Ich möchte den LeserInnen des Lehrerforums auch die übliche intelligente Reaktion der ÖVP auf die Kritik an der Datenübermittlung des Bildungsministeriums nicht vorenthalten.
Ich habe in der Pressekonferenz betont, dass auch ich in der Vergangenheit den Fehler begangen habe, den Daten des Bildungsministeriums zu glauben. Dieser Fehler wird mir nicht mehr unterlaufen. Es ist wohl besser, grundsätzlich jeder Information aus dem Bildungsministerium zu mißtrauen.
Wie die ÖVP mit der Wahrheit umgeht zeigt auch ein kleiner Beleg aus der Korrespondenz mit Dr. Schleicher von der OECD. Er schrieb wörtlich: "The next step would seem to me to ask the Austrian Ministry of Education to validate the raw data that they have provided to us. To me, these figures look very high but I have no external evidence to question the information that was given to us." Nicht stellt die beschränkte Wahrnehmung der ÖVP-PolitikerInnen besser dar, als die Interpretation dieses Textes.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Brosz
OTS132 5 II 0343 VPK0003 CI 02.Mai 03
ÖVP BILDUNG BROSZ AMON
Amon: Brosz handelt nach Konzept "Bin dafür, dass ich dagegen bin" =
Utl.: Richtige Angabe der Indikatoren wird von OECD bestätigt =
Wien, 2. Mai 2003 (ÖVP-PK) "Der Bildungssprecher der Grünen,
Dieter Brosz, gestaltet seine Bildungspolitik offensichtlich nach dem
Konzept 'Ich bin dafür, dass ich dagegen bin'", sagte heute, Freitag,
ÖVP-Bildungssprecher Abg.z.NR Werner Amon zu Brosz Aussagen bei
seiner heutigen Pressekonferenz. Es sei bemerkenswert, dass Brosz
heute gegen die Entlastung der Schülerinnen und Schüler auftrete.
Noch im Sommer 2001 hätten Brosz und die Sprecherin der Grün-
Alternativen Jugend, Martina Wurzer, kritisiert, dass österreichische
Schülerinnen und Schüler teilweise auf eine höhere Arbeitszeit kämen
als Erwachsene, was, so Brosz damals, "seit Jahren bekannt sei". ****
Brosz habe damals wörtlich gesagt: "Unterrichtsministerin Gehrer
ist in dieser Causa seit Jahren säumig und sollte endlich Vorschläge
unterbreiten, um diese hohe Arbeitszeitbelastung von SchülerInnen zu
senken". Als Begründung wurde von den Grünen die OECD-Studie 2001 und
die Studie 1999 der Psychologin Univ.-Prof. Dr. Christiane Spiel
angeführt. "Heute kritisiert Brosz die Maßnahmen, die er selbst
eingefordert hat, und stellt seine eigene Begründungen in Frage. Das,
womit Brosz vor 2 Jahren noch selbst argumentierte, soll nun nicht
mehr gelten, wenn es andere ins Treffen führen", so der ÖVP-
Bildungssprecher. "Entweder hat Brosz vor zwei Jahren die OECD-Daten
unkritisch und ungeprüft verwendet oder er verdreht heute die
Fakten", so Amon.
Nicht nachvollziehbar sei, wie Brosz aus dem bei der heutigen
Pressekonferenz verteilten E-Mail der OECD eine Bestätigung der
grünen Kritik ableite. Dort werde nur mitgeteilt, dass die
Indikatoren richtig berechnet worden seien. Wörtlich hieße es: "We
have no way to verify the accuracy of the raw data that was submittet
to us by the Austian Ministry of Education but we can ensure that,
based on the raw data that we received, the indicator was calculated
correctly...". Ebenso nicht nachvollziehbar seien die Behauptungen
Brosz bei der Anzahl der Schulwochen. "Diese ist bei den
Schülerinnen und Schülern gleich wie bei den Lehrerinnen und Lehrern,
denen bei der OECD 38 Wochen zugrunde gelegt werden", schloss Amon.