Zwei Meldungen, die nicht gerade Freude aufkommen lassen:
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Wien - Keine prinzipiellen Einwände erhebt der Rechnungshof gegen die von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (VP) geplanten Stundenreduktionen an den Schulen.
Dem Vorhaben, die Schüler um rund zwei Unterrichtseinheiten je Woche zu entlasten, stehe man angesichts internationaler Vergleiche durchaus positiv gegenüber. Allerdings sei nicht nachvollziehbar, warum in bestimmten Gegenständen gekürzt werde und in anderen nicht, heißt es in einer Stellungnahme zum Entwurf.
Nach Auffassung des Rechnungshofes wäre alternativ zu überlegen, die Dauer einer Unterrichtsstunde von 50 auf 45 Minuten - wie etwa in Deutschland üblich - zu verkürzen, das würde alle Gegenstände gleichmäßig treffen. Bei einer entsprechenden Erhöhung der Lehrverpflichtung wäre so auch die angestrebte Eindämmung der Kostensteigerungen im Lehrerpersonalaufwand zu erreichen.
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Budget-Sanierung kommt vor der Moral
Der Ethik-Unterricht ist ein Erfolg: Trotzdem fehlt Geld für die Weiterführung des Schulversuches
von Andreas Anzenberger
Die Angst der katholischen Kirche vor dem Profanen war groß: Der Ethikunterricht könnte zur Ausdünnung des Religionsunterrichts führen. Statt einer klaren Werteorientierung werde lediglich der Werterelativismus gefördert. Nach sechs Jahren Schulversuch an fast hundert Standorten schaut die Sache anders aus. "Ich habe keine Vorbehalte gegen Ethikunterricht" lautete die Bilanz der Leiterin des Schulamtes der Erzdiözese Wien, Christine Mann. Die weltliche Konkurrenz bei der Wertevermittlung hat für die Kirche positive Nebeneffekte. Schüler, die sich vom Religionsunterricht abmelden, haben keine Freistunde sondern Ethikunterricht. Nach mehreren Evaluierungen hat Bildungsministerin Elisabeth Gehrer vor eineinhalb Jahren eine Planung "für die Verankerung des Ethikunterrichts als Angebot" angekündigt. Doch für die Ausweitung des Schulversuches fehlt das Geld. Es gibt andere Prioritäten. Zuerst kommt die Budgetsanierung und dann die Moral. Die aktuelle Schulstundenkürzung trifft nämlich jenen Pool, aus dem der Ethikunterricht finanziert wird. Kritik kommt aus allen Lagern. "Wenn es ein gesellschaftliches Anliegen ist, dann muss auch Geld dafür vorhanden sein", meint die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl. "Es ist bedauerlich, dass da nichts weitergeht", kritisiert Anton A. Bucher, Professor für Religionspädagogik an der Universität Salzburg. Eng wird es vor allem für Schulen wie das BORG in der Hegelgasse 12 in Wien. Bei Ethikunterricht für 16 Klassen ist der Konflikt programmiert. "Wenn wir nicht beim Ethikunterricht kürzen, müssen wir es beim Sprach-, Sport- oder Musikangebot tun", ärgert sich Direktor Michael Jahn. Sein Vorschlag: Ein Drittel der Stunden für den Ethikunterricht sollte vom Bund kommen, ein Drittel von der Schule und ein Drittel vom Religionsunterricht. Doch dafür wäre eine Änderung des Konkordats notwendig. Das Konkordat garantiert gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften die ein bis zwei Religionsstunden pro Woche. Trotz des Sparkurses soll laut Univ. Prof. Peter Kampits ein Diplom-Lehrgang für Ethikunterricht entstehen. Schon jetzt gibt es an der Uni Wien ein sehr gutes Ausbildungsangebot. Auf dem Lehrplan stehen aktuelle Themen wie Bio- und Genethik, Religionssoziologie sowie die Probleme multikultureller Gesellschaften.
Anmerkung KF: Ganz verstehe ich Herrn Dir. Jahn ja nicht: Hat er, oder
besser: Haben die Schulpartner seiner Schule bereits die in dem Artikel nicht genannte Vorentscheidung getroffen, die Stundentafel autonom zu verändern statt den Gehrerschen Vorgaben zu folgen? DAS wäre ja der Anfang vom Ende.
K Forstner
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