Sehr geehrter Herr Kollege Sutterlütti!
Jetzt beobachte ich seit langem, dass einige Herrschaften - zu denen Sie unbestritten gehören, immer wieder den Streik als probates Mittel anpreisen. Sie sind sicher - wenigstens theoretisch - ein absoluter Streikspezialist. Lustig wird es dann, wenn endlich Ihr Ziel näher gekommen scheint:
- Dann erweisen Sie sich als Prophet, indem Sie ohnehin vermuten, dass es zu keinem Streik kommt.
- Dann sehen Sie, dass das gar nicht gehen wird. Nicht gehen darf. Denn die anderen sind da viel zu wenig verwegen und zu schwachbrüstig.
- Mit dem Succus, dass ohnehin nur Sie das Monopol auf Streik haben und sonst niemand. (Und natürlich auf den Mut und die Kraft)
- Umgekehrt erscheint es lustig, wenn einen selber der Mut verlässt, einen solchen auszurufen und man bewusst sich die Latte so hoch legt, dass man mit eigener Mann- und Frauschaft nicht drüberspringen könnte. (Siehe Anti-Streikbeschlüsse im Montfortsaal durch die UBG). Ein ziemlicher Eiertanz. Und das Monopol auf Streik haben selbstverständlich Sie. Mit freundlichen Grüßen, Karl Digruber
Ich bin froh, dass der ÖGB, aber auch die GÖD hier klar Flagge zeigen.
Wenn ich das lese - "mit der Koordination und Durchführung von
> Kampfmaßnahmen und Abwehrstreiks wird das ÖGB-Präsidium gemeinsam mit
> den Vorsitzenden der Gewerkschaften (das heißt auch: Neugebauer!!)
> betraut" -, dann schwant mir Böses.
>
> Dass der ÖGB jetzt mit Streiks gegen den Pensionsraub droht, hat
> ausschließlich mit dem Druck der Mitglieder zu tun. Die ÖGB-Spitze wie
> die Spitzen der Einzelgewerkschaften werden alles dafür tun, dass es
> bei Streikdrohungen bleibt, dass also Streiks nicht durchgeführt
> werden, und wenn sie sich einmal nicht mehr vermeiden lassen, wird der
> ÖGB sie so durchführen, dass die Leute zwar Dampf ablassen können und
> damit der Druck auf die ÖGB-Spitze weg ist, dass sie gleichzeitig
> aber, kaum begonnen, schon wieder abgebrochen werden. Oder er führt
> sie so, dass sie nicht viel bewirken (Aufspaltung des Widerstandes,
> verschiedene Branchen führen völlig
> ungleichzeitig Kürzeststreiks, "Nadelstichtaktik"...). Die ÖGB-Führung
> wird
> sich mit ein paar kleinen Zugeständnissen, die in der Nähe des
> Symbolischen
> liegen werden, begnügen, nur um den Mitgliedern sagen zu können: "Wir
> haben
> was dagegen unternommen, wir haben Schlimmeres verhindert."
>
> Wie war's vor zwei Jahren? Urabstimmung gegen Sozialabbau und
> Abfragung der Bereitschaft, Kampfmaßnahmen mitzutragen, und dann
> folgte: NICHTS!
>
> In seiner Geschichte seit 1945 hat sich der ÖGB und seine
> Teilgewerkschaften IMMER als Verhinderer von Streiks hervorgetan, und
> das ist auch sein Selbstverständnis.
>
> Wirkungsvolle Streiks kann es nur geben, wenn Arbeiter und Angestellte
> selbst Einfluss auf den Streik bekommen und die Sache nicht den
> Gewerkschaftsspitzen überlassen. Das heißt: gewählte Streikkomitees,
> die den Beschäftigten verantwortlich sind.
>
> Robert Sutterlütti
>
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