In den letzten 8 Jahren mussten wir Lehrer nicht zu letzt wegen des "Nicht-Handelns" der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst Gehaltseinbußen von rund 25% hinnehmen. Nun drohen uns durch die Pensionsreform weitere Einschnitte. Worin unterscheiden sich Einschnitte in meiner Lebensverdienstsumme, wenn ich sie einmal einer Regierung und einmal einer schwachen (oder von mir aus regierungsfreundlichen) Gewerkschaft verdanke?

In den letzten 8 Jahren hätte es wahrlich genug Gründe gegeben, in den Streik zu treten (LDG neu bei den Pflichtschullehrern, §61 neu im AHS- und BMHS-Bereich), die GÖD sah nie einen Grund zu handeln bzw. hat zumindest bei den Pflichtschullehrern noch fleißig mitgeholfen, die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verschlechtern. Warum sind Pensionen es Wert, dafür zu kämpfen, die Arbeitsbedingungen der Lehrer aber nicht?

Die GÖD bekennt sich - wie wohl alle Gruppierungen - zu einer Pensionsreform, stößt sich aber an der überfallsartigen Einführung. Für Lehrer in meiner Altersstufe und darunter würde sich also auch bei einer "behutsamen" Pensionsreform an der 40jährigen Durchrechnung und den damit verbundenen Einbußen nichts ändern. Will man hier primär der "Neugebauer-Generation" einen Dienst erweisen?

Dass vor allem Beamte - also auch wir Lehrer - zu den Verlierern dieser (und auch jeder anderen - siehe SPÖ-Modell) Pensionsreform gehören, liegt nicht zuletzt an unserem Gehaltsschema. Seit ich Lehrer bin, wird über höhere Anfangsgehälter und dafür flacherer Gehaltskurve gesprochen. Warum hat die GÖD bis heute an diesem Zustand, der uns jetzt auf den Kopf fallen wird, nichts geändert?

Was für mich bei der ganzen Streikdiskussion bleibt ist ein schaler Beigeschmack und eine große Portion Skepsis, die sich nicht zuletzt darauf begründet, dass ich nunmehr 13 Jahre Zeit hatte, die Handlungen, oder besser gesagt, die Nicht-Handlungen der GÖD mitzuverfolgen. Ich für meinen Teil werde jedenfalls am 13.05.03 Schule halten, denn ich lasse mich nicht gerne instrumentalisieren - weder von einer "sozial kalten" Bundesregierung noch von einer "nicht vertrauenswürdigen" Gewerkschaft.


Christian Schett
PS Bregenz





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