehrern die Solidarität von Seiten der Elternschaft und die Wertschätzung durch die Gesellschaft verloren gegangen.

Ein weiteres Problem ist laut Schaarschmidt eine falsche Berufswahl. Studenten und Lehramtsanwärter benötigten "mehr Realismus". Von den Universitäten müssten angehende Lehrer mehr praktisches Rüstzeug erhalten Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Peter Heesen, verwies auf den hohen Krankenstand und die Frühpensionierung - im Schnitt mit 58 Jahren - bei Lehrern. Er verlangte einen Verzicht auf weitere Unterrichtsstunden-Erhöhungen. Lehrer sollten auch stärker von "Ergänzungsaufgaben" wie Konferenzen, Beratungen oder Verwaltungsfragen entlastet werden.

Ferner seien gezielte Fortbildungen zur Stressbewältigung oder Supervision nötig. In der Lehrerausbildung hapere es an der Verzahnung von Schule und Universität. Auch der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Ludwig Eckinger, forderte eine Reform der Lehrerausbildung. Sie müsse länderübergreifende Standards haben und sich an der Berufswelt orientieren.

Notwendig sei eine gezielte Berufsberatung und eine kontinuierliche und kollegiale Begleitung junger Lehrer. Außerdem sei die "Führungskompetenz" bei vielen Schulleitern "hoch defizitär". kna




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