Der große Schmäh:
Wie will man als Akademiker auf 45 Beitragsjahre kommen,
wenn man nicht davon ausgeht, dann eben bis 70 zu arbeiten?

Bedeutet für die Regierung "Bildungsoffensive", der Jugend die Lust am Studieren zu nehmen, weil Studium zugleich auch mit Pensionsverlusten einhergeht?

Zuerst kommt ein sozialer Numersús clausus (Studiengebühr), dann sind die Akademikerberufe denen vorbehalten, die es sich leisten können. Und marktwirtschaftlich treibt dann der Mangel den Preis in die Höhe, ungeachtet der Qualität, die inzwischen unter der Käuflichkeit gelitten hat. Schöne neue Welt..

Günter Wittek

__________

Tumpel: Sogenannte "Hackler-Regelung" war und bleibt großer Schmäh

Wien (AK) - "Es ist ungeheuerlich, mit welcher Kaltschnäuzigkeit die Regierung falsche Informationen gibt. Denn die sogenannte Hackler-Regelung war und ist ein einziger großer Schmäh", kritisiert AK Präsident Herbert Tumpel. Alle, die seit ihrem 15. Lebensjahr durchgehend bis 60 bzw bis 55 gearbeitet haben, werden auch nach der neuen Regierungsvorlage "geschröpft". "Anders können die zu erwartenden massiven Pensionskürzungen nicht bezeichnet werden", sagt Tumpel. Das ist viel, viel Geld." Und: Die Regierung soll endlich damit aufhören, den Menschen Sand in die Augen zu streuen und ständig von "Hacklern" zu reden. Denn die wirklichen "Hackler" - etwa die Bauarbeiter - haben ohnedies keine Chance in diese Sonderregelung zu fallen, weil sie im Laufe ihres Erwerbslebens Zeiten der Arbeitslosigkeit oder auch eines längeren Krankenstandes - etwa nach´einem Arbeitsunfall - haben und deshalb die erforderlich Beschäftigungszeiten gar nicht aufbringen.

Die vorgelegten Maßnahmen werden für "Hackler" sogar noch Verschärfungen bringen. Allein durch die Abschläge wird für einen 60-jährigen Mann die Pension künftig nicht mehr maximal 80 Prozent der Bemessungsgrundlage betragen, sondern höchstens 68. Dazu kommen noch rund zwei Prozent weniger, weil die erste Anpassung ausgesetzt werden wird und ab 2004 ein weiteres Prozent pro Jahr durch die beginnende Verlängerung des Durchrechnungszeitraumes.

Und so sieht die traurige Wahrheit für jene aus, die in die sogenannte Begünstigung der sogenannten "Hackler-Regelung" fallen:

"Hackler" verliert rund 19 Prozent
Maximilian V, am 15.8.1945 geboren, mit 60 Jahren 45 Beitragsjahre nach der Lehre zum Einzelhandelskaufmann, vom Verkäufer zum Filialleiter, Einkommen: EUR 2.200,-- (zuletzt)

Geltendes Recht:
Pensionsantritt mit 60, 1.9.2005
Bemessungsgrundlage: € 1.760,--
Pensionsprozentpunkte: 45 x 2 %, Abschlag für 5 Jahre (5 x 3) begrenzt mit 10 Prozentpunkten = 80 %
Bruttopension: EUR 1.408,--

Regierungsentwurf:
Pensionsantritt mit 60, ebenfalls 1.9.2005
Bemessungsgrundlage: (17 Jahre Durchrechnung, rd -2 %): EUR 1.724,80
Prozentpunkte: 45 x 2 %, abzüglich Abschlag für 5 Jahre (5 x 3) begrenzt mit 10,5 Prozentpunkten = 79,5 %
Bruttopension: EUR 1.371,22 - Verlust 2,6 %
Anpassung fällt 1 Jahr aus (Verlust rd 2 % dadurch)

Regierungsvorlage (nach "Abmilderung"):
Pensionsantritt mit 60, ebenfalls 1.9.2005
Bemessungsgrundlage (17 Jahre Durchrechnung, rd -2 %): EUR 1.724,80
Prozentpunkte: 45 x 2, Deckelung vor Abschlag mit max 80 %, abzüglich Abschlag für 5 Jahre früheren Antritt (5 x 3 %) = 15 % von 80, dh 12 Prozentpunkte = 68 %
Bruttopension: EUR 1.172,86 -
Pensionskürzung EUR 235,14 das sind 16,7 %
Pensionsanpassung fällt 1 Jahr aus (dh 2 % zusätzlicher Verlust)

+ Gesamtverlust: rd 19 %

"Hackler" verliert rund 21 Prozent
Gustav R, geb 2.5.1947, mit 61,5, 46 Beitragsjahre, Versicherungsangestellter in leitender Position,
Einkommen: EUR 3.200,--

Geltendes Recht:
Pensionsantritt mit 61,5, am 1.12.2008
(Anmerkung: im geltenden Recht von Hacklerregelung nicht erfasst, normale VAP mit 61,5)
Bemessungsgrundlage: EUR 2.560,--
Pensionsprozente: 46 x 2, abzüglich Abschlag für 3,5 Jahre früheren Antritt 3,5 x 3 = 10,5 Prozentpunkte = 81,5, Deckung mit 80 %
Bruttopension: EUR 2.048,--

Regierungsentwurf:
Pensionsantritt mit 61,5 am 1.12.2008
(da von neuer Hacklerregelung erfasst)
Bemessungsgrundlage (20 Jahre Durchrechnung, rd -5 %): EUR 2.432
Pensionsprozentpunkte: 46 x 1,78 = 81,88, begrenzt mit 80 %, Abschlag 4,2 % x 3,5 J = 14,7 % dh 68,24 %
Bruttopension: EUR 1.659,60

Regierungsvorlage (nach "Abmilderung"):
Pensionsantritt mit 61,5 am 1.12.2008
Bemessungsgrundlage (siehe oben): EUR 2.432,--
Pensionsprozentpunkte: 46 x 1,9 = 87,4 begrenzt mit 80 %, Abschlag 4,2 % x 3,5 J = 14,7 % dh 68,24 %
Bruttopension: EUR 1.659,60
dh gegenüber Entwurf gleichgeblieben
Verlust zum geltenden Recht: EUR 388,4 das sind rd 19 % Zusätzlicher Verlust aus verzögerter Anpassung 2 %

+ Gesamtverlust: rd 21 %

Rückfragehinweis: Thomas Angerer
AK Wien Presse
Tel.: (++43-1) 501 65-2578
mailto:thomas.angerer@akwien.or.at
http://www.akwien.at


OTS0145 2003-04-30/12:57
301257 Apr 03


--
Diese Liste wird vom Personal Computer Club (http://www.pcc.ac) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.