DER STANDARD
Freitag, 25. April 2003, Seite 7
Weniger Stoff statt mehr Hausübung
Gehrer versucht, Argumente gegen Stundenreduktion zu entkräften
Wien - Vor dem Bildungsministerium demonstrierten Wiener Schüler mit ihren Lehrern. Drinnen versuchte Ressortchefin Elisabeth Gehrer in einem Pressegespräch, die Argumente gegen die geplante Stundenreduktion an den Schulen zu entkräften. [] Schüler müssen keineswegs noch mehr zu Hause lernen, meinte sie. Es liege in der Verantwortung der Lehrer, aus dem Lehrplan die wichtigsten Inhalte auszuwählen.
[] Musische Fächer bleiben in der Grundstundentafel unangetastet. Österreich bleibe hier europaweit führend.
[] Zu den Zweifeln an den OECD-Daten zur Schülerbelastung heißt es: Die Unterrichtseinheiten seien wie in anderen Ländern berechnet worden. Im Übrigen hätten auch andere Studien ergeben, dass Österreichs Schüler zu wenig Freizeit haben.
[] Kündigungen werde es keine geben, verspricht Gehrer. Allerdings werde man in Pension wechselnde Lehrer "sparsamer nachbesetzen". Heute, Freitag, endet die Begutachtung für die Verordnung. Der Rechnungshof hat vorgeschlagen, statt der Stundenreduktion die Unterrichtseinheiten von 50 auf 45 Minuten zu verkürzen, dafür aber die Lehrverpflichtung für Pädagogen zu erhöhen. "Wenn den Lehrern das lieber ist, werden wir darüber diskutieren", so Gehrer. Nach ihrem Vorschlag bleibt die Dienstordnung unangetastet. Empört ist sie über Lehrer, die Schüler für ihre Zwecke "instrumentalisieren". Gehrer erwägt, eine "Hotline" bei den Landesschulratspräsidenten einzurichten, wo Eltern anrufen können, wenn Lehrer "Falschmeldungen" verbreiten. Eine "Zukunftskommission" soll bis Herbst "Leistungsstandards" erarbeiten. Längerfristig kann sich die Ministerin etwa vorstellen, "Geometrisch Zeichnen" in Mathematik zu integrieren. Kritik an Gehrer hagelte es von SP und Grünen, die die Lehrerproteste "verständlich" finden. Auch Eltern- und Familienverbände lehnen die Stundenreduktion ab, weil das pädagogische Konzept fehle. (mon)
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