Herr Kollege Zwickl!

Sie widersprechen sich andauernd selbst. Einerseits jammern Sie über das schlechte Image der LehrerInnen in der Öffentlichkeit und fordern Sie, man müsste zuerst die öffentliche Meinung auf unsere Seite ziehen, andererseits erteilen Sie einem Aktionstag eine Abfuhr und fordern vage einen "Lobbyismus". - Ich frage mich: Wo waren Sie eigentlich am Aktionstag? Gerade der Aktionstag diente doch dazu, unser Anliegen, die Stundenkürzung zu verhindern, den Eltern und Schülern zu vermitteln. In die meisten Schulen
(AHS) waren Eltern eingeladen, die sich dann mit unserem Anliegen solidarisierten (und die Eltern sind ein wichtiger Teil der Bevölkerung), es wurden Briefe an die Eltern geschrieben, Elternverbände zu Diskussionen eingeladen, Zeitung und Fernsehen an die Schule eingeladen... Das ist doch Öffentlichkeitsarbeit und hat doch auch funktioniert (ist aber noch zu wenig)! Ist das an Ihnen vorbeigegangen? Und wie wollen Sie die öffentliche Meinung mit "Lobbyismus" hinter verschlossenen Türen beeinflussen?

Es bringt sicher nichts, jede Aktion von unserer Seite gegen die Sparmaßnahmen in einem ewigen Negativismus schlechtzureden - vor lauter Sorge, man könnte mit Aktionen anecken. Ruhig verhalten vor lauter Anpassungsdrang bringt jedenfalls gar nichts.

Robert Sutterlütti

----- Original Message -----
From: "Josef Zwickl"
To: "Günter Wittek" ; "Lehrerforum"
Sent: Sunday, April 20, 2003 11:09 AM
Subject: LF: Re: hat sich etwas bewegt?


> Ich möchte Koll. Wittek nicht ganz die Illusion nehmen. Irgendwie hat
> er
ja
> auch recht, dass man seinen Frust auch öffentlich kund tun sollte.
> Aber es geht um die Kernfrage: "Hat Aktionismus der Lehrerschaft in
letzter
> Zeit irgend etwas bewirkt?"
> Ich glaube NEIN. Man lese sich nur einmal die Leserbriefe in diversen
> Tageszeitungen (heute in der KRONE) über die Aktionen der Lehrerschaft
> durch. Das Negativbild der Lehrer wird nur noch verschlimmert. Die
> Folge ist, dass sofort öffentlich über Solidarbeiträge o.ä.
> nachgedacht werden darf. So lange es uns nicht gelingt, die
> öffentliche Meinung auf unsere Linie zu bringen, stehen wir auf
> verlorenem Posten. Vielleicht sollte man auch einmal intern
> nachdenken, ob Kollegen (-innen), die sich bewusst über manche
> gesetzlichen Richtlinien hinwegsetzen (Willkür) unserer
Berufsgruppe
> einen guten Dienst erweisen. Viele Redakteure von Heute sind Opfer von
> Willkür einzelner Lehrer von Gestern. Weiters glaube ich nach wie vor,
dass
> wir Lobbyismus betreiben müssen.
> Aktionstage, Dienst nach Vorschrift oder befristete Streiks kann man
> hierfür nicht verwenden. Die bewirken meiner Ansicht nach nur das
Gegenteil.
> MfG
> J.Zwickl
> ----- Original Message -----
> From: "Günter Wittek"
> To: "Lehrerforum"
> Sent: Saturday, April 19, 2003 7:31 PM
> Subject: LF: hat sich etwas bewegt?
>
>
> >
> > JZ > "Straßenaktionen sind für A u. F, oder hat der
> > 9. April irgend etwas bewegt?"
> > ---
> > Ich finde es einfach unglaublich, dass Sie hier unterstellen, dass
> > der Aktionstag nichts bewirkt haben könnte. Allein schon die
> > Tatsache, dass überall die Dienststellenversammlungen stattfanden
> > und wir überall gemeinsam darüber nachgedacht haben, was nun zu
> > geschehen hat, dass unzählige Resolutionen und Briefe und
> > Aufforderungen und Infoblätter verfasst wurden, das alles soll
> > völlig unnötig gewesen sein? Gewerkschaft soll mehr sein als nur ein
> > Reisebüro, sondern eine Organisatuion, die einigt und lenkt.
> > Wenn wir uns nicht artikuliert hätten, dann hätten die Gewerkschaften
> > keinen Auftrag. Dass wir auch bereit sind auf die Straße zu gehen,
> > wird bewirken, dass wir möglicherweise erfolgreich sein werden.
> >
> > Doch nun das umgekehrte Beispiel.
> > Da legen sich Neugebauer und Fasslabend und sonstige GÖD- und
> > ÖAAB-Promis ins Zeug und wählen scharfe Töne. Und was kommt zurück?
> >
> > Lesen Sie doch nach im heutigen KURIER: (zum schnelleren
> > Finden http://kurier.at/oesterreich/130033.php#print )
> > "Pensionen: Bartenstein gegen Verzögerungen
> > "Nachhaltige und strukturelle Maßnahmen" fordert
> > Minister Bartenstein.
> > [ .... ]
> > Die Eckpunkte der Pensionsreform, wie die schrittweise
> > Heranführung des Frühpensionsalters an das gesetzliche
> > Pensionsantrittsalter, die schrittweise Verlängerung des
> > Durchrechnungszeitraumes und die Neuordnung der Zu- und Abschläge
> > nach versicherungsmathematischen Grundsätzen müssten so rasch als
> > möglich realisiert werden und seien prinzipiell unumstritten."
> > ---
> > Was können wir daraus lernen?
> > Wenn das Verhandlungsgeschick der GÖD heißt "Verhandeln statt
> > mobilisieren", dann wird das von den VP-Ministern nicht einmal
> > wahrgenommen. Dann heißt es, die Pensionsreform sei "prinzipiell
> > unumstritten".
> >
> > Wer so etwas behauptet, dem geht es doch nur um eine
> > Machtdemonstration, dass er über die Köpfe der Betroffenen hinweg
> > entscheiden kann. Richtig wäre es, jetzt eine Diskussion zu beginnen
> > mit der Vorgabe, eine faire, gerechte, ausgewogene, nachhaltige und
> > zukunftsorientierte
> Lösung
> > im Zusammenwirken zu finden.
> > Wenn das nicht gelingt, dann wird es an den Gewerkschaften liegen,
> > Druck "von der Straße" zu machen. In bewährter Form, nämlich durch
> > Aktionstage.
> >
> > Günter Wittek
> >
> >
> > -----Ursprüngliche Nachricht-----
> > Von: "Josef Zwickl"
> > Gesendet: Samstag, 19. April 2003 17:55
> > Betreff: Re: "Wer war die KPdSU?"
> >
> >
> > : Danke Koll. Wittek für die interessante Information.
> > : Ich hoffe nur, dass er sich unter basisdemokratischer Konzeption
> > der
> > : Gewerkschsft nicht nur "Marschieren statt Verhandeln" vorstellt.
> > : Ich bin davon überzeugt, dass auch Gehrer mit entsprechender
> Hartnäckigkeit
> > : und Verhandlungsgeschick zu überzeugen ist. Nur sollten wir
gleichzeitig
> > : auch mit unserem Lobbyismus beginnen.Straßenaktionen sind für A u.
> > F,
> oder
> > : hat der 9. April irgend etwas bewegt?
> > : MfG
> > : J.Zwickl
> >
> >
> >
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