DER STANDARD
Dienstag, 22. April 2003, Seite 9
SALZBURG
Erlebnispädagogik in heimischer "Wildnis"
Tagung in Goldegg erörtert neue Konzepte
Salzburg - Die "Erlebnispädagogik", in deren Rahmen Projekte für Jugendliche - etwa auf einem Schiff oder in der Wüste - durchgeführt wurden, ist in die Krise geraten. Auslöser war ein Sozialprojekt in der Wüste Sinai im Jahr 2001. Damals hatten vier - inzwischen rechtskräftig verurteilte - Jugendliche versucht, ihre Betreuer "auszuschalten" und zu berauben. Ausgehend vom behördlich verordneten Aus für solche Reiseprojekte will nun das Salzburger Bergsteiger- und Alpinunternehmen "Wildnisschule", selbst seit Jahren in der Arbeit mit Jugendlichen engagiert, mit einer prominent besetzten Fachtagung auf Schloss Goldegg neue Konzepte in der Erlebnispädagogik vorstellen. Im Mittelpunkt der Konferenz vom 28. bis 29. April steht eine grundsätzliche Umorientierung in der Erlebnispädagogik. Die bisherigen Konzepte hätten versucht, "für Menschen, die durch alle Arten sonstiger pädagogischer oder therapeutischer Betreuung fallen, ein finales Rettungskonzept zu sein", erläutert Christine Lindenthaler von der "Wildnisschule". Sie schlägt den umgekehrten Weg vor: Man dürfe "die Lebensgeschichten der Klienten nicht aus der Perspektive ihrer Auffälligkeiten und Defizite" betrachten, sondern müsse "konsequent nach Ressourcen und Stärken" suchen und den Menschen helfen, diese zielführend einzusetzen. Für dieses Konzept einer "integrierten Erlebnispädagogik" brauche es weder "die weit entfernte Wildnis" noch die "klassischen Grenzerfahrungen". "Die Wildnis vor der Haustür" reiche. Hier könnten mit "sanften Formen der Naturerfahrung nachhaltige Wirkungen" erzielt werden. Konkret bedeutet dieser Ansatz, mit dem Erlebnispädagogik in die alltäglichen sozialarbeiterischen Arbeitsbereiche integrierbar werden soll, auch eine radikale Reduktion der eingesetzten Mittel: Statt Segelschifffahrten gibt es Canadiertrekkings auf heimischen Gewässern, statt Wüstentouren Bauen von Steinöfen und Brotbacken. Den Teilnehmern der Tagung zur "Integrierten Erlebnispädagogik" in Goldegg soll laut Lindenthaler auch Gelegenheit gegeben werden, einige der pädagogischen Mittel gleich selbst auszuprobieren. (neu)
www.wildnisschule.at
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